
Viele Dortmunder und Dortmunderinnen dürften aktuell mit Sorge auf die steigenden Energiepreise blicken. (Symbolbild) © Convertkit / unsplash.com
Energiekrise: Worauf sich Mieter in Dortmund vorbereiten sollten
Gaspreise
Deutschland befindet sich in einer Energiekrise, und der Preis für Gas auf einem historischen Hoch. Auch Dortmunder Mieter wird das belasten, wie mehrere Vermieter und ein Versorger erklären.
Am 11. Juli will Russland mit Wartungsarbeiten an der Gas-Pipeline Nord Stream 1 beginnen. In dieser Zeit fließt kein Gas durch die Rohre. Und die Sorge besteht, dass Russland den Hahn zugedreht lassen könnte. Doch auch ohne diese zusätzliche Verschärfung befindet sich der Energiemarkt in einer Krise, die Dortmunder Mieter und Mieterinnen spüren.
Wie viel teurer Gas noch werden wird, ist von vielen Faktoren abhängig und daher schwierig präzise vorherzusagen. Beim Eigentümer-Verein Haus und Grund rechnet man mit mindestens einer Verdreifachung. Dogewo21 spricht sogar von einer Steigerung auf das Vier- oder Fünffache. Der Versorger DEW21, mit dem viele Dortmunder und Dortmunderinnen mit Gastherme direkte Verträge haben, will sich gar nicht erst auf eine Schätzung einlassen.
Betriebskostenvorauszahlung erhöhen
Als Reaktion auf diese Preissteigerung hat Dogewo21 die Betriebskostenvorauszahlung bereits um 30 Prozent erhöht und ist laut Geschäftsführer Klaus Graniki aktuell dabei, die Vorauszahlung für den Gasanteil um weitere 200 Prozent zu erhöhen. „Und wir empfehlen Mietern, auch darüber hinaus noch zu erhöhen“, so Klaus Graniki. So ließen sich die gesteigerten Kosten zumindest über die Zeit verteilen.
Diese nicht zu tun könnte sonst bei der nächsten Betriebskostenabrechnung zum bösen Erwachen führen. Dann könnten hohe Nachzahlungen fällig werden, die insbesondere Mieter und Mieterinnen mit geringeren Einkommen womöglich nicht ohne Weiteres leisten können.
Auch Dr. Thomas Bach von Haus und Grund rät schon jetzt zu einer zwischen Mietern und Vermietern einvernehmlich vereinbarten Erhöhung der Vorauszahlung. „Wir sind in einer Situation, wo kein Platz für Auseinandersetzungen ist“, so Thomas Bach. Auch für private Vermieter und Vermieterinnen könnten möglicherweise ausbleibende Nachzahlungen finanziell gefährlich werden.
Nur jeden zweiten Tag warm duschen
Nicht nur diese erwartbar hohen Kosten, sondern auch die Abhängigkeit von Russland könnte verringert werden, wenn weniger Energie verbraucht würde. Auch politisch wird dazu aufgerufen. Eine sächsische Wohnungsgenossenschaft machte jüngst sogar Schlagzeilen mit einer geplanten Rationierung des warmen Wassers.
Ähnlich weitreichende Vorhaben gibt es in Dortmund nicht. Mietverträge sehen häufig Raumtemperatur und Heizperiode vor und auch die Warmwasserversorgung müsse stets gewährleistet sein, betont Klaus Graniki. Und: „Es gibt ja schon länger ein großes Energiesparbewusstsein.“

Klaus Graniki ist Geschäftsführer von Dogewo21. © Oliver Schaper (Archiv)
Thomas Bach von Haus und Grund hält es für durchaus sinnvoll über Möglichkeiten nachzudenken, den Verbrauch zu reduzieren. „Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten in einer Luxussituation gelebt. Man kann mal darüber nachdenken, ob es nötig ist, morgens und abends warm zu duschen.“ Entsprechende Sparmaßnahmen können aber keinesfalls durch die Vermieter pauschal angeordnet werden, sondern müssen immer im Austausch entschieden werden, betont Thomas Bach.
Vonovia will Heiztemperatur nachts senken
Eine konkrete Maßnahme nennt auch Vonovia. Das Unternehmen will „sukzessiv eine Nachtabsenkung der Heizungstemperatur bei den Gas-Zentralheizungen einführen“. Zwischen 23 und 6 Uhr soll dafür die Heizleistung auf 17 Grad reduziert werden. Einschränkungen beim Warmwasser plant Vonovia nicht.
Das Unternehmen informiert unter anderen unter vonovia.de zur aktuellen Lage. Mieter und Mieterinnen können über eine App ihre Heizkostenvorauszahlung anpassen.
Auch der Versorger DEW21 fährt eine breite Informationskampagne auf verschiedenen Kanälen und unter dew21.de. Sehr viele Menschen haben Nachfragen zu Strom und Gas, heißt es dort. Die Lage sei insgesamt „sehr unsicher“. Sicher scheint hingegen, dass die Energiekrise wohl nicht am Portemonnaie der Mieter und Mieterinnen in Dortmund vorbeigehen wird.
Geboren in Dortmund. Als Journalist gearbeitet in Köln, Hamburg und Brüssel - und jetzt wieder in Dortmund. Immer mit dem Ziel, Zusammenhänge verständlich zu machen, aus der Überzeugung heraus, dass die Welt nicht einfacher wird, wenn man sie einfacher darstellt.
