Einlass ohne Schnelltest: Das war am Mittwoch im Hellweg Baumarkt möglich.

© Hendrik Nachtigäller

Selbstversuch: Dortmunder Baumarkt ließ Kunden ohne Schnelltest rein

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Viele Geschäfte dürfen aktuell nur Kunden mit einem tagesaktuellen, negativen Schnelltest einlassen - auch Baumärkte. Ein Dortmunder Baumarkt handhabte das am Mittwoch jedoch zeitweise anders.

Dortmund

, 07.04.2021, 18:20 Uhr / Lesedauer: 3 min

UPDATE am Donnerstag, 8.4.

Das Einkaufen im Hellweg-Baumarkt in Wambel ist nach der kurzzeitigen Verwirrung um die Regeln vom Mittwoch nunmehr wieder nur mit dem Nachweis eines tagesaktuellen, negativen Schnelltests möglich. Die Pressestelle teilt dazu mit: „Der Schutz der Kund*innen und Mitarbeiter*innen hat für Hellweg höchste Priorität. Im Markt Dortmund-Wambel gilt nun selbstverständlich wieder ‚Test, Click & Meet‘.“



So hatten wir bisher berichtet:


Eigentlich dürfen die meisten Geschäfte laut der aktuellen Corona-Schutzverordnung nur öffnen und Kunden einlassen, wenn die Kaufwilligen am Eingang einen tagesaktuellen, negativen Schnelltest vorlegen. Dazu zählen auch Baumärkte, obwohl die Gartencenter wiederum auch ohne Schnelltest betreten werden dürfen mit Termin. Unsere Redaktion erreichte am Mittwoch ein Hinweis, dass ein Dortmunder Baumarkt keinen Schnelltest zum Einkaufen verlange. Wir sind dem nachgegangen - im Selbstversuch.

Auf dem Parkplatz des Hellweg Baumarkts an der Hannöverschen Straße in Wambel stehen Autos. So voll wie zu Vor-Corona-Zeiten ist es aber nicht einmal annähernd: Viele Stellplätze bleiben frei. Nur hin und wieder parkt ein Kunde sein Fahrzeug und trotzt des regnerisch-kalten Aprilwetters mit hochgezogenen Schultern auf dem Weg ins warme Innere des Geschäfts. Alle Besucher in Sicht tragen Masken bei unserem Test am Mittwochnachmittag.

Hinweis auf tagesaktuellen Coronatest im Eingangsbereich

Auch ich habe eine FFP2-Maske aufgesetzt und trete ein. Im Eingangsbereich des Baumarkts steht auf der rechten Seite neben einer Schiebetür ein Schild und warnt: „Sehr geehrte Kunden, aufgrund behördlicher Anweisungen von heute ist der Zutritt ab sofort nur mit einem tagesaktuellen, negativen Coronatest gestattet. Gerne nehmen wir Ihre Online-Bestellung entgegen.“

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Bin ich hier doch falsch? Abwarten. Im Geschäft selbst stehen vier Kunden mit reichlich Abstand vor einem breiten Stehpult an, um ihre Vorbestellungen abzuholen. Ich gehe an ihnen vorbei in Richtung der bewegungs-aktivierten Klapp-Balken, die mich noch von der Verkaufsfläche trennen. „Halt, warten Sie bitte einen Moment“, ruft eine Mitarbeiterin.

Kein Test für Betreten des Dortmunder Baumarkts nötig

Eine ihrer Kolleginnen eilt herbei und fragt mich nach meinem Namen und meiner Telefonnummer, die auf einem Formular vermerkt werden, das ich beim Gehen an der Kasse abgeben soll. „Einen tagesaktuellen Coronatest brauche ich aber nicht?“, frage ich. Die Frage wird verneint, auch auf neuerliches Nachhaken. Warum das hier so läuft? Ein Grund für den Einlass ohne Test scheint den Beschäftigten nicht bekannt zu sein. Als Journalist habe ich mich an dieser Stelle erstmal noch nicht zu erkennen gegeben.

Das ausgefüllte Formular musste beim Verlassen des Baumarkts an der Kasse abgegeben werden.

Das ausgefüllte Formular musste beim Verlassen des Baumarkts an der Kasse abgegeben werden. © Hendrik Nachtigäller

Auf der weitläufigen Verkaufsfläche angekommen, fällt mir vor allem auf, wie leer das Geschäft ist. Das kenne ich aus früheren Zeiten ganz anders. 30 Meter entfernt schiebt ein Pärchen mittleren Alters einen spärlich gefüllten Einkaufswagen vor sich her, 15 Meter entfernt lässt sich ein grauhaariger Mann von einem Mitarbeiter Farben zusammenmischen. Vereinzelt streifen weitere Kunden durch die Gänge, doch viel ist wirklich nicht los.

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Auch deshalb fallen die Baumarkt-Mitarbeiter in ihrer Arbeitskleidung besonders auf. Ich entdecke die Marktleitung, im Gespräch mit einem Kollegen. Nun stelle ich mich als Journalist vor und frage, warum ich keinen Schnelltest vorzeigen musste, um das Geschäft betreten zu können - und sogar trotz des Hinweises am Eingang, der eigentlich etwas anderes sagt. Als Antwort erhalte ich die Bitte, mich an die Pressestelle der Baumarkt-Kette zu wenden.

An der Kasse gebe ich auf dem Weg nach draußen das Formular („Terminvereinbarung“) mit meinen Kontaktdaten ab. Der Tipp, den unsere Redaktion erhalten hat, hat sich als wahr erwiesen.

Die Anfrage bei der Pressestelle der Hellweg-Baumärkte ergibt folgendes: „Gemäß Datenstand 07.04.2021 (siehe Anlage) liegt die 7-Tages-Inzidenz in Dortmund unter 100.“ In diesem Fall sei laut dem Wissensstand der Hellweg-Pressestelle ein Schnelltest nicht mehr obligatorisch. Hundertprozentig sicher schien sich die Sprecherin aber auch nicht zu sein.

Und in der Tat: Die Annahme stimmt so nicht. Laut der Neufassung der NRW-Coronaschutzverordnung muss die Inzidenz sieben Tage lang unter 100 liegen, um gegebenenfalls eine Ladenöffnung auch ohne Schnelltest zu ermöglichen. Dies bestätigt auch die Stadt Dortmund. Vor einer Woche jedoch habe die Inzidenz noch bei 142 gelegen, so Stadtsprecherin Katrin Pinetzki auf Anfrage unserer Redaktion. Lediglich einen Tag lang - nämlich am Mittwoch, 7.4., lag die Inzidenz in Dortmund laut Berechnungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) unter 100. Bereits am nächsten Tag wird sie wegen 169 am Mittwoch gemeldeter Neuinfektionen wohl wieder auf über 100 steigen.

Bei Redaktionsschluss dieses Textes (7.4., 18 Uhr) lagt eine Stellungnahme der Hellweg-Sprecherin zu diesem Sachverhalt, zu dem wir eine weitere Anfrage gestellt haben, noch nicht vor.

Diese erreichte uns am Donnerstag, 8.4., am Morgen. „Der Schutz der Kund*innen und Mitarbeiter*innen hat für Hellweg höchste Priorität. Im Markt Dortmund-Wambel gilt nun selbstverständlich wieder ‚Test, Click & Meet‘“, teilt die Pressestelle mit.

Entgegen den Vermutungen vom Vortag lag die Inzidenz in Dortmund laut RKI auch am Donnerstag noch unter 100.