Fahrradfahrer müssen warten: Keine „Pop-up“-Radwege für den Norden

© Oliver Volmerich

Fahrradfahrer müssen warten: Keine „Pop-up“-Radwege für den Norden

rnRadfahren in Dortmund

Das Vorhaben der Stadt, auf einer wichtigen Verkehrsachse in Dortmund Radfahrspuren einzurichten, stößt bei Radfahr-Verbänden auf Beifall. Ein Teil des Plans dürfte ihnen aber nicht gefallen.

Dortmund

, 02.06.2021, 11:21 Uhr / Lesedauer: 3 min

Eine eigene vollwertige Fahrspur nur für den Radverkehr - bislang können Radler in Dortmund davon noch träumen. Auf einer wichtigen Verkehrsachse im Norden der Innenstadt soll der Traum aber bald wahr werden.

Die Stadt hat vor, auf dem Straßenzug Jägerstraße, Heilige-Garten-Straße, Steinstraße, Grüne Straße und Treibstraße eine von bislang zwei Richtungsfahrbahnen für Radfahrer einzurichten. Für den Autoverkehr bliebe dann nur noch eine Spur in jede Richtung - plus Abbiegespuren an den Kreuzungen.

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Der Anfang soll in der Steinstraße gemacht werden, die ab September grundsaniert werden soll. Der Baustart, der eigentlich schon für Beginn dieses Jahres vorgesehen war, hat sich verzögert, weil die Planungen für die Radspuren eingearbeitet werden mussten, erläuterte Planungsdezernent Ludger Wilde.

Zehn Monate - also bis zum Sommer 2022 - sollen die Arbeiten in der Steinstraße dauern. Danach soll Schritt für Schritt die weiteren Straßenzüge auf der wichtigen Ost-West-Achse folgen.

Lob von Fahrradgruppen

Die Fahrradgruppen „Aufbruch Fahrrad Dortmund“ und Velo-City-Ruhr begrüßen die Pläne der Stadt für einen durchgängigen Radfahrstreifen. „Dieser Straßenzug nördlich des Hauptbahnhofs ist eine wichtige Ost-West-Verbindung und bisher nicht gut mit dem Rad befahrbar“, sagt Sven Teschke als Vertreter beider Gruppen. Durchgängige und gute Radfahrstreifen auf dieser Achse seien eine enorme Verbesserung für den Radverkehr in der Nordstadt.

Bisher habe die Stadt den Radverkehr vor allem mit schönen Worten gefördert. Nun bestehe die Chance, den Worten auch Taten folgen zu lassen und auf einem wichtigen Straßenzug sichere und komfortable Radverkehrsanlagen anzulegen.

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Einen Kritikpunkt gibt es allerdings: Nach den Plänen der Stadt sollen in der Steinstraße Busse an der Zufahrt zum Zentralen Busbahnhof den Radfahrstreifen mitbenutzen. „Das ist keine Lösung, die für Kinder und Ungeübte geeignet ist“, findet Teschke.

Es dürfte nicht der einzige Kritikpunkt bleiben. Die Stadt beruft sich bei ihren Plänen auf das Votum des Beirats Nahmobilität, ein Expertengremium, das Verwaltung und Politik in Verkehrsfragen berät. Der Beirat hat die Pläne für den neuen Straßenzuschnitt ausdrücklich begrüßt.

Streit um „Pop-up“-Radwege

Einen wichtigen Punkt der Empfehlung lässt die Verwaltung aber bislang außer Acht: Der Beirat wünscht sich, dass die Neuaufteilung der Fahrbahnen im gesamten Straßenzug von Jägerstraße bis Treibstraße „zeitgleich mit dem Umbau der Steinstraße durch provisorische bauliche Maßnahmen und Markierungen“ umgesetzt wird.

Soll heißen: Der durchgehende Radstreifen soll in Teilen zumindest provisorisch kurzfristig umgesetzt werden. Das erinnert an das Konzept der „Pop-up“-Radwege, die in vielen Städten schon eingerichtet wurden. Für Dortmund hatte sie die Stadt bislang immer abgelehnt - und dabei bleibt es auch, wie Ludger Wilde auf Nachfrage deutlich machte.

Provisorische Regelungen im weiteren Straßenzug seien aktuell kein Thema, machte er klar. Statt „Pop-up“-Radwege einzurichten, setze man darauf dauerhaft, Radwege zu sichern.

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„Die Überschrift lautet: System statt Stückwerk“, stimmt ihm Oberbürgermeister Thomas Westphal zu. „‚Pop-up‘ ist kein Allheilmittel.“ Die Stadt setze mit ihrer Strategie, Radwege gründlich zu planen, auf Nachhaltigkeit. „Der Weg mag länger dauern, aber er ist nachhaltiger“, ist Westphal überzeugt.

Im Falle des Straßenzuges könnte das dann einige Jahre dauern. Vorgesehen ist jetzt erst einmal eine Verkehrsuntersuchung, die 2022 vergeben werden soll. Danach steht die konkrete Planung mit den entsprechenden politischen Beschlüssen an. Das klingt nach einer Umsetzung weiterer Schritte nicht vor 2023. Immerhin verspricht Ludger Wilde: „Wir wollen die Gesamtachse so schnell wie möglich herstellen.“

Aktion am 3. Juni

Die Radfahr-Verbände haben da weniger Geduld. Sie wollen mit einer besonderen Aktion noch einmal für „Pop-up“-Radwege werben - und zugleich deutlich machen, wie sich sicheres Radfahren auf der Heiligegartenstraße eines Tages anfühlen wird. Zum Weltfahrradtag wird dort am 3. Juni (Donnerstag) ab 15 Uhr ein Fahrstreifen für einige Stunden in einen „Pop-up“-Radfahrstreifen umgewandelt.

Die Radfahrenden werden nicht nur von Leitkegeln, sondern auch von Stofftieren vor dem Autoverkehr geschützt. Mit Schildern und Plakaten demonstrieren die Teddys für gute Radwege.

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„Gute Radverkehrsanlagen sind für alle Radfahrenden wichtig, aber am meisten profitieren Ungeübte und Kinder“, sagt Felix Fesca von Aufbruch Fahrrad. „Darum demonstrieren unsere Teddys immer wieder für sichere Radverkehrsanlagen.“

Bereits im vergangenen Jahr hatten die beiden Fahrradgruppen einen „Pop-up“-Radfahrstreifen auf dem Straßenzug nördlich des Hauptbahnhofs angelegt. Damals demonstrierten auf der Grünen Straße 300 Radfahrende und 200 Stofftiere für gute Radwege. „Trotz der begrüßenswerten Pläne der Stadt bleibt für unsere Teddys auch weiterhin genug zu tun“, sagt Sven Teschke.

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