Bei Hornbach an der Borsigstraße war zeitweise das Einkaufen auch ohne Vorlage eines negativen Coronatests möglich. © Schaper (A)

Ärger um Testpflicht

Einkaufen ohne Test - Ordnungsamt reagierte erst spät

Händler klagen wegen der Testpflicht über wenig Kunden. In einem Dortmunder Baumarkt konnte man jedoch zeitweise ohne Test einkaufen. Beim Ordnungsamt waren schon früh entsprechende Hinweise bekannt.

Dortmund

, 14.04.2021 / Lesedauer: 5 min

Update am 15.4.2021

Die Stadt rudert auf neuerliche Nachfrage zurück - und bestätigt nun doch, dass es bereits am 7.4. eine Kontrolle bei Hornbach vor Ort gegeben hat:

„Eine Einsatzrecherche bei den Mitarbeitenden des Kommunalen Ordnungsdienstes, die aufgrund des Schichtwechsels erst jetzt erfolgen konnte, hat bestätigt, dass auch am 07.04. bereits eine Überprüfung stattgefunden hat. Das Team hatte vor Ort zunächst mit dem Sicherheitsmitarbeiter am Eingang Kontakt, anschließend kam der Filialleiter hinzu. Dieser legte folgendes Einlasskonzept vor: Kontrollen durch eine Sicherheitskraft am Eingang, Zugang nur mit Gewerbescheines oder bestätigtem negativen Testergebnis, verschiedene „Armbänder“ (eines für Gewerbetreibende, eines für „click and meet“), Einbahnstraßenregelung im Betrieb“, schreibt die Stadt.

Und weiter bestätigt die Stadt auch: „Am 07.04. wurden keine Rechtsverstöße festgestellt.“

Somit stimmt die ursprüngliche Darstellung des Hornbach-Sprechers. Die Stadt hatte am Vortag das Gegenteil behauptet - siehe gestriges Update:

Update am 14.4.2021

Die Stadt hat nach Erscheinen der Ursprungsversion dieses Artikels (siehe unten) nunmehr eine Stellungnahme abgegeben: Das Ordnungsamt widerspricht demnach der Darstellung des Hornbach-Pressesprechers.

Die Stadt Dortmund teilt dazu mit, dass die Kontrolle am Freitag (9.4.) die erste und einzige gewesen sei nach Einführung der Testplicht für Kunden (29.3.).

Hornbach-Sprecher Preuß widerspricht dieser Darstellung deutlich. Nach neuerlicher Rücksprache mit dem Filialleiter erneuert und bekräftigt er seine Auskunft: Am 7.4. war das Ordnungsamt vor Ort und es sei nichts beanstandet worden.

Die Stadt räumt allerdings ein, dass die ersten Hinweise auf die Möglichkeit zum testfreien Einkaufen bei Hornbach bereits am 31. März beim Ordnungsamt eingegangen seien.

Zur Begründung, warum die Überprüfung erst am 9.4. - also mehr als eine Woche später - erfolgte, schreibt die Stadt: „Angesichts der sehr dynamischen Rechtsetzung kommt es vor allem nach Inkrafttreten von neuen Regeln zu einer Vielzahl eingehender Beschwerden, die im Rahmen der personellen Ressourcen priorisiert und dann so zeitnah wie möglich abgearbeitet werden.“

So hatten wir ursprünglich berichtet:

Unter den Dortmunder Händlern machte sich in den vergangenen Wochen zunehmend Frust breit. Denn nach den vorübergehenden Öffnungen sah sich die Stadt gezwungen, beim Einkaufen eine Maßnahme einzuführen, die viele Kunden vergrault: die Coronavirus-Testpflicht.

Vorgesehen ist diese für die kleinen Läden in der Innenstadt genauso wie für die großen Baumärkte drumherum. Eigentlich. Denn bei Hornbach in der Dortmunder Nordstadt war das Betreten offenbar auch ohne Test möglich, in Zeiten vor der Testpflicht offenbar auch ohne Terminvereinbarung, obwohl diese schon obligatorisch war.

Einkauf nur mit Test?

Noch im März (22.3.) wunderte sich ein Reporter unserer Redaktion, dass am Eingang niemand kontrollierte, ob er für seinen Einkauf im Baumarkt an der Borsigstraße einen Termin ausgemacht hatte. Auch seine Kontaktdaten für eine potentielle Nachverfolgung nahm niemand auf.

Eine Woche später musste man dann in Dortmund beim Einkaufen zusätzlich zu Terminvereinbarung beziehungsweise Abgabe von Daten einen negativen Coronatest vorweisen können. Ein solcher wurde aber am Hornbach-Eingang offenbar nicht verlangt.

Kunden erzählen von Einkaufserlebnis

Unbemerkt blieb das natürlich nicht. Kunden, die dort vergleichsweise ungestört einkaufen konnten, erzählten das schon mal den Angestellten in denjenigen Geschäften, wo sie sich wiederum an die Testpflicht halten mussten.

Zum Beispiel einem Einzelhändler, der zwar nicht in unmittelbarer Nähe der Hornbachfiliale in der Nordstadt tätig ist, dafür aber in einer ähnlichen Branche - und damit auch in Konkurrenz steht zu der nach Umsatz viertgrößten Baumarktkette Deutschlands.

Einzelhändler über Konkurrenten empört

Dass es tatsächlich so sei, wie seine Kunden erzählen, davon habe er sich bei Hornbach selbst überzeugt - und sei jetzt sauer. „Entweder haben wir alle die gleichen Voraussetzungen oder nicht.“

Händler rief dreimal beim Ordnungsamt an

Seinen Unmut drückte er am Telefon aber nicht nur gegenüber Journalisten aus. Nach eigenen Angaben habe er in den ersten zwei Wochen der Testpflicht dreimal beim Ordnungsamt angerufen und die Behörde über die ausbleibenden Kontrollen bei Hornbach informiert.

Nur: „Das interessiert im Ordnungsamt niemanden.“ Stimmt das? Und kann man im Dortmunder Hornbach wirklich ohne negativen Coronatest einkaufen? Wir sind der Sache nachgegangen. Schließlich gab es Anfang April einen ähnlichen Fall, bei dem auch ein Baumarkt involviert war.

„Eins auf den Deckel bekommen“

Für Freitagnachmittag (9.4.) buche ich einen Termin. Ab 15 Uhr hätte ich theoretisch eine Stunde Zeit, um bei Hornbach einzukaufen. Vor Ort stoppt mich allerdings ein Sicherheitsmitarbeiter am Eingang: Einlass nur mit negativem Testnachweis. Also doch.

Auf Nachfrage erklärt er, dass um elf Uhr des gleichen Tages Polizei und Ordnungsamt dagewesen seien. Man habe „eins auf den Deckel bekommen“, weil man bis dato auch Kunden ohne negatives Testergebnis habe einkaufen lassen.

Hornbach berichtet von Kontrolle

Florian Preuß, Pressesprecher von Hornbach Deutschland, erklärt das so: „Wir haben nicht wissentlich gegen etwas gehandelt, das von uns verlangt wurde.“ In seiner schriftlichen Antwort verweist er auf einen weiteren Besuch des Ordnungsamts, am Mittwoch zwei Tage zuvor (7.4).

Dabei sei die aktuelle Umsetzung der Coronaschutzverordnung überprüft worden und explizit auch, wie die Kunden in den Markt hineinkommen. „Dazu gab es seitens der Behörde keine Beanstandungen“, schreibt Preuß.

Ordnungsamt lässt Anfrage offen

Warum Hornbach in den eineinhalb Wochen vor der ersten Kontrolle durch das Ordnungsamt offenbar selbst nicht auf Idee kam, am Eingang ein negatives Testergebnis zu verlangen - das erklärt Preuß nicht.

Bleibt noch die Frage, seit wann das Ordnungsamt von der Nicht-Beachtung der Testpflicht wusste und warum es beim ersten Besuch nicht auf die Einhaltung der Kontrollen gepocht hatte. Die Stadt machte dazu bis zum Redaktionsschluss dieses Artikels (13.4., 19 Uhr) keine Angaben.

Hornbach will ab sofort selbst testen

Die Baumarktkette Hornbach geht derweil in die Offensive. Wie Pressesprecher Florian Preuß mitteilte, wolle man jetzt selbst Testkapazitäten aufbauen. Dazu würde das Unternehmen auf den Parkplätzen aller 18 Hornbach-Märkte Testzentren aufbauen.

Am Markt in Gelsenkirchen ist das bereits seit Freitag (9.4.) möglich. Auch in Dortmund soll das System in Kürze an den Start gehen.

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