Alexander Richter in der „Warsteiner Music Hall“

© Dieter Menne (Archivbild)

Feiern und Konzerte mit PCR-Test? „Kein Club wird das überleben“

rnNeue Corona-Regeln für Ungeimpfte

Feiern in Dortmunds Clubs ist bald wieder möglich, auch Konzerte in vollen Hallen - für Nicht-Geimpfte und -Genesene aber nur mit gültigem PCR-Test. Wie reagieren Dortmunds Veranstalter darauf?

Dortmund

, 19.08.2021, 08:42 Uhr / Lesedauer: 2 min

Yves Gredecki hat richtig Bock. Seit fast anderthalb Jahren muss der Chef des Alten Weinkellers an der Märkischen Straße nun schon auf die nächste Partynacht in seinem Club warten: „Die Lust ist riesig, und jetzt gibt es eine größere Perspektive darauf als zuletzt.“

Am Freitag (20.8.) tritt die neue NRW-Coronaschutzverordnung in Kraft. Sie gibt der Nachtleben- und Konzert-Szene im Land erstmals eine Öffnungsperspektive, die nicht an Corona-Inzidenzen gekoppelt ist. Alle Einrichtungen und Angebote des öffentlichen Lebens können wieder genutzt werden, wenn man zu der Gruppe der 3G gehört. Das heißt: Wenn man geimpft, genesen oder getestet ist.

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Um zur letztgenannten Gruppe zu gehören, benötigt man in den meisten Gelegenheiten nur einen (noch kostenlosen) Antigen-Schnelltest. In Bereichen mit besonders großer Ansteckungsgefahr - unter anderem in Clubs und bei Tanzveranstaltungen - wird hingegen ein kostenpflichtiger PCR-Test nötig.

Und genau da beginnt für Alexander Richter das Problem. Richter ist Geschäftsführer der Warsteiner Music Hall, der nach den Westfalenhallen größten Konzerthalle Dortmunds, in deren Keller auch der Club „Tresor.West“ sein Zuhause hat.

Warsteiner-Music-Hall-Chef: PCR-Test ist geschäftsschädigend

Für ihn ist die neue PCR-Test-Regelung geschäftsschädigend. Viele der jungen Erwachsenen - der Haupt-Zielgruppe von Clubs und Konzerten - seien noch nicht geimpft: „Wir verlieren automatisch 40 Prozent aller möglichen Gäste.“

Richter glaubt nicht, dass potenzielle Partygänger bereit seien, vor einem Club-Besuch 40 Euro für einen PCR-Test auszugeben, zumal das Ergebnis dieser Tests mindestens 24 Stunden brauche: „Clubs sind ein spontanes Geschäft, das wird mit einem PCR-Test nicht funktionieren - nicht mit dem Aufwand, nicht mit den Kosten.“

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Sollte diese Regelung Bestand haben, sieht Richter schwarz für die Nachtszene: „Kein Club der Welt wird das überleben.“

Auch das Konzert-Geschäft werde unter der PCR-Test-Pflicht leiden, meint Richter: Es werde weniger Konzerte geben, auch die Qualität der Auftritte werde sinken: „Manche Künstler werden das aussitzen oder sogar sagen: ‚Das mache ich nicht mit PCR oder 2G [nur mit Geimpften oder Getesteten, die Redaktion].“

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Stattdessen rät Richter zu einem Blick nach Österreich: „Die setzen bei Konzerten auf Antigen-Schnelltests.“ Da seien die Kosten bedeutend geringer und das Ergebnis sehr schnell da. „Da sind die Konzerte ausverkauft.“

Was ist nun sinnvoller - Schnelltest oder PCR-Test? Richters Kollege Matthias Schmidt vom FZW will sich da nicht festlegen: „Das müssen die Mediziner entscheiden.“ Er hofft aber, dass die neuen Regeln möglichst viele noch Schwankende überzeugen, sich doch impfen zu lassen.

FZW plant Neustart etablierter Partyformate

Unabhängig davon plant das FZW den Neustart seiner etablierten Partyformate für Geimpfte, Genesene und PCR-Getestete. Anfang September wird man wieder bei Reihen wie „Too old to die young“ im FZW tanzen können, wenn auch mit begrenzter Besucherzahl. „Wir müssen Abstriche machen, klar“, sagt Schmidt. Doch wenn sich die Impfzahlen gut entwickeln sollten, kann er sich ausverkaufte Konzerte ab Anfang Oktober vorstellen.

Yves Gredecki vom Alten Weinkeller freut sich über die Öffnungsperspektiven für Clubs.

Yves Gredecki vom Alten Weinkeller freut sich über die Öffnungsperspektiven für Clubs. © Stephan Schütze (Archivbild)

Auch Yves Gredecki hofft für den Neustart seines Alten Weinkellers Anfang/Mitte September auf möglichst viele Gäste. Wie viele tatsächlich bei ihm feiern dürfen, hängt auch vom individuellen Hygienekonzept ab, das vom Gesundheitsamt genehmigt werden muss. „Bei nur 50 Prozent Kapazität wäre es schwer“, antwortet er auf die Frage, ab wann es sich für ihn nicht mehr rechnet.

Egal, wie es viele schlussendlich werden: Die Gäste des Weinkellers werden ausschließlich aus Geimpften und Getesteten bestehen. Nicht-Immunisierte müssen draußen bleiben, auch mit gültigem PCR-Test, hat der Chef entschieden.

2G sei „vom Handling einfacher“ bei der Einlasskontrolle, zudem könne man einen Testnachweis ziemlich einfach fälschen, erklärt Gredecki. Und: „Wir befürworten grundsätzlich das Impfen.“

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