Wegener der explodierenden Gaspreise drohen in diesem Jahr hohe Nachzahlungen. Dr. Thomas Bach, Geschäftsführer von Haus & Grund in Dortmund, empfiehlt Vermietern jetzt, die Vorauszahlungen für ihre Mieter zu erhöhen.

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Gaspreis-Schock in Dortmund: Vermieter erhöhen die Vorauszahlungen

rnSteigende Energiepreise

Die nächste Nebenkostenabrechnung wird für Mieter bitter. Vor allem der Gaspreis ist zum Jahresbeginn explodiert - und droht weiter zu steigen. Vermieter fordern schon jetzt mehr Geld.

Dortmund

, 02.05.2022, 12:09 Uhr / Lesedauer: 3 min

Immer mehr Mieter bekommen in diesen Tagen in Dortmund Post von ihren Vermietern. Die Preise für Gas, Öl und Strom sind schon zum Beginn dieses Jahres deutlich gestiegen. Wegen des Krieges in der Ukraine wird Energie nun noch teurer.

Vermieter heben jetzt die monatlichen Vorauszahlungen für die Nebenkosten an, weil sonst riesige Nachzahlungen drohen, die das Haushaltsbudget vieler Menschen sprengen.

Clemens K. ist ein Vermieter in Dortmund. Er besitzt in Dortmund fünf Mehrfamilienhäuser. „Ich mache gerade die Nebenkostenabrechnungen für 2021. Da gibt es für einige Mieter noch Rückzahlungen, aber das wird in diesem Jahr nicht mehr möglich sein. Der Gaspreis hat sich bei meinem Anbieter genau verdoppelt. Statt bei 4,7 Cent pro Kilowattstunde liegt er jetzt bei 9,5 Cent. Und das ist noch günstig, andere Anbieter nehmen auch 12 oder 13 Cent“, sagt Clemens K.

„50 Euro mehr pro Monat sind nötig“

Er hat sich entschieden, mit seinen Mietern darüber zu sprechen, die monatlichen Vorauszahlungen zu erhöhen. „Für eine 70 bis 80 Quadratmeter große Wohnung sind 50 Euro mehr nötig, um hohe Nachzahlungen zu vermeiden“, sagt er.

Und das sei noch günstig, da seine Häuser energetisch saniert seien. Mieter in nicht sanierten Häusern müssten mit noch höheren Energiekosten und damit auch noch höheren Vorauszahlungen rechnen.

Rund 250.000 Haushalte heizen in Dortmund mit Gas. Hier ein Blick auf Brackel.

Rund 250.000 Haushalte heizen in Dortmund mit Gas. Hier ein Blick auf Brackel. © (A) Schaper

Der Eigentümerverband Haus & Grund in Dortmund findet es richtig, die Vorauszahlungen jetzt zu erhöhen. „Die Energiepreissteigerungen sind immens. Und wenn nicht bereits jetzt durch Anpassungen der Nebenkostenvorauszahlungen gehandelt wird, wird es bei den Nebenkostenabrechnungen im kommenden Jahr böse Überraschungen geben“, sagt Hauptgeschäftsführer Dr. Thomas Bach.

Er ergänzt: „Wobei es dann eigentlich keine Überraschung mehr sein kann, denn das Thema ist ja in aller Munde. Eigentümern, die aufgrund der aktuellen Situation einen nicht unerheblichen Teil der Energiekosten vorfinanzieren, empfehlen wir die Kontaktaufnahme mit ihren Mietern. Es ist für beide Parteien sinnvoll, bereits jetzt einvernehmliche Lösungen zur Anpassung der Vorauszahlungen zu finden, da im kommenden Jahr ansonsten empfindliche Nachzahlungen drohen.“

Spar- und Bauverein erhöht Vorauszahlungen um 35 Prozent

Auch der Spar- und Bauverein hat 2871 seiner Mieter in Dortmund angeschrieben und mit Wirkung zum 1. April bereits die Heizkostenvorauszahlungen angepasst: um 35 Prozent für die Bestände mit Gaszentralheizungen, um 25 Prozent für die Bestände mit Öl- oder Pelletheizungen.

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Damit gehört der Spar- und Bauverein zu den ersten Wohnungsunternehmen, die so auf die Energiepreisentwicklung reagieren. Martin Grebe vom Mieterverein in Dortmund fühlt zumindest noch eine gewisse Ruhe vor dem Sturm.

„Das Thema fängt jetzt erst an. Bei den großen Wohnungsgesellschaften ist es noch nicht vorhanden. Bislang weiß ich nur, dass Vivawest seine Mieter aufgefordert hat, die Vorauszahlungen um 30 Prozent zu erhöhen“, sagt er.

Vivawest bestätigt das. „Als Vermieter haben wir die Verantwortung, unsere Mieter vor unerwartet hohen Nachzahlungen zu schützen, indem wir die Höhe der Vorauszahlung an die voraussichtlich zu erwartenden Kosten anpassen, so dass das Risiko von Nachzahlungen verringert wird“, teilt das Unternehmen auf Anfrage mit. Die Erhöhung erfolgt ab dem 1. Mai.

Rund 250.000 Haushalte in Dortmund heizen mit Gas

Der Mietrechts-Experte Martin Grebe weist darauf hin, dass Vermieter die Erhöhung der Vorauszahlung konkret begründen und auf Basis der Energiepreise des Versorgers berechnen müssen. „Auf jeden Fall bedarf es einer schriftlichen Erklärung“, sagt Martin Grebe.

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Rund 250.000 Haushalte in Dortmund heizen mit Gas. Beim Dortmunder Energieversorger DEW21, der nach eigenen Angaben 70 Prozent davon versorgt, ist der Gaspreis in den vergangenen Jahren schon deutlich gestiegen.

Zahlten Kunden vor drei Jahren noch 5,3 Cent pro Kilowattstunde Arbeitspreis im Tarif „Erdgas.Basis“, so liegt der Preis heute bei 18,79 Cent - eine Verteuerung um über 250 Prozent.

Vor allem gegen Ende des vergangenen Jahres stieg der Großhandels-Preis rasant. „Im Moment“, so sagt DEW21-Sprecherin Jana-Larissa Marx, „sind die Preise stabil. Aber, wir können weitere Preisanpassungen in diesem Jahr nicht ausschließen.“

Wohnungsunternehmen setzen auf Energieeinsparung

Schon jetzt ist die Preisentwicklung für Martin Grebe vom Mieterverein alarmierend. „Wir sehen den Nebenkostenabrechnungen für dieses Jahr mit Sorge entgegen. Wenn Preise sich verdoppeln, kommen auf Haushalte, die 1200 Euro Heizkosten im Jahr haben, Nachzahlungen in vierstelliger Höhe zu“, sagt er und empfiehlt, entsprechend Geld zur Seite zu legen.

„Eine freiwillige Erhöhung der Vorauszahlungen empfehlen wir nicht, da es Vermieter gibt, die nicht rechtzeitig abrechnen, und man auch nicht weiß, welche Summe am Ende tatsächlich fällig wird“, so Martin Grebe.

Vielerorts wurden und werden in Dortmund Mietshäuser modernisiert. „Die Wohnungsunternehmen setzen seit vielen Jahren Maßnahmen zur Energieeinsparung in den Quartieren um“, sagt Franz-Bernd Große-Wilde, der Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Dortmunder Wohnungsunternehmen.

Vielerorts wurden und werden in Dortmund Mietshäuser modernisiert. „Die Wohnungsunternehmen setzen seit vielen Jahren Maßnahmen zur Energieeinsparung in den Quartieren um“, sagt Franz-Bernd Große-Wilde, der Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Dortmunder Wohnungsunternehmen. © (A) Stephan Schütze

Dass in Dortmund schon viel zur Einsparung von Primärenergie getan wurde, darauf weist Franz-Bernd Große-Wilde, Vorstandsvorsitzender der Spar- und Bauverein eG und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Dortmunder Wohnungsunternehmen, hin.

Er sagt: „Die Wohnungsunternehmen setzen seit vielen Jahren Maßnahmen zur Energieeinsparung in den Quartieren um. So konnten wir als Spar- und Bauverein eG beispielsweise im Berichtsjahr 2021 alleine durch Heizanlagenoptimierungen über 1,3 Mio. kWh Heizenergie zum Wohle der Umwelt und unserer Mitglieder einsparen.“