
© Stephan Schütze (Archiv)
Drogensüchtige vorm Opernhaus: Das sagt der Leiter des „Kick“ in Dortmund
Drogenkonsum
Weil sich oft Drogenabhängige in den Treppenhäusern vor dem Opernhaus aufhalten, ist dort ein Sicherheitsdienst unterwegs. Das sagt der Leiter der Drogenhilfeeinrichtung „Kick“ dazu.
Ein Sicherheitsdienst ist seit mehreren Wochen häufiger auf dem Platz der Alten Synagoge unterwegs. Das haben Theaterbesucher ebenso festgestellt wie Obdachlose, die dort abends zu den Vorstellungen um Geld betteln. Der Grund: Drogenabhängige setzen sich Spritzen in den Treppenhäusern.
Die DoPark GmbH hatte wegen Beschwerden von Parkhausbesuchern einen Sicherheitsdienst eingesetzt, der unregelmäßig die sechs Treppenhäuser rund um den Platz kontrolliert. Auch die Stadt Dortmund weiß, dass sich Drogenabhängige regelmäßig dort aufhalten.
Ganz in der Nähe des Parkhauses liegt die Drogenhilfeeinrichtung „Kick“. Einrichtungsleiter Jan Sosna sagt: „Es gibt Berührungspunkte, aber keinen Stress. Wir haben kein Theater mit dem Theater.“
„Wir sind um eine gute Nachbarschaft bemüht“
Seit mittlerweile 17 Jahren gibt es die Einrichtung für Drogenabhängige unter der Trägerschaft der Aidshilfe Dortmund an der Eisenstraße Ecke Kuhstraße. Mit einem Café, einer Ambulanz, Beratungsräumen. Und eben auch mit Räumen, in denen Drogen konsumiert werden können. Es ist ein Angebot, das von vielen Menschen genutzt wird.

Die Drogenhilfeeinrichtung „Kick“ © Stephan Schütze (Archiv)
Manchmal konsumieren die Abhängigen ihre Drogen aber auch in der Umgebung. „Wenn dann im Treppenhaus am Theater Spritzen oder andere Utensilien gefunden werden, oder wenn Abhängige sich dort aufhalten, gerät unsere Einrichtung schnell in den Fokus“, bedauert Sosna. Und obwohl – oder gerade weil - das „Kick“ demnächst umziehen soll, sagt er: „Wir sind um eine gute Nachbarschaft bemüht.“
Dass sich trotz der Konsumräume viele Abhängige in den Treppenhäusern aufhalten, erklärt sich durch die Öffnungszeiten: „Wir haben von 10 bis 16 Uhr geöffnet, aber abends ist das Café dicht. Und dann gehen die Leute natürlich woanders hin“, erklärt der Einrichtungsleiter. Vermutlich ungefähr dann, wenn im Theater die Vorstellungen beginnen.
Außerdem gilt das Angebot der Drogenkonsumräume nur für diejenigen, die in Dortmund gemeldet sind. „Hier kommen aber auch Abhängige aus Unna, Lünen, Kamen oder Hagen hin. Sie kommen ins Café und dürfen auch die Beratung in Anspruch nehmen. Ihre Drogen konsumieren sie aber außerhalb der Einrichtung“, weiß Sosna.

In der Einrichtung können Abhängige auch saubere Spritzen bekommen. © Stephan Schütze
Der Einrichtungsleiter ist dankbar dafür, dass die Stadt das Angebot fördert: „Es ist ein Angebot, das die Stadt Dortmund zusätzlich bereitstellt. Und das gilt dann natürlich vor allem für Dortmunder.“ Ob es Sinn mache, die Einrichtung abends länger zu öffnen? „Das muss ja auch finanziert werden“, ist Sosna realistisch.
„Ich kann verstehen, wenn sich die Leute aufregen.“
Zu herumliegenden Spritzen wird Jan Sosna sehr deutlich: „Das ist ein unschönes Verhalten, und ich kann völlig verstehen, wenn sich Leute darüber aufregen.“ Deshalb gebe es im „Kick“ auch die Möglichkeit, benutztes gegen frisches Spritzbesteck einzutauschen.
Seit 2018 gibt es außerdem ein Projekt, in dem Nutzer des Drogenkonsumraums Spritzen im Umfeld einsammeln. „Denn das Verhalten einiger weniger Leute fällt dann auf die Konsumenten zurück, die alles sauber und ordentlich hinterlassen.“
Dass ein Sicherheitsdienst dort seit Kurzem verstärkt tätig ist, kann der Einrichtungsleiter nachvollziehen. Und er kann verstehen, dass Drogenkonsumenten aus den Treppenhäusern verwiesen werden. „Drogenkonsumenten oder auch Leute, die betteln, werden oft von Ordnungsmitarbeitern weggeschickt. Glauben Sie mir: Das ist deren kleinstes Problem.“
Begegnungen mit interessanten Menschen und ganz nah dran sein an spannenden Geschichten: Das macht für mich Lokaljournalismus aus.
