Ein Sinnbild für das Erntedankfest: Jede Menge Kürbisse im Hofladen von Frau Ligges. Koch Günther Overkamp ist ein großer Fan von Hofläden. Er sagt: Wir müssen die kleinen Erzeuger erhalten, sonst sinkt die Qualität und die Preise steigen.

Ein Sinnbild für das Erntedankfest: Jede Menge Kürbisse im Hofladen von Frau Ligges. Koch Günther Overkamp ist ein großer Fan von Hofläden. Er sagt: Wir müssen die kleinen Erzeuger erhalten, sonst sinkt die Qualität und die Preise steigen. © Overkamp

Günther Overkamp: Kaufen Sie Kürbis - aber in den richtigen Läden!

rnKolumne: „Overkamps Lecka-reien“

Zum Erntedankfest denkt Günther Overkamp an Kirche und Kürbisse. Der Dortmunder Koch ist ein großer Fan der Herbstfrucht. Er verrät seine Lieblings-Rezepte - und hat eine dringende Bitte.

Dortmund

, 01.10.2022, 17:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Am ersten Sonntag im Oktober ist ja Erntedankfest. Und wenn ich an Erntedank denke, denk ich an Kirche. Der katholische Sauerländer geht sonntags in die Kirche. (Wer es bisher noch nicht wusste: Ich stamme aus Fredeburg und war eifriger Messdiener.)

Erntedank wurde unglaublich zelebriert. In Hülle und Fülle waren Früchte und Gemüse aufgebaut. Geradezu unverschämt viel. Dazu Heuballen und Strohkränze – eine gewaltige Deko. Worin die katholische Kirche bekanntlich sowieso stark ist. Es war sooo schön. Richtig schön.

Zur Kolumne

Overkamps Lecka-reien

Warum ist westfälische Küche so „lecka“ und wie führt man ein Traditions-Gasthaus. Darüber - und über manches mehr - schreibt der Koch Günther Overkamp in seiner Kolumne „Overkamps Lecka-reien“. Hier finden Sie alle Folgen.

Die Herbstfrüchte wurden einem plastisch vor Augen geführt: Steckrüben, Runkeln (Zuckerrüben), alle Kohlarten, Schwarzwurzeln, Rote Beete, Porree, Früchte. Auch solche, die ich gar nicht kannte: Pastinaken, Petersilienwurzel, Topinambur, eine Erdäpfel-Art. Und dann natürlich die unzähligen Sorten Kürbisse.

Die kann man übrigens alle in Kamen-Methler sehen, was ich zum Großraum Dortmund zähle, auf einem wunderbaren Kürbishof. Den sollte jeder mal besucht haben. Es gibt dort noch etwas Tolles: einen Hofladen.

Dortmund umgeben von Hofläden

Ich bin ein großer Fan von Hofläden. Dortmunds Zentrum ist umzingelt von Hofläden: im Nordosten z.B. in Lanstrop, Grevel, Bövinghausen, im Süden in Wellinghofen, Wichlinghofen und sogar innenstadtnah in Brünninghausen.

Auch noch weiter südlich in Schwerte, Iserlohn, an der Ruhr entlang bis Wickede gibt es bäuerliche Betriebe mit phantastischen Hofläden. Einfach mal bei Google „Hofladen“ eingeben.

Leider haben diese wunderbaren Hofläden (wie auch Bioläden, Direkt-Vermarkter und Unverpackt-Läden) jetzt ein riesiges Problem, weil viele wegen der Benzinkosten die Fahrt scheuen: Hierhin für Eier, dorthin für Fleisch, dorthin für Milch. Und auch wegen der steigenden Preise. Bio leidet dramatisch darunter. Aktuell haben es diese Betriebe sehr schwer.

Ich rate dringend, wirklich dringend dazu, dort einzukaufen! Denn man muss das essen, was man erhalten möchte. Ist ja mein Motto. Wenn du willst, dass es Hofläden gibt, musst du da auch kaufen. Wenn du willst, dass es den Markt gibt, dann musst du da hingehen! Wir müssen die kleineren Erzeuger und Bauern erhalten. Sonst sinkt die Qualität und die Preise steigen. Und das will keiner!

Spaghetti-Kürbis ganz „lecka“

In Zeiten von Elektrofahrrädern kann man auch ohne Benzin zum Hofladen fahren. Und zum Beispiel Kürbis kaufen. Er ist unheimlich vielseitig. Er lässt sich süß verarbeiten als Kuchen oder kochen, einlegen, dünsten, sogar roh essen geht. Der Spaghetti-Kürbis z.B. hat ein Innenleben, also Fruchtfleisch, das aussieht wie Spaghetti.

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Man kriegt ihn im Hofladen des oben genannten Kürbishofes von Frau Ligges in Kamen-Methler. Er ist ungefähr zwei Hände groß. Hälftig aufschneiden, Hackfleisch und/oder Tomate rein, würzen, ca. 40 Minuten bei 180 Grad Umluft backen und dann auslöffeln. Lecka!

Kürbis-Rösti mit Blutwurst

Oder nehmen wir mal den Hokkaido. Du kannst ihn reiben wie eine Kartoffel. Genau das machen wir, denn jetzt gibt es Kürbis-Rösti mit eingebackener Blutwurstscheibe: Zwei Drittel Kürbis, ein Drittel Kartoffeln. Wer mag, kann auch eine Zwiebel reinreiben. Salz, Pfeffer, Muskat und ein Ei.

Jetzt eine etwas festere Blutwurst dazu, die in der Pfanne nicht sofort zerfließt. Eine fingerdicke Scheibe in die beschichtete Pfanne legen (Fett ist schon genug drin) und die Rösti-Masse drumherum. Schön kross braten auf beiden Seiten.

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Zurück zum Erntedank. Da steckt ja nicht nur Ernte drin, sondern auch Dank. Ein bisschen Demut und Dankbarkeit dürfte nicht schaden. Wir können z.B. dankbar sein, dass wir in diesem gelobten Landstrich leben dürfen, der bisher von Naturkatastrophen verschont geblieben ist.

Und dass wir unsere Lebensmittel einfach aus dem Kühlschrank holen können. Darum sollten wir sie auch essen – und nicht jede Menge wegwerfen - hilft allen!

In diesem Sinne: bis denne!

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