Verstorbene hielt 125 Wellensittiche in ihrem Wohnzimmer Entscheidung über die Zukunft der Vögel ist gefallen

Erben einverstanden: Tierheim darf 125 Wellensittiche vermitteln
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Der Tod einer Frau in Lütgendortmund hat den Tierpflegern im Dortmunder Tierheim ein Mehr an Arbeit beschert. In Windeseile mussten sie die große Voliere vorbereiten; denn im Wohnzimmer der Frau lebten 125 Wellensittiche.

Eigentlich wollte die zur Hilfe gerufene Feuerwehr die Vögel sofort am Montagnachmittag (4.9.) einfangen und ins Tierheim bringen. Doch Tierheimleiter Dirk Rojahn, gleichzeitig Vogelexperte, winkte ab. „Zu warm“. Der Kreislauf der Vögel könnte unter dem Stress versagen.

Mehrere Wellensittiche auf der Stange.
Manche der Wellensittiche haben ein wunderschönes Federkleid. © Kolle

Die Fang-Ausrüstung – Kescher und Käfige – wurde zwar schon mal in der Wohnung deponiert, aber zur Sache ging es erst am Dienstagmorgen um 7.30 Uhr, als zwei Feuerwehrleute und zwei Tierpfleger anrückten. „Alles verlief ohne Probleme“, erzählt Rojahn. Nach gut anderthalb Stunden saßen die Wellensittiche im Tiertransporter. Alle haben die Prozedur überlebt.

In sehr gutem Zustand

Die Vögel seien in einem sehr guten Zustand, sagt Rojahn, „die Dame hat sie sehr gut versorgt“. Die Frau war tot in ihrer Wohnung aufgefunden worden. Alle 125 Wellensittiche lebten in ihrem Wohnzimmer. Auch ein Nest gab es dort. Trotzdem sei alles sauber gewesen, nichts verwahrlost, sagt der Tierheimleiter. „Es war auch ausreichend Futter da.“

Die Wellensittiche als Schwarm zu halten, sei im Grunde richtig, sagt Rojahn. Auch in ihrer Heimat, in Australien, leben die Höhlenbrüter in Schwärmenmit bis zu 1000 Vögeln. Eigentlich sind sie damit auch in der großen Voliere des Dortmunder Tierheims artgerecht untergebracht, in der sie laut zwitschernd hin und her fliegen.

Ein blauweißer Wellensittich auf einem Ast.
Einer der 125 Wellensittiche. Die Vögel seien in einem sehr guten Zustand gewesen, sagt das Tierheim. © Kolle

Dort sollen sie aber nicht bleiben. Die Erben waren am Donnerstag (8.9.) im Tierheim zu Besuch und haben sich den fliegenden Nachlass angesehen. Sie haben entschieden, dass das Tierheim die Wellensittiche ab sofort vermitteln darf.

Abgabe nur zu zweit

„Wir geben sie aber nur zu zweit und bis zu zehn Stück ab“, sagt Rojahn; denn ein Wellensittich braucht Gesellschaft. Wer bereits einen Wellensittich hat, kann auch einen zweiten dazunehmen. Die Tiere können in der Obhut von Menschen acht bis 15 Jahre alt werden.

Wenn man sich die Wellensittiche so anschaut, könnte man meinen, dass die Verstorbene für Gelb und Blau einen besonderen Faible hatte. Es sind Vögel mit wunderschönem, zum Teil batikähnlichem Federkleid dabei. Ein Vogel hat sogar eine kleine Haube und sieht aus wie ein kleiner Punk. Pro Vogel nimmt das Tierheim 15 Euro Schutzgebühr.

Einige sehr zutraulich

Fünf Wellensittiche allerdings müssen länger im Tierheim bleiben. Sie werden tierärztlich behandelt, drei davon leiden unter einem Tumor. Um sicher zu sein, dass keine versteckten Krankheitserreger im Schwarm sind, hat Rojahn eine Sammelkotprobe untersuchen lassen. „Alles in Ordnung“, sagt er. Ob unter den Wellensittichen auch sprechfähige sind, konnten die Tierpfleger bisher nicht feststellen. Einige sind aber sehr zutraulich.

Das Geschlecht der Wellensittiche, so Rojahn, ist an der Nasenwachshaut zu erkennen: Bei Männchen ist sie blau, bei Weibchen braun.

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