3G-Regel in Dortmunds Gastronomie: „Das wird uns komplett überfordern“

© Bastian Pietsch

3G-Regel in Dortmunds Gastronomie: „Das wird uns komplett überfordern“

rnNeue Corona-Regeln

Für Dortmunds Wirte ist der Betrieb gerade erst wieder gut angelaufen. Doch bald dürfen sie drinnen wieder nur noch Geimpfte, Genesene und Getestete bedienen. Die Sorge vor der 3G-Regel ist groß.

Dortmund

, 11.08.2021, 15:31 Uhr / Lesedauer: 2 min

„Wir haben sowieso schon Personalmangel. Wenn wir jetzt noch die 3G-Regel kontrollieren müssen, sind wir komplett überfordert“, sagt Omid Ghorbanazar, Inhaber der Kult-Kneipe Ratsschänke an der Prinzenstraße. Damit beschreibt er ein Problem, das sich aus den neuen Corona-Regeln für Dortmunder Gastronomen ergibt – eines von vielen.

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Auf die neuen Regeln geeinigt haben sich die Ministerpräsidenten der Länder mit Kanzlerin Merkel beim Corona-Gipfel am Dienstag (10.8.). Unter anderem dürfen ab 23. August (Montag) Menschen, die weder vollständig geimpft noch genesen sind, nur noch mit einem negativen Test Hotels oder die Innengastronomie besuchen.

Keine Gratis-Tests mehr für Nicht-Geimpfte und -Genesene ab Mitte Oktober

Die Länder können die 3G-Regel ganz oder teilweise aussetzen, solange die Inzidenz in einem Landkreis unter 35 liegt. Am Mittwoch (11.8.) lag die Inzidenz in Dortmund laut dem Robert-Koch-Institut bei 40,3. Außerdem müssen Ungeimpfte und Nicht-Genesene Bürgertests ab 11. Oktober selbst bezahlen – ein zusätzlicher Grund, der sie von einem spontanen Kneipenbesuch abhalten könnte.

Omid Ghorbanazar von der Ratsschänke befürchtet, zusammen mit seiner Partnerin Angelin Sierigk die 3G-Regel nur schwer überprüfen zu können: „Am Anfang nach der letzten Öffnung kamen noch nicht so viele Gäste, weil viele skeptisch waren. Mittlerweile kommen aber wieder fast so viele wie früher. Die können wir nicht alle kontrollieren.“

Viele seiner Mitarbeiter hätten während der Pandemie gekündigt. Im Juli berichtete er unserer Redaktion von etwa 40 Prozent weniger Mitarbeitern. Deswegen habe er kein Personal, um nun auch noch Test-, Impf- und Genesungsnachweise zu kontrollieren.

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Ghorbanazar geht mit einem schlechten Gefühl in den Herbst: „Wir haben Angst, wieder in den Lockdown zu müssen.“ Dabei stehe sein Hauptgeschäft erst noch bevor: Der Kneipentrubel bei BVB-Spielen am Wochenende. „Wenn genau beim Bundesliga-Start die Regeln wieder verschärft werden, wird es für uns sehr problematisch“, meint er.

Testpflicht habe Kunden beim Herr Liebig anfangs abgeschreckt

Ähnlich düster blickt Beate Bußmann vom Herr Liebig Kaffeehaus an der Liebigstraße auf die neuen Einschränkungen, aber aus einem anderen Grund. „Wir hatten die Situation mit der 3G-Regel im Innenraum ja schon bei der letzten Öffnung und damals haben sich deutlich weniger Leute reingesetzt“, sagt Bußmann gegenüber unserer Redaktion. Gerade bei schlechtem Wetter führe das zu weniger Kundschaft.

Zurzeit – ohne Nachweispflicht für die Innen- und Außengastronomie – sei das Herr Liebig oft fast voll. Beate Bußmann schätzt, das werde sich mit den neuen Regeln wahrscheinlich schnell ändern – erst recht, wenn Ungeimpfte und Nicht-Genesene ihre Bürgertests bezahlen müssen.

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Einen Vorteil an den neuen Regeln erkennt sie: „Die Gäste sind besser geschützt und man fühlt sich als Mitarbeiter persönlich sicherer.“ Aber: „Für den Betrieb ist die 3G-Regel natürlich wegen weniger Kunden und weniger Umsatz nicht gut.“

Spatengarten-Betreiber: „Wir wollen Gastgeber sein und nicht das Ordnungsamt“

Philip Winterkamp betreibt den Spatengarten im Westfalenpark, Schürmanns Hafenkantine am Phoenix-See, Zum Schlips an der Brückstraße und das Balke an der Hohen Straße. Er erkennt ein weiteres Gastro-Problem mit den Regeln: „Gerade kleine Kneipen mit Stehplätzen braucht man mit Sitzplatz-Zuweisung, Maskenpflicht und Abstand gar nicht erst aufzumachen.“ Deswegen sei zum Beispiel das Zum Schlips immer noch geschlossen.

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Mit der Testpflicht würden die Gastronomen dann arbeiten können, wenn sich alle Personen im Innenraum frei bewegen könnten. Er sagt: „Aber was nicht funktioniert: Maske tragen im Innenraum trotz 3G-Regel. Wir wollen Gastgeber sein und nicht das Ordnungsamt.“