Heike P. aus Dortmund hat in ihrem Keller Vorräte angelegt, falls es zu einem Totalausfall kommt.

Heike P. aus Dortmund hat in ihrem Keller Vorräte angelegt, falls es zu einem Totalausfall kommt. © Tim Schulze

Ein Keller voll Lebensmittel: Heike (57) aus Dortmund bereitet sich auf den Blackout vor

rnNotfallvorsorge

Heike P. aus Dortmund fürchtet einen Totalausfall der Versorgung mit Strom, Gas und Wasser. Deshalb bereitet sich die 57-Jährige seit einem Jahr akribisch auf das Horror-Szenario schlechthin vor.

Dortmund

, 16.10.2022, 05:23 Uhr / Lesedauer: 3 min

Der Strom ist weg, die Heizung läuft nicht mehr, und es kommt auch kein Wasser mehr aus dem Hahn: der Totalausfall, ein Blackout. Für den Fall, dass es tatsächlich mal so weit kommen sollte, bittet Heike P. aus Dortmund darum, weder ihren Nachnamen noch ihren Wohnort zu veröffentlichen. Denn ansonsten würden die Leute beim Blackout vor ihrer Haustür Schlange stehen, sagt die 57-Jährige.

Heike P. hat nicht nur Sorge vor einem Totalausfall, sie meint auch, dass dieser forciert werde. „Von denen, die etwas zu sagen haben“, sagt sie kryptisch. Seit Oktober 2021, als sie an einer digitalen Cybersicherheitsveranstaltung teilnahm, bereitet sich die Dortmunderin akribisch auf einen Blackout vor. Die Gefahr und die Folgen eines solchen Totalausfalls seien bei der Online-Veranstaltung thematisiert worden - lange vor dem Beginn der Energiekrise, die das Thema prominent gemacht hat.

Notfall-Ratgeber vergriffen

So prominent, dass der „Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen“, den das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe veröffentlicht, in gedruckter Form aktuell vergriffen ist. Digital ist das Dokument auf der Webseite des Amts gleichwohl weiterhin zu haben. Es enthält viele Tipps für die Vorsorge bei Notfällen.

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Heike P., die als Vertriebsleiterin in einem mittelständischen Unternehmen tätig ist, hat sich selbst Gedanken gemacht, was sie im Fall eines Totalausfalls benötigt - für sich und ihren erwachsenen Sohn, mit dem sie in einer Wohngemeinschaft lebt.

Benzinbetriebener Stromgenerator

Die Dortmunderin hat sich einen benzinbetriebenen Stromgenerator gekauft, mit dem sie beispielsweise ihren Kühlschrank versorgen kann. Da man nur eine begrenzte Menge brennbarer Flüssigkeit im Keller lagern darf, hat sie ihre Benzin-Vorräte auf ihren eigenen und die Haushalte von Bekannten verteilt. Die Vorräte würden auch reichen, um im Zweifel mit dem Auto fliehen zu können, sagt die 57-Jährige.

Außerdem haben sich Heike P. und ihr Sohn jeweils einen Propangasofen angeschafft. Mit den Geräten heizen sie ihre Wohnung. Das Gas ihres Versorgers will Heike P. gar nicht mehr nutzen. Es sei ihr zu teuer, sagt sie. Auch die Gasflaschen für den Ofen kauft sie auf Vorrat.

Sicherheitsvorkehrungen getroffen

Heike P. achtet penibel darauf, dass sie für den Fall eines Gasaustritts gewarnt wird. Dafür hat sie eigens mehrere Geräte angeschafft. Auf den geräteinternen Warnmelder will sie sich nicht verlassen. „Die Sicherheitsvorkehrungen sind mir sehr wichtig“, sagt die Dortmunderin.

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Weitere Geräte, die sie gekauft hat, um unabhängig zu sein: Einen Ofen zum Kochen, der mit Petroleum betrieben wird, einen Gaskocher mit Gaskartuschen und einen sogenannten Raketenofen. Letzterer funktioniert wie eine Gulaschkanone und lässt sich mit allerlei brennbarem Material betreiben - beispielsweise mit Holzpellets. Für ausreichend Licht in der Wohnung sollen Petroleum-Lampen sorgen.

Wenn das Wasser aus dem Hahn versiegt

Bei einem Blackout werde jedoch „Wasser das wichtigste Gut sein“, meint Heike P. Sie lagert daher 20 Kisten Wasser. Zudem hat sie 50 Flüssigkeitsbeutel à 20 Liter gekauft, die mit dem Wasser aus dem Hahn befüllt werden sollen, bevor dieses versiegt. „Die werden befüllt, wenn es losgeht“, sagt die 57-Jährige. Des Weiteren hat sie sich Wasserreiniger besorgt, mit denen man beispielsweise Wasser aus Pfützen aufbereiten kann.

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Bei einem Totalausfall würde auch die Toilettenspülung nicht mehr funktionieren. Deshalb hat sich Heike P. Materialien für den Bau einer „Nottoilette“ gekauft: große, starke Müllsäcke und Katzenstreu. Den Sack könne man über die Toilettenbrille ziehen und dann mit dem Streu befüllen - fertig sei das Provisorium.

Informationen aus einem Kurbelradio

Um sich während eines Blackouts auf dem Laufenden zu halten, hat Heike P. ein Kurbelradio gekauft. In das Gerät könne man auch eine Batterie einsetzen, sagt sie. Batterien lagere sie ohnehin in allen verfügbaren Ausführungen. Ihre Wertsachen bewahrt die Dortmunderin in einem Safe auf. Wichtige Dokumente befinden sich einer feuer- und wasserfesten Mappe. Auf eine Hausapotheke verzichtet Heike P. „Ich habe nur Wasserstoffperoxid und ein paar Pflaster. Das reicht.“

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Das Lager der Dortmunderin befindet sich in ihrem Keller. Hier stapeln sich nicht nur Teelichter, Toilettenpapier, Katzenstreu und Holzpellets, sondern auch die Lebensmittelvorräte, die Heike P. für sich und ihren Sohn angelegt hat. 14 Kisten, jeweils mit einem 65-Liter-Volumen, sind gefüllt mit Nudeln, Reis, Gemüse, Obst und vielem mehr. Auch die 20 Kisten Wasser stehen im Keller. Die 57-Jährige schätzt, sich und ihren Sohn rund zwei Jahre lang versorgen zu können, ohne auf externe Hilfe angewiesen zu sein.

Gesellschaftsspiele zur Unterhaltung

Bei ihren Vorräten achtet die Dortmunderin darauf, dass keine Lebensmittel ablaufen, bevor sie verbraucht werden. Nahrung, bei der das Mindesthaltbarkeitsdatum bald überschritten ist, überlässt sie der Tafel.

Heike P. hat sich auch Gedanken darüber gemacht, wie sie und ihr Sohn sich die Zeit vertreiben könnten, falls draußen gar nichts mehr geht. „Ich habe Gesellschaftsspiele zur Unterhaltung gekauft“, sagt die 57-Jährige.