Je später die Uhrzeit, desto diesiger wird es im Zelt. Desto mehr Menschen nehmen Platz auf den Bänken, um zum Fastenbrechen ihren Hunger zu stillen. Die Schlangen an den Essensständen werden länger. Von deren Grills steigt der Rauch auf und legt sich wie ein Schleier in die Luft oberhalb der Tische und Bänke. Es ist jetzt 19.30 Uhr, und das Herzstück des „Festi Ramazan“ erwacht an diesem Montagabend (3.4.) zum Leben.
Das Ramadan-Festival auf den Parkplätzen der Westfalenhallen läuft seit Samstag (1. April) – nach einer um einen Tag verspäteten Eröffnung wegen technischer Probleme. Erstmals ist es indoor unter einer riesigen Dreier-Zelt-Kombination: zirka 8000 Quadratmeter Festivalfläche, mehr als 80 Aussteller und rund 120 Stände.
Fest soll internationaler sein
Diesmal ist die Veranstaltung internationaler. Die zwölfte Ausgabe soll mehr Menschen anlocken, die keine Muslime sind, und die während des Ramadans nicht fasten. Veranstalterin Jasmin Sahin spricht von einer Art muslimischem Oktoberfest, bei dem Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen zusammenkommen und sich kennenlernen können. Dafür möchte sie mit dem „Festi“ Gelegenheiten schaffen: „Das ist das Ziel.“
Das Herzstück des Festivals ist das Zelt mit den Ständen für warme Speisen. Sie reihen sich entlang der Wände auf. Bei einem Rundgang kann man sich zunächst einen Überblick verschaffen und sich anschließend mit der Speise seiner Wahl an einen der vielen langen Tische setzen, die im Zentrum des Zelts aufgebaut sind.
Jasmin Sahin hat dafür gesorgt, dass diesmal nicht nur Gerichte aus muslimischen Ländern im Angebot sind. Sie hatte zum Beispiel den Chef von Edith Agyapong angesprochen, die regulär für private Feiern wie Geburtstage kocht. Agyapong stammt aus Ghana und lebt in Dortmund.
Sie präsentiert gebratenes Hähnchen mit einer westafrikanischen Reisvariation, die sich „Jollof“ nennt. Außerdem: Bofrots (Krapfen nach ghanaischer Art) und Teigtaschen gefüllt mit Thunfisch. „Alles typisch für die ghanaische Küche“, versichert Edith Agyapong.
Skeptisch, aber neugierig
Ihr gefällt das „Festi Ramazan“. Sie vergleicht es mit einem deutschen Weihnachtsmarkt – nur eben muslimisch. Bislang sei sie vor allem in Ghana mit Ramadan in Berührung gekommen, sagt Agyapong. Zum Fastenbrechen habe sie häufiger mal ein Stück Fleisch geschenkt bekommen. „Wir kommen dort gut mit den Muslimen aus.“ Als sie im vergangenen Jahr erstmals das „Festi“ an den Westfalenhallen bemerkte, habe die Veranstaltung sofort ihr Interesse geweckt.
Edith Agyapong ist zum ersten Mal da. Ihr afrikanisches Essen ist neu für die Veranstaltung. Die Christin hat an den ersten Tagen festgestellt, dass die Besucher bei ihren Gerichten eher zögerlich sind. Sie mutmaßt, dass das mit dem Fleisch zu tun hat.
Zwar entspreche ihr Hähnchen den Essensvorschriften für Muslime („ḥalāl“). Darauf weist eigens ein Aufkleber hin. Doch die Skepsis bleibt. Agyapong betont: „Trotzdem sind die Leute neugierig und schauen sich das an.“ Just in diesem Moment kommen zwei junge Frauen an den Stand, zücken ihre Smartphones und machen Fotos von den Gerichten. Essen ordern sie aber nicht.
Währenddessen sind die Köche an den Ständen, die etwa türkische oder marokkanische Gerichte anbieten, ganz schön im Stress. Sie reichen die Portionen wie im Akkord über die Tresen.
Da ist zum Beispiel Ümit Tabil, der mit seinem Team Kavurma verkauft – ein türkisches Fleischgericht, das Gulasch ähnelt. Auf Platten wird es zusammen mit Reis und Salat so angerichtet, dass es eine hungrige Person zum Fastenbrechen satt macht, erklärt Ümit Tabil. Er kommt seit zehn Jahren mit seinem Stand zum „Festi“ nach Dortmund.
Weit weniger etabliert und an diesem Abend auch nicht so gut besucht ist der Stand von Emrah Avdula und seinem Team. Er ist zum ersten Mal hier und bietet Speisen an, die typisch für den Balkan sind. In der Auslage gibt es unterschiedliche Fleischspezialitäten – etwa eine serbische Pastete. Im Zentrum des Angebots steht jedoch Pleskavica - eine gegrillte Rinderbulette, die Avdula in Fladenbrot serviert. Daher erinnert das Gericht entfernt an eine Kebabtasche.
„Man merkt schon, dass das hier neu ist für die meisten Besucher“, stellt Avdula fest. Vereinzelt kämen zwar auch Leute, die aus Balkanländern stammen. Doch für das Gros der potenziellen Kunden sei Pleskavice nun mal fremd. Für ein Fazit sei es noch zu früh, sagt Avdula. „Aber ich kann schon sagen, dass ich mir etwas mehr davon versprochen habe.“
Etwas leichter hat es Schausteller Roland Borkhoff, der mit seinem Kirmesstand schon seit vielen Jahren Teil des „Festi Ramazan“ in Dortmund ist. Er verkauft vor allem Süßes wie etwa Schokofrüchte und gebrannte Mandeln. „Das wird gut angenommen“, sagt er. Er betont: „Die Leute hier sind sehr nett. Es gibt keinen Alkohol - und dementsprechend auch weniger Ärger mit Besuchern.“
Ein Video-Rundgang ist zu sehen unter rn.de/dortmund
- Das „Festi Ramazan“ läuft bis zum 16. April (Sonntag) täglich von 16 bis 24 Uhr. Am Karfreitag und am Ostersamstag (7./8.4.) bleibt das Festival geschlossen.
- Zwischen 17 und 22 Uhr gibt es ein Bühnen-Programm, das von Koranrezitationen bis hin zu Shows für Kinder reicht.
- Der Eintritt kostet 5 Euro, für Kinder unter 8 Jahren ist er kostenlos.
- Weitere Infos im Internet unter https://festiramazan.com/dortmund



„Festi Ramazan“ in Dortmund mit Verspätung eröffnet: Ein Rundgang über das Ramadan-Festival
Dortmund bekommt ein „muslimisches Oktoberfest“: „Festi Ramazan“ erfindet sich neu
Kurzfristige Entscheidung über Dortmunder Festi Ramazan: Stadt teilt Ergebnis der Abnahme mit