Ein Jahr ohne Sperrstunde in Dortmunds Nachtleben Bald fällt eine wichtige Entscheidung

Ein Jahr ohne Sperrstunde: Bald fällt eine wichtige Entscheidung
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Im Dortmunder Nachtleben gab es über Jahrzehnte etwas, das in anderen Städten schon längst passé ist: Um 5 Uhr mussten alle Diskotheken und Clubs ihre Gäste herausbitten, weil es eine städtisch angeordnete Sperrstunde gibt.

Ausgerechnet Corona als existenziellste Krise der Nachtleben-Wirtschaft hat daran etwas geändert. Im September 2021 kündigte die Stadtverwaltung an, dass die Sperrstunde ausgesetzt wird. Dies geschah auch, um der Branche wirtschaftlich wieder auf die Beine zu helfen.

Aufgrund akuter Corona-Wellen war das Pilotprojekt noch einmal vertagt worden und läuft seit der Wiedereröffnung der Clubs im Februar/März 2022.

Entscheidung steht an

Ein gutes Jahr später steht eine Entscheidung darüber an, ob und wie diese Regelung weitergeführt wird.

Der Dortmunder Nachtbeauftrage Chris Stemann kündigt im Gespräch mit dieser Redaktion bis Ende März eine „Aufarbeitung“ der Erfahrungen der zurückliegenden zwölf Monate in Zusammenarbeit mit dem Rechtsamt an. Die Sperrstunde wird danach auch in politischen Gremien zum Thema werden.

Eine Reihe Dortmunder Clubbetreiberinnen und -betreiber und Veranstaltender hat sich zu dieser Frage bereits positioniert. „Es sollte auf jeden Fall beibehalten werden“, sagt Yves Oecking von der Interessengemeinschaft (IG) Dortmunder Club- und Konzertkultur stellvertretend für viele in Dortmund.

Die Gespräche innerhalb der Dortmunder Nachtwirtschaft hätten bisher „ausschließlich zu positive Ergebnisse“ hervorgebracht.

Mehr Besucher

Dadurch, dass das Programm zeitlich variabler geworden ist, verzeichneten etliche Clubs wie etwa Junkyard oder Oma Doris mehr Publikum. „Es führt zu einem viel angenehmerem Ende des Abends, wenn niemand um 5 Uhr rausgekehrt werden muss“, sagt Yves Oecking.

Sicherheitsbedenken durch das unbegrenzte Feiern haben sich aus Sicht der Betreiber nicht bestätigt.

„Es gab in der Vergangenheit mehr Probleme in Innenstadtvierteln wie der Brückstraße. Wenn zur gleichen Zeit unterschiedliche Subgenres aufeinandertreffen, hat das ein Konfliktpotenzial.“ Jetzt verteile sich dies besser, so „Weinkeller“-Betreiber Oecking.

„Keine nennenswerten Vorfälle“

In einer Stellungnahme der IG Club- und Konzertkultur heißt es: „Es kam zu keinerlei nennenswerten Vorfällen, die konkludent auf die vorgerückte Uhrzeit zurückzuführen gewesen wären. Die Gäste haben sich in der Summe ruhig und respektvoll verhalten und die neuen Öffnungszeiten dankbar angenommen.“

Eine Wiedereinführung der Sperrstunde lehnt die IG ab. Diese hätte „eine erneute Abwanderung der Gäste in die umliegenden Städte“ zur Folge.

Die Polizei Dortmund verweist in einer Antwort auf eine Anfrage zum Thema auf die laufende Aufarbeitung der Stadt Dortmund und nennt deshalb keine Details zu Einsatzzahlen.

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