
© Joscha F. Westerkamp
Einkaufsbilanz für Dortmunds City: „Die Leute sind härter im Nehmen geworden“
Besucherfrequenz
Wie viele Besucher waren 2021 in Dortmunds City unterwegs? Und wie lief es in den Geschäften? Ein Händler am Hansaplatz sagt: Für ihn hatte die Corona-Pandemie sogar Vorteile.
Mal eben den Pullover auf Amazon bestellen – oder doch in die Dortmunder Innenstadt? Mit Maske, vielen anderen Leuten und 2G? Das will nicht jeder. Der Dienst „Hystreet“ hat gemessen, wie viele Menschen sich 2021 auf die Haupt-Einkaufsstraße wagten.
Gut acht Millionen Passanten waren demnach im vergangenen Jahr auf dem östlichen Westenhellweg zwischen P&C und Eingang Karstadt unterwegs. Im Vorjahr 2020 waren das noch knapp eine Million mehr. Dennoch sagt Thomas Schäfer, Dortmunder Geschäftsführer des Handelsverbands: „Im Vergleich zum Vorjahr war 2021 zufriedenstellend.“

Dortmunder Handelsverband-Geschäftsführer Thomas Schäfer © Archiv
Woran liegt das? „2020 war ab Mitte Dezember Lockdown – mitten im Weihnachtsgeschäft. Außerdem haben viele Händler aus 2020 gelernt, zum Beispiel auf Click and Collect umgestellt.“
Aus 2020 gelernt
Tobias Heitmann, Vorsitzender des Dortmunder Cityrings, weist auf einen weiteren Punkt hin: „Die Leute sind härter im Nehmen geworden. Sie gehen jetzt wieder eher in die Geschäfte.“
Und natürlich darf man die Besucherzahlen nicht direkt in Einnahmen umrechnen. 2,2 der 9 Millionen gemessenen Passanten in 2020 kommen noch aus der Zeit vor dem ersten Lockdown, von Anfang des Jahres bis Mitte März. Diese Zeit – direkt nach dem Weihnachtsgeschäft – ist aber immer die verkaufsärmste des Jahres.
So waren 2020 mit knapp 70.000 die meisten Besucher am 15. Februar unterwegs. 2021 hingegen lag der Besucherrekord bei etwa 76.500 Passanten am 26. November, dem Samstag vor dem ersten Advent. Und auch sonst brachte die Adventszeit 2021 immer wieder Spitzenwerte.
Spitzenwerte im Advent
„Im Vergleich zu 2019 war das letzte Jahr aber sehr durchwachsen“, sagt Thomas Schäfer. „Der Westenhellweg war längst nicht so besucht wie 2019, auch wenn man das Gefühl hatte, dass es sehr voll war.“ Die Besucherfrequenzen seien einfach nicht dieselben gewesen. Zudem kämen in der Adventszeit normalerweise viele Weihnachtsmarkt-Besucher aus den Nachbarländern, von denen der Handel profitierte. Die gab es 2021 kaum.
Und Handelsverband-Chef Schäfer weiß: „Wenn man heute noch Kunden in den stationären Handel locken will, muss man ihnen ein echtes Erlebnis bieten. Nur Ware in Schaufenster stellen, reicht nicht mehr. Man muss sie schon im Internet präsentieren, um die Kunden zu locken. Wenn die Leute dann in die Stadt gehen, wollen sie einen Einkaufsbummel im wahrsten Sinne des Wortes; gemütlich mit Essen und Trinken.“ Aber: „Wenn ich eine Maske trage, ist das kein Bummelgefühl mehr.“
Leute kaufen gezielter
Genau das hat Cityring-Vorsitzender Tobias Heitmann als großes Problem auch für Gastro-Betreiber wahrgenommen. „Die Leute gehen jetzt gezielter einkaufen. Sie gehen danach nicht mehr in Restaurants, wie sie es früher bei ruhigen Bummeln gemacht haben. Das fehlt den Restaurant-Betreibern.“
Für eine andere Branche hingegen gelte genau das Gegenteil – die profitiere vom gezielten Einkaufen. Zu dieser Branche gehört auch Heitmann selbst, er betreibt die Kunstgalerie Zimmermann & Heitmann am Hansaplatz, verkauft dort hochwertige Gemälde von Künstlern wie Udo Lindenberg oder Otto Waalkes.
Eine Branche profitiert
„Für unsere Galerie lief es 2021 super“, sagt Heitmann. „Die Kunden informieren sich wegen Corona schon vorher im Internet. Wenn sie kommen, kaufen sie direkt. Das spart Personal.“ Gleiches habe er auch von Kollegen aus anderen Geschäften gehört, die etwa Elektrogeräte anbieten. Aber das sei eben sehr Branchen-abhängig.
Gebürtiger Ostwestfale, jetzt Dortmunder. In der zehnten Klasse mit Journalismus und Fotografie angefangen. Liebt es, mit Sprache zu jonglieren – so sehr, dass er nun schon zwei Bücher übers Jonglieren geschrieben hat.