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Kunden in Schwerte wollen keine Gasheizung mehr – „Es gibt keine Alternativen, es gibt nur Lösungen“
Hohe Energiepreise
Die Bundesregierung hat am Mittwoch die Frühwarnstufe des Notfallplans Gas aktiviert. Doch bereits vor diesem Schritt hat der Ukraine-Krieg viele Schwerter Hausbesitzer aus ihrer Sorglosigkeit gerissen.
Gasheizungen sind konkurrenzlos gemütlich. Hausbesitzer, die eine Gas-Therme nutzen, müssen sich kaum bis gar nicht um ihre Technik oder um die Bevorratung kümmern. Und lange Zeit war das Gas auch noch günstig.
Doch der Ukraine-Krieg hat viele Hausbesitzer aus ihrer Sorglosigkeit gerissen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck aktivierte am Mittwoch (30.3.) wegen einer drohenden Verschlechterung der Versorgungslage die Frühwarnstufe des sogenannten Notfallplans Gas. „Es gibt aktuell keine Versorgungsengpässe“, teilte der Grünen-Politiker am Mittwoch in Berlin mit. „Dennoch müssen wir die Vorsorgemaßnahmen erhöhen, um für den Fall einer Eskalation seitens Russlands gewappnet zu sein.“
Diese erste von drei Krisenstufen sieht noch keine staatlichen Versorgungseinschränkungen vor. Doch Deutschland bereitet sich auf einen möglichen Lieferstopp Russlands vor. Putin hatte angekündigt, die Bezahlung der Gasimporte nur noch in Rubel zu akzeptieren.
Viele Betroffene fragen sich, ob sie aktiv etwas tun können und greifen zum Telefon. „Wir bekommen täglich mehrere Anrufe von Menschen, die sich über eine neue Heizung informieren möchten“, berichtete Andreas Moscheik vom Meisterbetrieb A. Moscheik, der spezialisiert ist in den Bereichen Solar, Pellets, Heizungen und Solaranlagen, bereits am Dienstag (29.3.) auf Anfrage der Redaktion.
Viele denken über eine neue Heizung nach
„Es ist nicht so, dass die Leute beim Blick auf die Gaspreise ihre Gasheizungen aus dem Fenster werfen“, sagte ein anderer Schwerter Installateur, der namentlich nicht genannt werden möchte.
Doch genug Menschen würden über ihre Heizung nachdenken, sodass die Schwerter Installateure einen Trend erkennen können: „Der Favorit momentan bei den Kunden ist das Heizen mit Holz-Pellets“, sagt der Schwerter Experte.
In den Augen von Andreas Moscheik gibt es für die neue Popularität einen Grund: „Pellets sind ein heimisches Produkt, bei Pellets ist man nicht von Putin abhängig.“ Und Holz ist ein nachwachsender Rohstoff.
Ölheizungen sind nicht mehr gefragt
Pellets sind Nebenprodukte aus der Holzindustrie: „gepresste Sägespäne“. Es werden also nur so viele Pellets produziert, wie Sägespäne anfallen. Das birgt die Gefahr, dass bei höherer Nachfrage, die Preise auch steigen.
Es sind im Übrigen nicht nur Besitzer von Gasheizungen, die über neue Technik nachdenken. „Öl ist komplett out“, sagt der Schwerter Heizungs-Installateur. Die Schwerter wollen mit Gas und Öl weg von fossilen Brennstoffen. Was sind die besten Alternativen?
„Es gibt keine Alternativen, es gibt nur Lösungen“, erklärt Andreas Moscheik. Das bedeutet, dass technische Lösungen für jeden Haushalt zusammengestellt werden müssen. So halte er es für wichtig, immer auch Sonnenenergie mit einzuplanen. Zum Beispiel könne man eine Pellet-Heizung in Kombination mit Solarthermie auf dem Dach nutzen. Das könne für jede Haus- und Haushaltsgröße angepasst werden.
Außerdem werden für neue Heiztechnik auf Basis erneuerbarer Energien Fördermittel vom Staat fällig, die man mit einplanen muss. Eine individuelle Beratung gibt es in den Handwerksbetrieben in Schwerte.
Holger Bergmann ist seit 1994 als freier Mitarbeiter für die Ruhr Nachrichten im Dortmunder Westen unterweg und wird immer wieder aufs neue davon überrascht, wieviele spannende Geschichten direkt in der Nachbarschaft schlummern.
