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Elternärger über Pläne des Landes für normalen Schulbetrieb ab 8. Juni
Corona und Schule
Soll am 8. Juni nicht nur in Kitas, sondern auch in den Schulen der Regelbetrieb starten? Eltern und Lehrerverbände machen gegen solche Überlegungen Front. Sie setzen andere Prioritäten
Anke Staar hat viel zu tun in den letzten Wochen. Sie ist nicht nur Sprecherin der Dortmunder Stadteltern, sondern auch Vorsitzender der Landeselternkonferenz. Als solche ist sie nicht nur gefragte Gesprächspartnerin für Medien, sondern auch eng an Beratungen im NRW-Schulministerium beteiligt.

Anke Staar ist bei den Stadteltern Dortmund und als Vorsitzende der Landeselternkonferenz aktiv. © Sarah Rauch
Aktuelle Überlegungen dort bringen sie regelrecht in Rage. Denn es wird in der Landesregierung darüber nachgedacht, bereits zum 8. Juni nicht nur den eingeschränkten Regelbetrieb in allen Kitas wieder aufzunehmen, sondern auch in den Schulen. Dazu soll plötzlich das Abstandsgebot an allen Schulen gekippt werden unter Verweis auf neuere Studien zu Ansteckungsrisiken und Verbreitungspotenzial, berichtet Anke Staar.
Die Elternvertreter stört nicht nur, dass es bislang keine eindeutigen Studienaussagen zum Ansteckungsrisiko von Jugendlichen gibt. Auch alle in den Schulen sorgsam ausgearbeiteten Pläne für einen Teil-Schulbetrieb bis zum Ende des Schuljahres in vier Wochen wären dann Makulatur.
Nur wenig Zeit bis zu den Sommerferien
„Sollte es zu einer Gesamtöffnung ab dem 8.6. kommen, blieben noch effektiv 13 Schultage bis zu den Sommerferien. Gleichzeitig finden aber schon Zeugniskonferenzen, mündliche Prüfungen und Nachprüfungen statt“, rechnet Anke Staar vor. „Für wenige zusätzlich mögliche Stunden würde aber ein sehr großer Planungsaufwand notwendig. Es müssten Konzepte und Stundenpläne nochmals sehr kurzfristig neu erstellt werden.“
Auch die Eltern hätte sich gerade erst auf die neuen Stundenpläne für die Zeit bis zu den Sommerferien vorbereitet. Würde das wieder verändert, seien neue Absprachen mit Arbeitgebern nötig. Wenn dann wie in den Kitas die Notbetreuung wegfalle, fehlten Konzepte für die OGS.
Dazu komme die Personalnot in den Schulen. „‘Normaler‘ Unterricht setzt voraus, dass alle Lehrerkräfte wieder in der Schule unterrichten können. Es ist aber schon jetzt abzusehen, dass nicht wenige Lehrkräfte aufgrund eines Attestes weiterhin keinen Präsenzunterricht erteilen werden. Damit sind hohe Unterrichtsaufälle zu erwarten“, stellen die Elternvertreter fest.
Verbände sind sich einig
Gemeinsam mit den anderen Eltern,- Rektoren-, und Lehrerverbänden habe man sich deshalb im Ministerium klar gegen einen erneuten Planwechsel bis zu den Sommerferien ausgesprochen, berichtet Anke Staar. Die Elternvertreter in Stadt und Land sehen ganz andere Prioritäten: „Die vordringlichste Aufgabe wäre die Vorbereitung des neuen Schuljahres, doch dafür fehlen Landesvorgaben“, sagt Anke Staar.
In einer gemeinsamen Erklärung von Eltern- und Lehrerverbänden von der Gewerkschaft GEW bis zum Philologen-Verband heißt es: „Die Wiederaufnahme des sogenannten Normalbetriebs in den Schulen ist mehr als erstrebenswert. Dafür muss schon jetzt der Fokus auf das kommende Schuljahr gerichtet werden, müssen tragfähige und gangbare Pläne entwickelt werden. Diese Planung ist eindeutig zu priorisieren gegenüber einer erneuten kurzfristigen Umplanung des jetzigen Schulbetriebs.“
Videokonferenz mit Schuldezernentin
Fragen und Wünsche haben die Stadteltern aber auch an die Stadt Dortmund. In einem Fragenkatalog zur nächsten Sitzung des Schulausschusses am 3. Juni bitten sie um Auskunft zur digitalen Ausstattung und zu den Reinigungsplänen an den Schulen, zum Informationsaustausch zwischen Schulen und Eltern, Hilfen für den aktuellen Abitur-Jahrgang sowie Bildungs-, Betreuungs- und Ferienangebote in den Sommerferien.
Ein Teil der Fragen ist auch am Freitag (5.6.) Thema. Dann laden die Stadteltern um 18.30 Uhr zu einer Videokonferenz zum Thema „Sommerferien/ Schuljahr 2020/21- Ferienangebote, Betreuung und Notwendigkeiten?“ mit der Dortmunder Schuldezernentin Daniela Schneckenburger ein. Anmeldungen sind per Mail möglich an Vorstand@stadteltern.de.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
