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Einbruch im Eis: Wie die Feuerwehr mit Spezialausrüstung Leben rettet
Fredenbaumpark
Die frostigen Temperaturen sorgen in Dortmund für einen Ausnahmezustand. Die Feuerwehr hat das für eine besondere Übung genutzt. Nur Stunden zuvor war sie zu einem echten Notruf gefolgt.
Gefühlte zwei Grad hat das Wasser am Donnerstagnachmittag (11.2.) im See des Dortmunder Fredenbaumparks, so schätzt es Feuerwehrmann Yanik Arns. Er ist heute das Übungs-Opfer, welches sich heute ins eiskalte Wasser gewagt hat.
Denn durch den rekordverdächtigen Wintereinbruch hat sich für die Feuerwehr Dortmund die Gelegenheit geboten, eine Eisrettung für den Ernstfall zu üben. Dafür ist die Feuerwehr im Fredenbaumpark angerückt.
Für Arns ist das im speziellen Neoprenanzug kein Problem - doch ohne die Schutzausrüstung sind die Überlebenschancen für Menschen sehr gering.
Ungefähr fünf Minuten kann sich der Mensch bei solchen Temperaturen im Wasser halten, ohne bewusstlos zu werden. Danach sieht es schlecht aus, erklärt André Lüddecke, Pressesprecher der Dortmunder Feuerwehr.
Opfer wird per Eisschlitten gerettet
Bevor sich das vermeintliche Opfer Yanik Arns auf den gefrorenen See begibt, wird es gesichert. Ausgestattet mit Taucheranzug und Leine, betritt er langsam den See. Die Eisdecke des Sees hat laut der Feuerwehr rund drei Zentimeter, sodass für die Übung sogar zeitweise mit einem Hammer nachgeholfen werden muss - um einen Einbruch zu simulieren.

Vor der Rettungsübung werden alle Einsatzkräfte eingewiesen, denn auch für die Retter ist eine Übung nicht ungefährlich. © Oliver Schaper
Sobald sich Arns im eiskalten Wasser befindet, betritt sein Kollege und „Retter“ Andreas Respondek mit dem Rettungsschlitten die Eisfläche. Natürlich ist auch er gesichert und trägt einen speziellen Eisrettungsanzug.
Dieser Schutzanzug kommt üblicherweise auch auf Bohrinseln zum Einsatz. Denn er ist nicht nur isolierend und wasserabweisend, sondern schützt gleichzeitig auch vor dem Ertrinken und hält die Person über Wasser, erklärt André Lüddecke.
Bei dem Opfer angekommen, wird die zu rettende Person mit einer Leine gesichert und mit dem Schlitten aus dem Wasser gezogen. Dann ist „Man-Power“ gefragt, sagt Ludger Loddenkemper, Einsatzleiter vor Ort. „Alle verbleibenden Kräfte an Land versuchen so schnell wie möglich die Person und den Schlitten zurückzuziehen.“
An diesem Nachmittag war dies ein besonders schwerer Akt: Durch den Schnee wird der Schlitten schwerer, „da ist noch mehr Man-Power gefragt“, so Loddenkemper. Doch am Ende wird alles gut – Yanik Arns konnte gerettet werden.
Im Ernstfall noch mehr Einsatzkräfte nötig
Bei der Rettungsübung wurden alle Schritte im Detail geprobt. Die letzte Übungseinheit ist aufgrund der milden Winter mittlerweile drei Jahre her, erklärt André Lüddecke.
Im Ernstfall sieht das aber nochmal anders aus: „Da haben wir normalerweise noch mehr Einsatzkräfte dabei, falls die Retter ebenfalls in Lebensgefahr geraten“, so Lüddecke. Denn auch eine Eisrettung bleibt für die Feuerwehr nicht ungefährlich. „Daher haben wir meist eine Art doppelten Boden.“
Blinder Alarm am Phoenix-See in Dortmund
Wie gefährlich das Betreten von Eisflächen im Winter ist, zeigt ein Vorfall am Vormittag. Ein Mann hatte den Phoenix-See überquert und sei dabei mit dem Fuß ins Wasser eingebrochen.
Ein Passant hatte die Polizei alarmiert, doch eine Rettung war nicht notwendig. André Lüddecke erklärt, er sei noch glimpflich davon gekommen, da das Wasser glücklicherweise nicht so tief war. Das Betreten von Eisflächen ist außerdem in ganz Dortmund verboten.
Im Ernstfall rät Lüddecke aber zu besonderer Vorsicht. Es gilt: „Eigenschutz geht vor.“ Laut Lüddecke habe man als Passant kaum Möglichkeiten für eine selbstständige Rettung.
Er rät: „Nur selbst tätig werden, wenn man sich nicht in Gefahr begibt.“ Besser sei es aber, sofort den Notruf zu wählen und nach Rettungsmitteln am Ufer Ausschau zu halten, bis die Einsatzkräfte eintreffen.
1999 in Dortmund geboren und aufgewachsen. Seit 2017 Medienwissenschafts- und Sowi-Studentin an der RUB. Nach zwei Jahren im Fernsehjournalismus, 2020 auch bei den Ruhr Nachrichten. Im Regionaljournalismus möchte ich über Geschehnisse und Menschen aus unmittelbarer Nähe berichten, so wie über das was sie und uns bewegt.
