
Das erste Wochenende der EM 2024 in Dortmund ist Geschichte und es hat mir richtig Lust auf die weiteren Spieltage gemacht. Dabei interessiere ich mich sonst eigentlich nur für Vereinsfußball und nicht sonderlich für die Nationalmannschaften. Doch schon am Samstagvormittag haben mir die albanischen Fans ein Lächeln ins Gesicht gezaubert – da noch als rote Farbtupfer.
Als ich dann am Nachmittag am Dortmunder Hauptbahnhof aus dem Zug ausstieg, hatten die rund 50.000 Albanerinnen und Albaner die Stadt schon fest im Griff und die Straßen der City komplett in Rot gehüllt. Es wurde gehupt, es wurde gesungen, Autokennzeichen aus Albanien, Belgien, den Niederlanden und sämtlichen deutschen Städten waren auf Dortmunds Straßen unterwegs.
Man konnte den Eindruck gewinnen, dass in Albanien selbst kein Mensch mehr auf den Straßen sein dürfte, weil so viele Albanerinnen und Albaner zur Europameisterschaft nach Dortmund gekommen waren. Sie feierten friedlich mit den Italienern – auch nach Abpfiff.
Gute Stimmung unter den Fans
Aus Sicht der Polizei war es ein gelungener Auftakt. Bis auf einen Zwischenfall mit italienischen Hooligans, die mutmaßlich albanische Fans attackieren wollten, gab es keine größeren Vorkommnisse. Die Polizei fischte die, für die nicht der Fußball im Vordergrund stand, rechtzeitig heraus.
Sie sollen das positive Bild des ersten EM-Wochenendes nicht trüben, an dem Dortmund bewiesen hat, dass der selbst verliehene Titel als Fußballhauptstadt, auch bei einem Nationen-Turnier eine Daseinsberechtigung hat. Einen entscheidenden Anteil daran haben vor allem auch die Gäste.
In der Regionalbahn schauten am Samstag albanische Fans und ein Italiener einem Mann in Schweiztrikot über die Schulter, wie er das Spiel seines Teams auf dem Handy verfolgte. Beim Public-Viewing im Westfalenpark zogen zum Eröffnungsspiel deutsche und schottische Fans in einer gemeinsamen Polonaise über die Festwiese. Die Menschen lagen sich bei den Toren in den Armen.
Nicht nur Dortmunderinnen und Dortmunder, sondern auch Fans aus umliegenden Städten, waren angereist, um am Freitag den Auftakt-Sieg von Deutschland gegen Schottland auf der großen Leinwand im Westfalenpark zu verfolgen. Es wäre noch Luft für einige mehr gewesen.
Freude am Fußball
18.000 Menschen hätten an diesem Tag zum Public-Viewing gedurft. Rund 7.000 waren da. Die ganz große EM-Euphorie scheint bei den Fans der deutschen Nationalmannschaft also noch nicht ausgebrochen zu sein. Aber vielleicht brauchte es dafür auch erst einen Auftakt-Sieg und die nächsten Tage etwas besseres Wetter.
Dann stehen die Chancen gut, für weitere solcher Fußballfeste in Dortmund, bei denen die einzigen Übergriffe hoffentlich solche bleiben wie die, die in einem Video von der Hansastraße festgehalten wurden. Auf diesem ist zu sehen, wie ein albanischer Fan einer Gruppe Italiener droht, vor ihren Augen eine Packung Spaghetti zu zerbrechen. Ein italienischer Fan fleht ihn noch auf Knien an, es nicht zu tun. Doch es hilft nichts. Kurz darauf fliegen die Spaghetti durch die Luft. Alle lachen.
Ich freue mich auf weitere solcher Moment in Dortmund, auf viele fröhliche Gesichter, auf den Austausch zwischen den Menschen, ihre Freude am Fußball. Ich freue mich auf fünf weitere EM-Spiele in unserer Stadt und bin fast ein bisschen traurig, dass es nicht noch mehr sind.
Italienische Fans planten bewaffneten Angriff auf Albaner: Hooligans kamen in der Nacht wieder frei
EM 2024 in Dortmund: Diese sechs Spiele finden im BVB-Stadion statt