Es ist eine empfindliche Stelle, an der der neue Engpass auf der Autobahn 45 liegt - genau zwischen dem Autobahnkreuz Dortmund-West und dem Kreuz Hafen. Weil hier der Verkehr auf der A45 und die Zuflüsse von A40 und Hafenzubringer aufeinandertreffen, staut sich der Verkehr oft bis auf die beiden Zufahrten zurück.
Schuld ist die Autobahnbrücke über die Martener Straße, die aus dem Jahr 1970/71 stammt und die auch über die große Bahntrasse führt, über die sowohl Regional- wie Fernzüge rollen. Und auch eine Station der Stadtbahnlinie U44 liegt direkt unter der Brücke.

Ganz neu ist das Problem nicht. Die Brücke ist schon seit vielen Jahren als Problemkind im Blick - nachzulesen im regelmäßigen Brücken-Bericht der Bundesanstalt für Straßenwesen (Bast). Er listet auf mehr als 760 Seiten die bundesweiten Ergebnisse der regelmäßigen Zustandsprüfungen für Brücken in der Zuständigkeit des Bundes - also an Autobahnen, Bundes- und Landesstraßen - auf. Das Notensystem reicht dabei von 1 bis 4 mit Abstufungen. Die Noten 3,0 bis 3,4 beschreiben einen „nicht ausreichenden Zustand“, die Noten 3,5 bis 4,0 einen „ungenügenden Zustand“.
„Die Zustandsnote bildet die Grundlage für die weitere Erhaltungsplanung. Sie lässt die Dringlichkeit notwendiger Maßnahmen erkennen, gibt jedoch keinen Aufschluss über Art und Umfang der Schäden oder die Kosten der Instandsetzungsmaßnahme“, heißt es zur Erläuterung.
Schäden am Beton
Schon 2021 lag die Brücke über der Martener Straße mit 3,2 im kritischen Bereich. Damals war von „Schäden am Beton, die nach 50 Jahren Witterungseinflüssen und Tausalz-Beanspruchung nicht unüblich sind“ die Rede. „Schäden, die den Verkehr auf der Autobahn beeinflussen könnten“ weise der Prüfbericht aber noch nicht aus, hieß es damals.
Das scheint sich jetzt geändert zu haben. Bei der letzten Brückenprüfung kamen die Experten zu dem Schluss, dass sie „den gestiegenen Lasten des Schwerverkehrs nicht mehr gewachsen“, wie die zuständige Autobahn GmbH mitteilt. Fast 8000 Lkw fahren hier pro Tag. Durch eine Verteilung der Lasten müsse die Brücke geschützt werden, heißt es.
Lkw müssen nun in beiden Richtungen auf der rechten Spur bleiben. Die linke Spur ist auf maximal 3,5 Tonnen begrenzt. Um ein Ausweichen von Lkw auf diese Spur zu verhindern, wurde ein Fahrbahntrenner eingebaut. Und die Spuren wurden verschwenkt, um die Brücke durch eine Verteilung der Gewichte zu entlasten. In Richtung Frankfurt gibt es außerdem nur noch zwei statt drei Spuren. Das führt gerade beim Wechsel vom Kreuz Hafen in Richtung Kreuz Dortmund-West zu Staus.
Mehrere schlechte Noten
Die Brücke in Marten ist dabei nicht das einzige Sorgenkind in Dortmund. Von den rund 470 Brücken in Dortmund in der Zuständigkeit von Bund oder Land schneidet im aktuellen Bast-Bericht rund ein Dutzend mit der Note 3 oder schlechter ab. Dazu gehören an der A45 etwa Brücken im Bereich Salingen und Eichlinghofen und über die Brennaborstraße. Auch einige Überfahrten im Kreuz Dortmund-West und im Kreuz Dortmund-Nordwest liegen im kritischen Bereich. Aber auch die Brücke der A2 über den Dortmund-Ems-Kanal bekommt aktuell nur die Note 3.
Nicht immer muss es dabei zu Verkehrseinschränkungen kommen. Die Schäden können von einem kaputten Geländer über Haarrisse im Beton bis zur mangelnden Standfestigkeit reichen. Im Falle der Brücke in Marten sahen sich die Experten der zuständigen Autobahn GmbH jetzt zum Handeln gezwungen.
Planung erst am Anfang
Eine schnelle Reparatur ist aber nicht in Sicht. Denn der Abschnitt der A45 nördlich des Autobahnkreuzes Dortmund-West steht auf dem Ausbauplan des Bundes. Die 8,5 Kilometer lange Strecke soll wegen chronischer Überlastung von vier auf sechs Spuren erweitert werden - und steht damit im „vordringlichen Bedarf“ des Bundesverkehrswegeplans.
Die Planung ist allerdings erst ganz am Anfang. Im Sommer 2024 gab es erste Termine im Rahmen der Vorentwurfsplanung, zu der etwa eine erste Umweltverträglichkeitsprüfung gehört. Erst wenn der Vorentwurf vorliegt, kann die Planfeststellung beginnen und das Genehmigungsverfahren in die Wege geleitet werden, was erfahrungsgemäß mindestens zwei Jahre dauert. Mit einem Planfeststellungsbeschluss kann dann die Ausführungsplanung starten.
Ein Baubeginn liegt also noch in weiter Ferne. Und damit auch ein Ende des Nadelöhrs auf der A45 zwischen den Kreuzen Dortmund-West und -Hafen. Auf der Internet-Seite des Landesbetriebs Straßen.NRW, die einen Überblick über die Verkehrslage und aktuelle Baustellen liefert, ist ein Ende des Engpasses für 2032 angegeben - also in sieben Jahren.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel ist erstmals am 23.3.25 erschienen.