Ob per Telefon oder online - bei der Terminvergabe für Corona-Schutzimpfungen gab es am Montag große Probleme.

© Oliver Volmerich

Nichts geht mehr: Chaos bei Terminvergabe für Corona-Impfungen

rnCorona-Impfungen

Seit Montagmorgen können sich über 80-Jährige für eine Corona-Schutzimpfung anmelden. Bei der Möglichkeit, sich online oder telefonisch zu registrieren, gibt es aber große Probleme.

Dortmund

, 25.01.2021, 09:50 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die Organisatoren hatten es schon geahnt. „Es ist kein Geheimnis, wenn ich sage, dass wir bei der Terminvergabe – sowohl online als auch telefonisch – mit Problemen rechnen. Es wird nicht glatt laufen können, das ist uns bewusst“, hatte Dr. Dirk Spelmeyer als Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) schon in der vergangenen Woche erklärt.

Tatsächlich lief es beim Anmeldestart für Corona-Impfungen am Montag (25.1.) über die KVWL alles andere als rund. Ab 8 Uhr sollte die Anmeldung möglich sein. Schon wenige Minuten später war die Telefon-Hotline unter 0800 11611702 dauerbesetzt.

Viel Geduld nötig

Bei der Online-Anmeldung war ebenfalls Geduld nötig. Und möglichst auch Online-Erfahrung. Denn wer sich anmelden wollte, musste sich unter www.116117.de erst durch ein Menü navigieren, über die verschiedenen Bundesländer das richtige Impfzentrum finden und dann erst einmal auf kompliziertem Wege mit E-Mail und SMS-Bestätigung seine Impfberechtigung nachweisen.

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Denn zu Beginn sind Impfungen nur für Menschen über 80 Jahre möglich. Die meisten von ihnen dürften für die Anmeldung auf die Hilfe von jüngeren Angehörigen angewiesen sein.

Doch auch die stießen bei der Online-Anmeldung auf technische Probleme und Fehlermeldungen. Bereits gegen 9.15 Uhr bekamen viele die Mitteilung, dass alle Termine ausgebucht seien. Am Nachmittag konnten dann wieder erfolgreich Termine gebucht werden.

KVWL bestätigt Engpässe

Die KVWL bestätigte am späten Vormittag die Probleme. „Extrem hohe Zugriffszahlen auf die Webseiten zur Buchung einer Corona-Impfung und ein hohes Anruferaufkommen bei der Hotline 116 117 führen aktuell zu erheblichen Verzögerungen bei der Terminbuchung für die über 80-jährigen Impfberechtigten in NRW“, heißt es in einer Pressemitteilung.

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Dies bedeute längere Wartezeiten bei Anrufen und Verzögerungen sowohl beim Aufrufen der Webseiten als auch bei der Bestätigung von Terminen per E-Mail. Es werde „unter Hochdruck“ an der Beseitigung der Engpässe gearbeitet, teilt die KVWL mit. „Alle, die die Möglichkeit haben, einen Termin zu einem späteren Zeitpunkt zu buchen, sollten von dieser Möglichkeit Gebrauch machen.“ Was auch viele taten.

„Wir hatten zu Beginn bis zu 700 Zugriffe pro Sekunde und 2,5 Millionen in der Stunden“, bilanzierte KVWL-Sprecherin Vanessa Pudlo am Nachmittag. Zugleich bemühte sie sich, Sorgen zu zerstreuen, es seien auf absehbare Zeit keine Termine mehr verfügbar: „Jeden Tag kommen neue Termine dazu.“

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Alle, die laut Corona-Impfverordnung nicht zur Gruppe der über 80-Jährigen gehören, werden ausdrücklich gebeten erst dann anzurufen, wenn auch für sie die Terminvergabe startet. Die telefonische Terminvergabe ist täglich zwischen 8 und 22 Uhr unter 0800 116 117 02 möglich, online rund um die Uhr.

„Niemand muss sich Sorgen um seine Impfung beziehungsweise seinen Termin machen“, erklärte KVWL-Vorstands-Chef Spelmeyer. „Es ist ausreichend Zeit und Vorlauf für die Terminvergabe, zumal es bis Ende April dauern wird, bis wir allein die Gruppe der über 80-Jährigen mit Blick auf die verfügbaren Mengen an Impfstoff ein erstes Mal geimpft haben. Jeder, der geimpft werden möchte, wird drankommen, aber eben nicht sofort. Niemand muss befürchten, zu spät zu kommen.“

Warten auf mehr Impfstoffdosen

Man gehe davon aus, in den kommenden Wochen weitere Impfstoffdosen zu erhalten und dann die Terminkapazität erhöhen zu können. Wegen des akuten Mangels an Impfstoffen war zuletzt der Start in den Impfzentren vom 1. auf den 8. Februar verschoben worden. Außerdem soll zunächst nur nachmittags zwischen 14 und 20 Uhr geimpft werden.

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Die Impfstoffmengen reichten zunächst, um ab dem 8. Februar pro Woche etwa 70.000 Menschen in Impfzentren in Nordrhein-Westfalen zu impfen. Bis Anfang April stünden damit nach aktuellem Stand rund 560.000 Impfstoffdosen zur Verfügung, erklärt die KVWL.

Hohe Sicherheitsanforderungen

Kritik gab es am Montag auch an der komplexen Handhabung der Online-Anmeldung, für die neben einem Internet-Zugang auch eine E-Mail-Adresse und ein Handy nötig sind, über die PIN-Nummern und Sicherheitscodes verschickt werden. „Für eine einfache Terminvereinbarung sind das sehr hohe Hürden und komplexe Abläufe“, kritisierte etwa der Dortmunder Sebastian Drabent.

Der Software-Entwickler brauchte wegen der technischen Probleme bei der Online-Anmeldung am Montag bis zum Nachmittag, um jeweils zwei Termine für seine Großeltern zu buchen. „Zwischenzeitlich ging gar nichts mehr“, berichtete er.

Man nutze eine bundeseinheitliche Plattform, erklärte die KVWL-Sprecherin. Dabei seien die Sicherheitsstandards sehr hoch, um zu verhindern, dass missbräuchlich mehrere Termine gebucht werden.

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