Sebastian Schröder führt das Café Kleimann an der Kampstraße

Sebastian Schröder führt das Café Kleimann an der Kampstraße als Familienbetrieb in der fünften Generation. Er beklagt bürokratische Hürden für die Außengastronomie. © Oliver Volmerich

Gewalt, Ekel, Baustellen und mehr: Kampstraßen-Händler lassen ihren Ärger raus

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Endlos-Baustelle, Kriminalität und bürokratische Hürden: Bei einem Treffen mit Oberbürgermeister Thomas Westphal haben Geschäftsleute an der Kampstraße ihrem Unmut Luft gemacht.

Dortmund

, 24.10.2022, 04:10 Uhr / Lesedauer: 2 min

Thomas Westphal war gekommen, um zuzuhören. Für einen Abend traf sich der Oberbürgermeister, begleitet von Wirtschaftsförderin Heike Marzen, mit Mitgliedern der Aktionsgemeinschaft Kampstraße. Und die Kaufleute nutzten die Gelegenheit, einmal so richtig ihr Herz auszuschütten.

Themen gab es reichlich - über den Ärger wegen der Verzögerungen beim Boulevard Kampstraße weit hinaus. Zuletzt waren Teile der Kampstraße als Kriminalitäts-Hotspot in den Fokus geraten.

Die Geschäftsleute berichteten aber auch von Ärger mit den aktuellen Baustellen der Versorger. Da würden Baugruben geschlossen und zwei Tage später wieder geöffnet, Baumaterial direkt an Zugängen zu den Geschäften abgestellt, berichtete etwa Michael Draeger vom Reise-Café Stoffregen. „Da fehlt oft die Rücksprache. Es gibt zu viele einsame Entscheidungen“, beklagte er.

Ein Baustellenschild auf der Kampstraße vor der Reinoldikirche.

Noch für viele Jahre bleibt die Kampstraße eine Baustelle - zum Leidwesen der Geschäftsleute. © Oliver Volmerich

Ein wachsendes Problem sei auch die Obdachlosen- und Drogenszene, oft verbunden mit unappetitlichen Hinterlassenschaften vor den Geschäften und aggressiver Bettelei. Das Ordnungsamt sei nur schwer erreichbar, hieß es.

Ansonsten wünschen sich die Geschäftsleute generell mehr Leben auf der Kampstraße. „Warum endet etwa der Weihnachtsmarkt an der Treppe zum Reinoldikirchplatz?“ fragte Michael Draeger.

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Sebastian Schröder vom traditionsreichen Café Kleimann plädierte für mehr Außengastronomie und beklagte bürokratische Hürden. Windschutzwände seien nur in der Corona-Zeit erlaubt und die Anschaffung sogar bezuschusst worden. Die Sonderregelung der Stadt laufe jetzt aber aus.

Westphal versprach nachzuhaken. Auch er setze auf mehr Aufenthaltsqualität und Veranstaltungen, um die Kampstraße zu beleben. Dabei sollten die Anlieger vor Ort stärker eingebunden werden, erklärte der OB.

Verzögerungen bei Boulevard-Plänen

Und dann ist da ja noch der Ärger um den Boulevard Kampstraße. Axel Schroeder erinnerte als Sprecher der Aktionsgemeinschaft noch einmal an die lange Geschichte des Bauprojekts, dessen Planung 1998 begann. 2008 starteten die ersten Bauarbeiten, 2016 sollte alles fertig sein, blickte Schroeder zurück.

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Doch der Umbau der zentralen Achse zwischen Petri- und Reinoldikirche wurde Jahr um Jahr verschoben. Jetzt sollen die inzwischen reduzierten Pläne bis 2029 umgesetzt sein. „Jede Verschiebung ist für uns ein Stich ins Herz. Für uns ist das existenziell“, sagte Axel Schroeder. Auch hier nahm Westphal den Wunsch mit, das Bauprojekt doch noch zu beschleunigen.

Politik begrüßt Übergangspläne

Die Politik sieht das immerhin genauso, wie die letzte Sitzung des Ausschusses für Stadtgestaltung am Mittwoch (19.10.) gezeigt hat. Dort standen die Vorschläge der Verwaltung für eine vorübergehende Gestaltung auf der Tagesordnung, für die die Stadt in den nächsten Jahren 250.000 Euro investieren will - vor allem für temporäres Grün, Sitzgelegenheiten und Spielmöglichkeiten bis hin zu einem kleinen Bolzplatz.

Eine geflügelte Nashorn-Skulptur steht auf der Kampstraße.

Die AG Kampstraße setzt sich für die Neugestaltung der zentralen City-Achse ein. Mehr Grün ist dabei in wichtiges Thema. © Oliver Volmerich

„Wir begrüßen es, dass unsere Forderung nach mehr Aufenthaltsqualität auch in der Bauzeit umgesetzt wird“, sagte CDU-Ratsherr Reinhard Frank. Ein Streitpunkt bleibt allerdings: Die Grünen forderten in einem Zusatzantrag einmal mehr die Markierung einer Spur für Radfahrer.

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Doch das sahen die Mehrheit im Ausschuss und die Vertreter der Verwaltung anders. „Wir wollen keine Trennung zwischen Rad- und Fußverkehr“, sagte SPD-Fraktionssprecherin Carla Neumann-Lieven. „Die Kampstraße bleibt für Radfahrer und Fußgänger benutzbar. Es wird mit der temporären Gestaltung keine Barrieren für den Radverkehr geben, aber auch keinen separaten Radweg“, erklärte Planungsdezernent Ludger Wilde.

Baudezernent Arnulf Rybicki machte deutlich, dass es bei der Gestaltung immer wieder Veränderungen geben werde. „Man muss sich auf gegenseitige Rücksichtnahme und immer wieder wechselnde Situationen einstellen“, kündigte der Dezernent an.

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