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Dutzende Fehlversuche: Impftermin-Buchung bringt Dortmunder zur Verzweiflung
Anmeldung zur Corona-Impfung
Seit Montag können sich über 80-Jährige für einen Impftermin im Dortmunder Impfzentrum anmelden. Doch die Anmeldung per Telefon oder Internet verlief alles andere als glatt.
Sebastian Drabent wähnte sich schon auf der Erfolgsspur. Schon um kurz vor 8 Uhr am Montagmorgen hatte er online einen Impf-Termin am 8. Februar für seinen 92-jährigen Großvater ergattert.
Das Problem begann, als er wie gefordert den Termin für die Zweitimpfung buchen wollte. „Da wurde mir erst gesagt, dass ich keinen ersten Termin hätte. Dann gab es nur noch Fehlermeldungen“, berichtet der Dortmunder.
Hotline und Webseite überlastet
So wie ihm erging es am Montagmorgen vielen Menschen, die versuchten einen Termin für die Corona-Schutzimpfung im Dortmunder Impfzentrum zu buchen. Sowohl das Online-Portal unter www.116117.de als auch die Telefon-Hotline brachen unter dem großen Andrang zusammen.

Technische Probleme gab es beim Start der Anmeldung für Corona-Schutzimpfungen sowie online wie auch am Telefon. © Oliver Volmerich
„Extrem hohe Zugriffszahlen auf die Webseiten zur Buchung einer Corona-Impfung und ein hohes Anruferaufkommen bei der Hotline führen aktuell zu erheblichen Verzögerungen bei der Terminbuchung“, teilte die zuständige Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) am Vormittag mit.
Für Verwirrung sorgte die zwischenzeitliche Meldung auf der Webseite, dass alle Termine vergeben seien. Offenbar war das Buchungssystem zwischenzeitlich abgeschaltet worden, vermutet Markus Drolshagen, der über Stunden versuchte für seinen 87-Jährigen Schwiegervater Impftermine zu buchen.
Tatsächlich wurden später wieder Termine vergeben. „Nach mehreren Dutzend Fehlversuchen ging es auf einmal doch“, berichtete Drolshagen am Nachmittag. Sein Fazit: „Das Erlebnis der letzten sechs Stunden hat sich nahtlos in das sonstige Gefühl im Umgang mit der Pandemie eingefügt.“
Wie Drolshagen und Drabent waren viele Dortmunderinnen und Dortmunder am Montag für ihre Eltern oder Großeltern aktiv. Denn für Menschen über 80 Jahre, für die die ersten Impftermine reserviert sind, war zumindest das Online-System eine besondere Herausforderung.
Das beginnt damit, dass ein Handy und eine E-Mail-Adresse Voraussetzung für eine Registrierung sind. Darüber werden PIN-Nummern und Sicherheitscodes verschickt. Sebastian Drabent, selbst Software-Entwickler, kann da nur mit dem Kopf schütten. „Für eine einfache Terminvereinbarung sind das viel zu hohe Hürden und zu komplexe Abläufe“, sagte er.
Als „Zumutung für ältere Leute“, empfindet auch Dieter Büker das Prozedere. Der 81-Jährige, der durchaus erfahren im Umgang mit dem Internet ist, scheiterte immer wieder an technischen Problemen auf der KVWL-Seite und wunderte sich über die hohen Sicherheitsanforderungen. „Was ist denn bei einer Terminvereinbarung zum Impfen generell anders als bei einer Hotelbuchung?“, fragte er.
„Wenn ich nicht schon pensioniert wäre, müsste ich mir sicherlich eine Woche Urlaub genommen haben, um auf einem der beiden angegebenen Wege einen Termin zu vereinbaren. Ganz zu schweigen von dem komplizierten Prozedere, einen Termin für meine Frau und mich gleichzeitig zu erhalten“, kritisiert Büker.
Während Dieter Büker es bis zum Nachmittag vergeblich versuchte, hatte Sebastian Drabent Glück. „Habe jetzt erfolgreich 2x 1. und 2. Termin buchen können“, berichtete er bei Twitter.
Für alle, die es am Montag nicht geschafft haben, hatte die KVWL einen kleinen Trost parat. „Niemand muss sich Sorgen um seine Impfung beziehungsweise seinen Termin machen. Es ist ausreichend Zeit und Vorlauf für die Terminvergabe, zumal es bis Ende April dauern wird, bis wir allein die Gruppe der über 80-Jährigen mit Blick auf die verfügbaren Mengen an Impfstoff ein erstes Mal geimpft haben“, erklärte der KVWL-Vorstandsvorsitzende Dr. Dirk Spelmeyer.
Wegen Impfstoff-Knappheit ist der Betriebsstart in den Impfzentren ohnehin vom 1. auf den 8. Februar verschoben. Und zunächst wird auch nur nachmittags von 14 bis 20 Uhr geimpft. Man gehe aber davon aus, dass in den kommenden Wochen weitere Impfstoffdosen ankommen, teilte die KVWL mit.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
