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Schule geht wieder los: Sorgen schlagen bei Dortmunder Eltern in Wut um
Schulstart
Schüler sollen bald wieder zur Schule gehen, aber müssen auch ihre Prüfungen absolvieren. Viele Eltern macht diese Entscheidung wütend – die Gewerkschaft spricht von „Prüfungsfetischismus“.
Durch die Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus ruht seit dem 16. März der Schulbetrieb. Jetzt gibt es Pläne für die schrittweise Wiederaufnahme. Mit den neuen Beschlüssen vom 15. und 16. April von Bund und Land wurden Fakten geschaffen.
Die Lehrer-Gewerkschaft und die Stadteltern Dortmund üben jetzt heftige Kritik an den Plänen. Der größte Kritikpunkt: das Festhalten an den Prüfungen.
Die Pläne zum Schulstart sehen etwa vor, dass die Lehrer-Kollegien der weiterführenden Schulen ab dem 20. April (Montag) in eine dreitägige organisatorische Vorbereitungsphase starten, bevor die Schüler, die vor einer Abschlussprüfung stehen, ab dem 23. April (Donnerstag) wieder zur Schule gehen können, um sich auf die Prüfungen vorzubereiten.
Der allgemeine Schulbetrieb soll dann ab dem 4. Mai schrittweise wieder starten. Hier soll das Hauptaugenmerk auf der vierten Jahrgangsstufe liegen, da diese Schüler vor einem Wechsel der Schulform stehen.
Die ersten zentralen Abiturprüfungen sollen in NRW am 12. Mai starten, während die Abschlussprüfung nach der 10. Klasse dezentral durch von den jeweiligen Lehrern gestellte Klausuren durchgeführt werden soll.
Eltern-Sorgen schlagen in Wut um
„Es wurde nur der Fakt geschaffen, dass man auf jeden Fall die Prüfungen durchführen will“, zeigt sich Anke Staar, Vorsitzende der Dortmunder Stadteltern, unzufrieden. „Das ist ein übereilter Start“, meint sie. Es gebe keine Konzepte zu öffentlichen Verkehrsmitteln für Schüler oder Hygiene-Maßnahmen in den Schulen.
„Was wir uns gewünscht hätten, wären mehr gemeinschaftliche Konzepte, wo alle mitgenommen werden. Durch das Festhalten an den Prüfungen entsteht jetzt ein enormer Druck für die Schüler.“ Das sei für niemanden erklärbar: „Prüfungen in dieser Zeit können gar nicht vergleichbar sein. Die Vorbereitungsphasen sind ja ganz unterschiedlich“, sagt sie.
Die Ängste und Sorgen der Eltern schlagen derzeit in heftige Wut um, sagt sie. „Uns erreichen seit Mittwochabend sehr viele Nachrichten - teilweise mit heftigen Formulierungen.“ Der Fragenkatalog und die Sorgen wären eher gewachsen. Sie sagt: „Wenn man bis zum 4. Mai die Wiederaufnahme losgelöst von Prüfungen vorbereiten hätte können, wäre genug Zeit gewesen.“
GEW spricht von „Prüfungsfetischismus“
Auch die Lehrer-Gewerkschaft GEW kritisiert die Art und Weise, wie der Schulbetrieb wiederaufgenommen werden soll. „Da liegen die Prioritäten falsch“, sagt Volker Maibaum, Vorsitzender der GEW.
Unerklärlich sei für ihn der „Prüfungsfetischismus“, auf dem diese Maßnahmen beruhen würden. Die GEW kritisiert, dass die Prüfungen zu viele Kräfte der Lehrer binden, die man momentan für die allgemeine Organisation der Schul-Wiederaufnahme brauche.
Jetzt müsse die Hauptfrage sein, wie ein Schulbetrieb bis zu den Sommerferien zu organisieren ist– und nicht, wie die Abschlussprüfungen trotz allem durchgeführt werden können. Und dafür bräuchte man eigentlich mindestens ein bis zwei Wochen, sagt er.
Große pädagogische Herausforderung
„Die Lehrer werden pädagogisch noch viel stärker gefordert sein, als ohnehin schon“, sagt Maibaum. Es gehe darum, die Schüler wieder in den Schulalltag zurückzuführen. „Gleichzeitig müssen wir verhindern, dass die Schüler auf dem Schulhof zu eng in Kontakt kommen“, gibt Maibaum zu bedenken.
„Da wird es Schüler geben, die sich seit fünf Wochen das erste Mal sehen und sich viel zu erzählen haben“, sagt er. Das sei sogar vergleichbar mit dem Schulstart nach den Sommerferien - unter ganz anderen Voraussetzungen. Jetzt kämen die Schüler nicht ausgeruht und entspannt aus den Ferien wieder, sondern eventuell aus einer sorgenvollen Zeit. Und dann hätten sie direkt die Prüfungen vor sich.
Baujahr 1993, gebürtig aus Hamm. Nach dem Germanistik- und Geschichtsstudium in Düsseldorf und dem Volontariat bei Lensing Media in der Stadtredaktion Dortmund gelandet. Eine gesunde Portion Neugier und die Begeisterung zum Spiel mit Worten führten zum Journalismus.
