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Groppenbrucher forcieren Widerstand gegen Waltroper Industriepläne
Im Dicken Dören
Kurz bevor die Beteiligung der Bürger endet, sagen die Anwohner Nein zur Ansiedlung des Lkw-Fahrzeugbauers Langendorf auf der Fläche „Im Dicken Dören“. Sie haben ein Bündel an Argumenten.
Sie fühlen sich gut gewappnet, um den Waltroper Industrieplan zu durchkreuzen: Die Anwohner aus Groppenbruch und der Mengeder Heide sagen Nein zur Ansiedlung des Waltroper Lkw-Fahrzeugbauers Langendorf auf einer landwirtschaftlich genutzten Fläche, die im äußersten Zipfel des Waltroper Stadtgebiets liegt und von der Straße „Im Dicken Dören“ eingerahmt wird.
„Lärm und Verkehr bei Tag und Nacht“
Ihre Bedenken gegen den „Dreischichtbetrieb mit Lärm und Verkehr bei Tag und Nacht“, der quasi direkt vor ihrer Haustür entstehen soll, haben die Anwohner jetzt in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber dem Regionalverband Ruhr (RVR) formuliert.

Nicht der Kanal, sondern erst der Groppenbach bildet die Stadtgrenze zwischen Dortmund und Waltrop. In diesem äußersten Zipfel ihres Stadtgebiets möchte die Stadt Waltrop in 200 Metern Entfernung zur Groppenbrucher Straße Industrie ansiedeln. © Hasken
Wie berichtet, will Waltrop den Traditionsbetrieb und seine rund 240 Mitarbeiter unbedingt in der Stadt halten. Der derzeitige Standort der Firma Langendorf, die Lkw-Auflieger herstellt, liegt eingezwängt zwischen einem Wohngebiet und Bahngleisen. Eine Erweiterung, die das Unternehmen anstrebt, ist dort nicht möglich.
„Waltrop kassiert die Gewerbesteuer, wir den Lärm“
„Auf keinen Fall kann dieser Betrieb hier in dem Freiraum am Kanal angesiedelt werden. Dieses Gebiet liegt nur 200 Meter entfernt von der Wohnbebauung Groppenbruch“, sagt Anwohnerin Stefanie Hugot. Ihre Mitstreiterin Heike Sowa ergänzt: „Waltrop kassiert dann die Gewerbesteuer und wir Dreck und Lärm.“
Die Verbandsversammlung des Regionalverbands Ruhr hatte im vergangenen Jahr die Fläche „Im Dicken Dören“ als Bereich für industrielle und gewerbliche Nutzung ausgewiesen. Die Änderung im bestehenden Regionalplan soll Ende des Jahres im Regionalausschuss beschlossen werden. Bis dahin ist noch Zeit, darüber zu diskutieren, ob es sich bei dem Waltroper Industrieplan eher um Kirchturmdenken oder regionalplanerische Weitsicht handelt.
Alternative Standorte wurden angeboten
In der Stellungnahme, die Stefanie Hugot gemeinsam mit Thorsten Klein aus dem Vorstand der 240 Mitglieder zählenden Siedlergemeinschaft Mengeder Heide/Groppenbruch rechtzeitig vor dem Ende des förmlichen Beteiligungsverfahrens an den RVR geschickt hat, heißt es: „Mit dem Standort Stumm-Hafen verfügt die Stadt Waltrop über eine 10,6 ha große Brachfläche angrenzend an das Kraftwerk der Firma Trianel, der sich sehr wohl für die Ansiedlung des Fahrzeugbaubetriebs Langendorf eignet. Außerdem hat die Stadt Dortmund auf dem Standort des ehemaligen Kraftwerks Knepper Flächen angeboten, die sich ebenfalls für den Betrieb eignen.“
Es handle sich im Dicken Dören, das betont Stefanie Hugot, um eine wertvolle Freifläche im Regionalen Grünzug, die vernichtet werde: „Und der knappe Freiraum zwischen Dortmund, Castrop-Rauxel, Lünen-Brambauer und Waltrop würde weiter zerschnitten.“
Die Fläche war nie eine Müllhalde
Stefanie Hugot glaubt, dass man beim RVR unter einer völlig falschen Grundannahme eine Industrieansiedlung für vertretbar hält. Sie habe mit Verantwortlichen in Essen gesprochen und sagt: „Dort denkt man, es handle sich um eine Müllhalde. Das stimmt aber ja so nicht.“ Heinz Noster ist an der Groppenbrucher Straße aufgewachsen und klärt auf: „Das war hier Bergsenkungsgebiet, und der Bergbau hat das zugekippt. Dann wurde die Fläche landwirtschaftlich genutzt. Als ich Kind war, war das schon ein Maisfeld.“
Sollten all die Argumente – Versiegelung im Grünzug, Zerschneidung eines Freiraums, Nähe zur Wohnbebauung, geeignete Alternativ-Standorte in der Nähe – nicht ausreichen, glaubt Stefanie Hugot, mit dem Thema Lärm noch den entscheidenden Trumpf im Ärmel zu haben: „Zur Bauleitplanung gehört am Ende eine Umweltverträglichkeitsprüfung. Und da sind wir sicher, dass wegen der Lärmbelastung für die Anwohner die Langendorf-Ansiedlung nicht möglich ist.“ Heinz Noster sagt: „Der Betrieb läge 14 Meter höher als das Wohngebiet. Der Lärm geht dann direkt dort hinein. Schon jetzt ist aber die Lärmbelästigung der Anwohner durch das überörtliche Straßennetz mit der A2 und der A45 sowie der Königsheide und der Emscherallee enorm.“
Stadt Dortmund schließt eine Klage nicht aus
Die Anwohner setzen auch auf die Stadt Dortmund. Sie haben noch im Ohr, dass Oberbürgermeister Ullrich Sierau (SPD) am 28. November in der Bezirksvertretung zum Schutz der Anwohner und des regional bedeutsamen Freiraums eine Klage als Instrument zur Verhinderung der Industrie-Ansiedlung nicht ausgeschlossen hat.
Die Firma Langendorf ist seit 1890 in Waltrop ansässig und hat sich von einer Stellmacherei zu einem namhaften Hersteller von Spezial-Lkw-Trailern entwickelt. In enger Abstimmung mit dem RVR, so erklärt Waltrops Bürgermeisterin Nicole Moenikes (CDU), habe man die Erstellung eines regionalplanerischen Gutachtens mit dem Ziel der Betriebsverlagerung an zwei externe Fachbüros vergeben. Im Ergebnis dieser Untersuchung habe die Stadt Waltrop dann einen Antrag auf Einleitung eines Änderungsverfahrens für die Fläche „Im Dicken Dören“ gestellt. Bei dem Areal im „Dicken Dören“ handelt es sich aus Moenikes Sicht „um eine mit bis zu 14 Metern Bergematerial aufgeschüttete, stark überformte ehemalige Brachfläche, die die höchste Eignung für die angestrebte Betriebsverlagerung aufweist“.
Unterschriftenliste und Online-Petition
Anwohnerin Stefanie Hugot hofft auf Unterstützung und bittet in Groppenbruch und in der Mengeder Heide um Unterschriften gegen das geplante Industriegebiet „Im Dicken Dören“. Auch eine Online-Petition, die sich an Waltrops Bürgermeisterin wendet, ist eingerichtet unter: www.openpetition.de/petition/ online/nein-zum-gewerbegebiet-im-dicken-doeren.Nach mehreren Stationen in Redaktionen rund um Dortmund bin ich seit dem 1. Juni 2015 in der Stadtredaktion Dortmund tätig. Als gebürtigem Dortmunder liegt mir die Stadt am Herzen. Hier interessieren mich nicht nur der Fußball, sondern auch die Kultur und die Wirtschaft. Seit dem 1. April 2020 arbeite ich in der Stadtredaktion als Wirtschaftsredakteur. In meiner Freizeit treibe ich gern Sport: Laufen, Mountainbike-Fahren, Tischtennis, Badminton. Außerdem bin ich Jazz-Fan, höre aber gerne auch Rockmusik (Springsteen, Clapton, Santana etc.).
