Dortmund bekommt ein „muslimisches Oktoberfest“ „Festi Ramazan“ erfindet sich neu

„Eine Art muslimisches Oktoberfest“: Festi Ramazan erfindet sich neu
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Es war eine gut gemeinte Frage, die Jasmin Sahin den Anstoß zur Neuerfindung des „Festi Ramazan“ gab. Vor einem Jahr, das „Festi“ lief gerade auf Hochtouren, „rief mich eine deutsche Freundin an und fragte, ob sie beim Besuch hier Kopftuch tragen soll“, erzählt die Organisatorin des großen Ramadan-Festivals auf den Westfalenhallen-Parkplätzen.

Sahin, die selbst kein Kopftuch trägt, war perplex. Ihr sei gar nicht klar gewesen, wie sehr Nicht-Muslime das „Festi Ramazan“ als religiöses Fest wahrnehmen. Dabei, sagt Sahin, „hat das gar nicht so viel mit Religion zu tun. Wir sind schließlich keine Moschee.“

Klar, der Anlass des Festes ist ein religiöser: Auf dem „Festi Ramazan“, das am Freitag (31.3.) seine Eröffnung feiert, wird das tägliche Fastenbrechen im muslimischen Fastenmonat Ramadan zelebriert. Einen Monat lang - dieses Jahr vom 22. März bis zum 21. April - sollen Muslime zwischen Sonnenauf- und -untergang weder essen noch trinken.

Auf dem „Festi“-Gelände an den Westfalenhallen warten deswegen Dutzende Essensstände auf die Fastenbrecher - „natürlich alles ‚halal‘“, wie Sahin versichert, also nach den Essens-Vorschriften des Koran hergestellt und damit „erlaubt“. Und ja, es gebe auch Gebetsräume und einen eigenen Festival-Imam.

Aber abseits dessen sei das „Festi Ramazan“ ein ganz normales Volksfest, sagt Sahin - wie der Dortmunder Weihnachtsmarkt, nur eben auf muslimisch.

„Festi Ramazan“ in Dortmund bietet Speisen aus aller Welt

Diesen „weltlichen“ Charakter will Sahin bei der zehnten Ausgabe des nach eigener Aussage „größten Ramadan-Festivals Europas“ stärker als in den Vorjahren betonen.

Das „Festi Ramazan“ soll multikultureller werden, vor allem beim Essensangebot: Wurden in den Vorjahren vor allem türkische Spezialitäten angeboten, soll es jetzt auch italienische und asiatische Gerichte geben. Sogar ein Stand aus Ghana sei dabei, sagt Sahin.

Dazu kämen Süßigkeiten-Spezialitäten aus aller Herren Länder, aus der Türkei genauso wie aus dem Libanon oder Marokko, aber auch deutsche Klassiker wie gebrannte Mandeln. Die Festi-Ramazan-Besucher seien „Naschkatzen“, sagt Sahin - auch aus praktischen Gründen: „Während des Fastens sinkt der Zuckerspiegel im Körper, der wird bei uns wieder aufgefüllt.“

Ein weiterer Treffpunkt auf dem "Festi Ramazan": die Tee- und Shisha-Bar. Bei unserem Vorab-Besuch war sie noch im Aufbau begriffen.
Ein weiterer Treffpunkt auf dem "Festi Ramazan": die Tee- und Shisha-Bar. Bei unserem Vorab-Besuch war sie noch im Aufbau begriffen. © Thomas Thiel

Die rund 40 Essens- und Süßigkeiten-Stände seien das Herz des „Festi“, sagt Sahin. Folgerichtig ist das großen Gastro-Zelt mit seinen 900 Sitzplätzen am Ende des Festivalgeländes auch der Dreh- und Angelpunkt des „Festi“.

Womit wir auch bei der zweiten entscheidenden Neuerung beim Ramadan-Festival wären: Das „Festi Ramazan“ ist 2023 eine komplette Indoor-Veranstaltung. Die insgesamt 120 Stände, die Kinderspieloase, die Shisha-Bar, die Bühne - all das wird in drei riesigen Veranstaltungszelten unterkommen. Da diese miteinander verbunden sind, entsteht eine komplett überdachte und beheizte, rund 10.000 Quadratmeter große Festival-Fläche.




Die ist aufgebaut „wie ein Ikea“, wie Sahin schmunzelnd bemerkt: Nach dem Haupteingang werden die Besucher im Zick-Zack-Kurs durch eine Basarstraße geführt, wo es unter anderem traditionelle Gewänder und Kunsthandwerk zu kaufen gibt.

Innenhof mit Sitzplätzen

Nach einem großen Spielbereich für Kinder und einer abgetrennten Shisha-Bar („Die jungen Leute wollten die unbedingt“, sagt Sahin) geht es um eine Ecke durch die Straße der Süßigkeiten zur Bühne und einem Café.

Von dort gelangt man schließlich ins große Gastro-Zelt, in dessen Außenwände die Stände mit den warmen Speisen integriert sind: Während der Verkauf im Zelt selbst läuft, stehen die Grills im Freien. So werden die Gäste nicht zugequalmt, erklärt Sahin.

Zwischen den versetzt aufgestellten Zelten entsteht ein Innenhof, mit Sitzplätzen für rund 500 Menschen und einem algerischen Cocktailbus, der Getränke verkauft - rein alkoholfrei, versteht sich, so wie das komplette Festival.

Bisher war das „Festi Ramazan“ immer eine Indoor-Veranstaltung (Bild von 2022). Nun wird das Festival erstmals komplett in Zelten untergebracht.
Bisher war das „Festi Ramazan“ immer eine Indoor-Veranstaltung (Bild von 2022). Nun wird das Festival erstmals komplett in Zelten untergebracht. © Oliver Schaper (Archivbild)

Der Umzug vom Freien unter die beheizten Zeltplanen ist ein teurer Spaß: Mehrere Hunderttausend Euro kostet der Aufbau der riesigen Zelte nach Angaben von Sahin. Für die Organisatorin ist er dennoch nötig: „Es war letztes Jahr zu windig und regnerisch“, das sei zu ungemütlich für die Gäste gewesen. Sie hätte auch gerne drei Hallen in der benachbarten Messe Dortmund (ehemals Westfalenhallen) gebucht, doch die seien schon reserviert gewesen.

Die Parkplatz-Frage

Sahin ist dennoch von ihrem neuen Zelt-Konzept überzeugt: „Das wird wie eine Art muslimisches Oktoberfest.“ Sie rechnet mit 30.000 Gästen und hofft auf 60.000, sagt sie im Gespräch mit unserer Redaktion - bei letzterem würde man die Besucherzahl des letzten Jahres erreichen.

Ärger mit den Nachbarn wegen Lärmbelästigung und Parkplatz-Chaos - vor allem in den ersten Jahren ein ständiger Begleiter des „Festi Ramazan“ - wird es dieses Mal nicht geben, hofft Sahin: Wie im vergangenen Jahr werde man Anliegerstraßen absperren und für Anwohner reservieren. „Wir stehen mit den Nachbarn in Kontakt, sie können uns jederzeit anrufen.“

  • Das Festi Ramazan läuft vom 31. März (Freitag) bis zum 16. April (Sonntag) täglich von 16 bis 24 Uhr. Am Karfreitag und am Ostersamstag (7./8.4.) bleibt das Festival geschlossen.
  • Zwischen 17 und 22 Uhr gibt es ein vielfältiges Bühnen-Programm, das von Koranrezitationen bis hin zu Shows für Kinder reicht.
  • Der Eintritt zum Festival-Gelände kostet 5 Euro, für Kinder unter 8 Jahren muss nichts bezahlt werden.
  • Weitere Infos im Internet unter www.festiramazan.com/dortmund

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