Dortmunder Horror-Halle überraschend einfach zugänglich „Sorge mich besonders um die Kinder“

Ehemalige Gammel-Sporthalle ist überraschend einfach zugänglich
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Nach mehreren Einbrüchen und Zündeleien wollte die Stadt Dortmund mit verschiedenen Sicherheitsvorkehrungen dafür sorgen, dass ungebetene Gäste die ehemalige Hauptschule samt Sporthalle nicht mehr betreten können. Doch weder Zäune und Schlösser noch Spanplatten konnten die Störenfriede bislang fernhalten.

Zumindest die Tür zur ehemaligen Sporthalle in Dortmund-Bövinghausen steht seit Tagen wieder offen. Darauf wies uns ein Leser über den Anonymen Briefkasten hin. „Der Innenraum ist weiterhin in einem chaotischen Zustand. Wann endlich wird dieser Schandfleck abgerissen?“, fragt er.

Krach und Vandalismus

Nicht nur er, viele Nachbarn ärgern sich schon lange über den Krach, Vandalismus und Dreck vor ihrer Haustür. Sie warten seit Jahren darauf, dass der seit zehn Jahren leerstehende Gebäudekomplex an der Bövinghauser Straße abgerissen wird.

Bei unserem Besuch vor Ort am Mittwoch (4.10.23) stellten wir überrascht fest, wie einfach man auf den Schulhof und damit auch in die Horror-Halle gelangen kann. Zwar wurde ein einfaches Schloss am Eingangstor durch ein massives ausgetauscht, doch was nutzt das, wenn es eine große Lücke im Zaun gibt?

Die ehemalige Sporthalle an der Bövinghauser Straße wurde komplett zerstört.
Alles, was man zerstören konnte, wurde in der ehemaligen Sporthalle demoliert. Vor allem die vielen Scherben stellen eine große Verletzungsgefahr dar. © privat

Das Verbrettern der Hallen-Tür stellte für die Eindringlinge offensichtlich genauso wenig ein Hindernis dar wie die aufgestellten Zaunelemente. Alles wurde wieder entfernt, jeder hat hier freien Eintritt.

„Ich sorge mich besonders um die Kinder hier“, sagt Anwohner Peter Buddenberg, für den der ehemalige Schulhof auf der täglichen Gassi-Runde mit seinen Hunden liegt. Die Sporthalle sei für die Kleinen so etwas wie ein Abenteuerspielplatz.

Drogenkonsum

„Oft werden darin Drogen konsumiert, ich möchte einfach nicht, dass die Kinder auf die schiefe Bahn geraten“, so der Spaziergänger aus Bövinghausen. Er spreche sie deshalb jedes Mal an und versuche, sie über die Gefahren aufzuklären. „Das ist alles sehr sehr traurig hier.“

Er persönlich habe die Halle noch nie betreten, sich aber von anderen erzählen lassen, wie es darin aussieht. Umkleidekabinen, Waschräume und die Turnhalle sollen in einem katastrophalen Zustand sein. Überall würden Scherben, Schutt, Dreck, Müll und aus der Wand gerissene Heizkörper liegen. Türen, Fenster Waschbecken, Einrichtungsgegenstände und Sportgeräte, nichts sei mehr heile. Wände und Böden seien mit Brandflecken und Graffiti übersät.

„Vor allem für die Anwohner im Junoweg ist der Anblick schlimm und auch das Theater, das sie immer hier mitkriegen“, meint Peter Buddenberg. Ihm fehle jedes Verständnis dafür, dass die Stadt nicht handelt. „Warum wurde hier nichts Vernünftiges für Kinder und Jugendliche geschaffen?“, fragt er.

Stattdessen verkommen die Immobilie und ihr Umfeld immer mehr. Die Außenanlage macht eine steile „Karriere“ als Müllhalde. Kleidung, Möbel, Matratzen, Reifen, Plastik- und Papierabfälle werden hier im großen Stil illegal entsorgt. Zuletzt waren wir Ende Juli 2023 vor Ort, der Unrat hat eindeutig zugenommen.

Geplante Wohnbebauung

Auch alte Kleidung wird auf dem ehemaligen Schulgelände in Bövinghausen entsorgt.
Auch alte Kleidung wird auf dem ehemaligen Schulgelände entsorgt. © Beate Dönnewald

Große Hoffnung, dass sich dieser Zustand zeitnah ändern wird, können sich die Anwohnerinnen und Anwohner nicht machen. Das Gegenteil ist der Fall. So erklärte Stadtsprecherin Alexandra Schürmann erst im Juli 2023 gegenüber unserer Redaktion, dass der geplante Abriss und die anschließende Wohnbebauung noch nicht in greifbare Nähe gerückt sind.

Weder das Verfahren zum Aufstellen eines Bebauungsplans sei eingeleitet worden noch gebe es einen konkreten Zeitplan für das Wohnprojekt. Schürmann betonte aber auch, dass regelmäßige Sicherheitskontrollen stattfinden würden. Ein Hindernis im Planungsprozess: Für die Erschließung des zukünftigen Wohnquartiers, so heißt es seit Jahren, müsse die Stadt noch erforderliche Flächen erwerben.

Wenn auch Sie uns einen Hinweis auf einen Missstand geben möchten und Nachteile für sich selbst befürchten, können Sie dafür unseren Anonymen Briefkasten nutzen. Diesen finden Sie hier: rn.de/anonym

Die ehemalige Turnhalle in Bövinghausen ist total verwüstet und zeigt Spuren von Brandstiftung.
Die ehemalige Turnhalle ist total verwüstet und zeigt Spuren von Brandstiftung. © privat

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