Der Umzug der Fachhochschule (FH) auf das „Smart Rhino“-Gelände, das frühere Hoesch-Spundwand-Grundstück in der westlichen Innenstadt, scheint gescheitert zu sein.
Stadt, Land und FH nehmen jetzt das Areal an der nördlichen Speicherstraße in den Blick, auf dem eigentlich ein „Digitalquartier“ als neuer moderner Wirtschaftsstandort am Wasser entstehen soll. Die Frage ist, ob es auch Alternativen zu diesem Standort gibt.
Einige Leserinnen und Leser hatten in Reaktionen auf das „Smart Rhino“-Aus schon Vorschläge gemacht.
Der Rat, die FH auf das Flughafen-Gelände auszusiedeln, dürfte dabei eher auf dem Wunsch von Flughafengegnern zu basieren, den Airport stillzulegen. Der ist mit steigenden Fluggast-Zahlen aktuell aber eher im Aufwind.
Ebenfalls genannt wurde das Großmarkt-Gelände am Heiligen Weg. Der Vorschlag, den Großmarkt zu verlagern, ist keinesfalls neu.
Überlegungen dieser Art sind aber immer an der Tatsache gescheitert, dass die Genossenschaft an ihrem Besitz in bester Innenstadtlage festhalten will. Doch politisch werden noch weitere Alternativflächen diskutiert.
Interessant ist: Auch die städtischen Planer hatten vor der zwischenzeitigen Entscheidung im Jahr 2019, die FH auf das frühere HSP-Gelände zu bringen, schon Alternativ- Flächen für einen FH Campus untersucht - darunter auch den Hafen.
Damals war man zu dem Schluss gekommen, dass das HSP/„Smart-Rhino“-Gelände am besten für einen neuen Hochschul-Campus geeignet sei.

Vorschlag 1: Die Speicherstraße
Nachdem das gescheitert ist, haben Land, Stadt und FH nun offiziell eine Untersuchung gestartet, ob das Gelände an der Speicherstraße als zentraler FH-Campus infrage kommt.
Der Vorteil: Anders als das „Smart Rhino“-Gelände, das der Essener Thelen-Gruppe gehört, sind die Flächen hier über die Entwicklungsgesellschaft d-port in städtischer Hand.

Der Nachteil: Wenn das Ziel ist, alle, bisher auf vier Standorte verteilte Einrichtungen der FH an einem Ort unterzubringen, könnte es an der nördlichen Speicherstraße eng werden.
Der Platz, den der Rahmenplan auf Basis des Entwurfs des dänischen Architekturbüro Cobe vorsieht, ist mit Blick auf die Geschossflächen geringer als die in den bisherigen FH-Gebäuden. Die Entwicklungsflächen an der Speicherstraße wären also komplett belegt.
Dazu kommt: Eine mögliche Erweiterung der FH oder eine Ergänzung um technologieaffines Gewerbe wie auf dem „Smart-Rhino“-Areal wäre hier nicht möglich. Denn klar ist, dass das eigentliche Hafengebiet Industriegebiet bleiben soll. Deshalb ist auch Wohnen dort ausgeschlossen.
Mit Blick auf diese Engpässe wurden aus der Politik deshalb schon andere Flächen für die FH ins Gespräch gebracht.
Vorschlag 2: Westfalenhütte
Als Alternativen für eine FH-Ansiedlung wurden auch die Fläche an der Hildastraße in der Nordstadt und auf der Westfalenhütte genannt. Der alte Industriestandort wird zurzeit neu entwickelt.
Der Vorteil: Die Flächen sind gut an das Straßennetz und den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen. Nahe der Hildastraße fährt die Stadtbahn-Linie U42, für die Westfalenhütte ist eine Verlängerung der Stadtbahn-Linie U44 geplant.
Der Nachteil: Die infrage kommenden Flächen sind in Privatbesitz. Für die Fläche an der Hildstraße plant der Investor die Ansiedlung eines Möbelhauses. Die Planung dazu ist schon weit fortgeschritten.

Das Areal der Westfalenhütte ist zwar riesig. Für einen Hochschul-Campus gibt es hier aber wohl kaum Platz. Thyssen Krupp als Hauptgrundstücksbesitzer will an seinem industriellen Kern festhalten und hat vor wenigen Jahren erst einen dreistelligen Millionenbetrag in eine neue Feuerbeschichtungsanlage investiert.
An die Stadt verkauft sind mittlerweile Flächen, die das Hüttenareal entlang der Bahnlinie im Westen umschließen. Hier soll ein „Grüner Ring“ entstehen, der als Parklandschaft eine grüne Verbindung zwischen der Nordstadt und den umliegenden Stadtteilen schaffen soll. Aktuell laufen dazu Detailplanungen mit vielen Bürgerforen.
Ganz im Süden ist die Fläche bereits an einen Entwickler verkauft. Hier soll ein neues Wohngebiet entstehen.

Für eine FH-Ansiedlung blieben auf der Westfalenhütte nur zwei Flächen: zum einen ein schmaler Streifen zwischen Hoeschpark und Garbe-Logistikpark an der geplanten Hoeschallee. Bislang ist hier Gewerbe vorgesehen. Der schmale Streifen bietet wohl auch deutlich zu wenig Platz für einen FH-Campus.
Zum Zweiten gibt es die große Brachflächen der ehemaligen Kokerei Kaiserstuhl im Zentrum der Westfalenhütte. Das Areal ist Industriegebiet gewidmet und als Logistikfläche geplant. Es liegt auch sehr isoliert.
Vorschlag 3: Nördliches Bahnhofsareal
Es gibt aber auch eine Alternative, die die Politik bislang nicht im Blick hat: die großen Brachflächen an der Nordseite des Hauptbahnhofs.
Der Entwurf des Frankfurter Büros Raumwerk, das sich bei einem städtebaulichen Wettbewerb zur Entwicklung des nördlichen Bahnhofsumfeldes durchgesetzt hat, sieht hier eine grüne Spange vor, die sich in einem Bogen vom nördlichen Bahnhofsvorplatz entlang des Bahndamms bis zum Blücherpark ziehen soll. Daneben ist aber reichlich Platz für Neubauten.

Für eine FH-Ansiedlung käme vor allem die Fläche südlich der Treibstraße infrage, die bislang für ein Berufskolleg und ein neues Wohnquartier im Anschluss an das bestehende Hafenviertel der Nordstadt vorgesehen ist.
An dieser Stelle könnte aber auch ein zentraler FH-Campus entstehen.

Der Vorteil: Die Verkehrsanbindung mit direktem Anschluss an den Hauptbahnhof ist gut, die City sehr nah.
Weil es ohnehin Überlegungen gibt, etwa das Gelände der alten Hauptpost an der Nordseite des Bahnhofs zu überplanen, wäre auch noch Platz für eine Erweiterung oder die Ansiedlung von Unternehmen im Umfeld der Hochschule.

Der Nachteil: Auch diese Flächen sind in privater Hand, gehören unter anderem einer Bahntochter und einem Dortmunder Bauträger. Für die Entwicklung des nördlichen Bahnhofsumfeldes aus einem Guss ist aber ohnehin vorgesehen, die Flächen möglichst von der Stadt beziehungsweise eine Entwicklungsgesellschaft übernehmen zu lassen.
Ein weiterer Nachteil: Die Entwicklung der Flächen nördlich des Bahnhofs werden noch einige Jahre dauern. Ein Campus an dieser Stelle wäre also eher ein langfristiges Projekt.