Prominenter Leerstand in Top-Lage: City-Ring-Vorsitzender Tobias Heitmann zeigt sich von der Ankündigung des Immobilien-Eigentümers überrascht.

© RN

Ex-Mayersche: Mit dem Riesen-Leerstand am Westenhellweg tut sich was

rnWestenhellweg

Sie ist eine Handelsimmobilie in Top-Lage mitten in der City - und steht seit April 2021 leer: Wann kommt wieder Leben in die frühere „Mayersche“? Jetzt nennt der Eigentümer erstmals einen Zeitpunkt.

Dortmund

, 07.01.2022, 04:20 Uhr / Lesedauer: 3 min

Mitte April 2021 eröffnete die Mayersche Buchhandlung ihr neues Geschäft am Westenhellweg 40 bis 42. Seitdem steht das frühere Domzil der Mayerschen auf der direkt gegenüberliegenden Seite der Einkaufsmeile leer.

Die Immobilie entwickelt sich langsam aber sicher zu einem Sorgenkind. Und das in Top-Lage mitten im Herzen der City. Getan hat sich seit dem Umzug der Mayerschen nichts. Einzige Ausnahme: die Nachbarflächen der früheren Esprit-Filiale, die zwischenzeitlich von einem Billiganbieter belegt waren. Inzwischen stehen auch diese Flächen wieder leer.

Jetzt lesen

Nur: Wie lange noch? Das fragen sich Akteure aus dem Handel und der städtischen Wirtschaftsförderung. Und: Wer soll die Immobilie wieder beleben? Eigentümerin ist die R+V-Versicherung in Wiesbaden. Sie hat bereits diverse Gespräche geführt. Unter anderem mit dem Modehaus Sinn.

Das Hagener Unternehmen betreibt im früheren Kaufhof-Gebäude seinen „Red Store“. Der Mietvertrag dort läuft Ende 2022 aus, soll aber die Option für eine Verlängerung beinhalten. Zuletzt hatten die R+V-Versicherung und das Modehaus keine Einigung erzielt.

Versicherung verhandelte bereits mit Bekleidungshaus

Inzwischen hat Sinn seine eigene Chefetage neu besetzt – ob die Verhandlungen wieder aufgenommen wurden, ist offen. „Zu Gesprächen mit Interessenten geben wir grundsätzlich keine Auskunft“, sagt R+V-Sprecherin Mae von Lapp auf Anfrage.

Die R+V halte sich die Option offen, die Immobilie „neu zu gestalten“, sollte es zu einem Einzug mehrerer Mieter kommen. Die zur Verfügung stehende Fläche betrage rund 3500 Quadratmeter. Sie erstrecke sich über das Erdgeschoss sowie über das erste und zweite Obergeschoss – inklusive dem früheren Esprit-Store.

Jetzt lesen

Ob die R+V möglicherweise auch einen Neubau in Betracht zieht, bleibt offen. „Gerüchte bezüglich eines möglichen Abrisses kommetieren wir nicht“, so von Lapp. Stattdessen nennt die Versicherung erstmals einen Termin, wann sich die Türen wieder öffnen sollen: „In rund zweieinhalb Jahren möchten wir das Gebäude fertig vermietet haben“, teilt die Unternehmenssprecherin auf Anfrage mit. Mehr könne man aktuell nicht sagen.

„Zweieinhalb Jahre - der Zeitraum ist mir schleierhaft“

Ein Zeithorizont, der bei Tobias Heitmann, dem Vorsitzenden der City-Ring-Kaufleute, Irritationen auslöst. „,Das wäre ungefähr Mitte 2024“, stellt Heitmann ernüchtert fest. „Für mich ist es ein Rätsel, warum die R+V bei einer Immobilie in bester Lage so lange benötigt, um Nachmieter zu finden“, wundert sich Heitmann. Er sei davon ausgegangen, dass „sich dort ‚zeitnah‘ etwas tue. Zumal auch die R+V interessiert sein müsse, ihre Immobilie zügig zu vermieten.“

Auch für die Flächen, die früher von Esprit belegt waren, gibt es noch keinen Nachmieter.

Auch für die Flächen, die früher von Esprit belegt waren, gibt es noch keinen Nachmieter. © RN

Ähnlich verwundert zeigt sich IHK-Handelsexperte Ulf Wollrath. „Zweieinhalb Jahre - der Zeitraum ist mir schleierhaft“, gibt Wollrath auf Anfrage zu Protokoll. Er sei davon ausgegangen, die Neuvermietung sei innerhalb eines Jahres erledigt. Schließlich befinde sich die Handelsimmobilie an einer „Schlüssellstelle".

„Vor Jahren war das der Standort mit der höchsten Passantendichte in der City“, sagt Wollrath. Weder er noch City-Ring-Vorsitzender Heitmann wissen, welche Preise die R+V aufruft. Generell könne man sagen, „dass die Mieten in den 1a-Lagen der City trotz Corona bislang nicht gesunken sind“, stellt Wollrath mit Blick auf den aktuellen Preisspiegel für Gewerbemieten fest.

Jetzt lesen

Wirtschaftsförderin: „Nachfrage an Flächen ist weiter hoch“

„Die Mieten stagnieren seit 2018“, sagt Wollrath. Für eine bis zu 60 Quadratmeter große Handelsimmobilie in 1a-Lage würden im Schnitt 220 Euro pro Quadratmeter fällig. Für Geschäfte ab 100 Quadratmeter in vergleichbarer Lage beginne die Spanne bei 120 Euro.

City-Ring-Vorsitzender Heitmann wünscht sich für die Ex-Mayersche eine Nutzung, „die Frequenz in die City bringt.“ Wollrath auch. Er warnt aber vor dem „x-ten Textil- und Bekleidungshaus herkömmlicher Prägung.“

Vielmehr sieht der IHK-Geschäftsführer den Leerstand als Chance, die oft beschworene Attraktivitätssteigerung der City Realität werden zu lassen. Als Idee bringt Wollrath eine Art „Öko-Kaufhaus“ mit unterschiedlichen Anbietern ins Spiel.

Damit seien nicht unbedingt Lebensmittel gemeint, so Wollrath: Es gehe um eine ganze Palette nachhaltig hergestellter Produkte – von Möbel bis hin zu Textilien.

Jetzt lesen

„Nachhaltige Produkte sind längst kein Nischenangebot mehr“, sagt der IHK-Experte. „Der Markt entwickelt sich, und die Nachfrage wird weiter steigen.“

Heike Marzen, Dortmunds oberste Wirtschaftsförderin, sieht die Entwicklung um die Ex-Mayersche aktuell (noch) etwas gelassener.

„Die Nachfrage an Flächen in der Dortmunder City ist weiterhin hoch“, sagt Marzen auf Anfrage. Sie wolle den von der Versicherung genannten Zeitrahmen nicht weiter kommentieren. „Ich bin mir aber sicher, dass die Eigentümerin für ihr Objekt an einer Lösung interessiert ist, die langfristig trägt“, so Marzen.

Lesen Sie jetzt