Dreimal "Rot" für Dortmunder S-Bahn-Stationen
VRR testet Haltestellen in Dortmund
Im Kampf gegen Graffiti und Vandalismus kann die Bahn in Dortmund zumindest eine halbwegs zufriedene Bilanz ziehen. Das zeigt der aktuelle Stationstest des Verkehrsverbundes Rhein Ruhr (VRR).

Die Haltestelle an der Möllerbrücke ist in Ordnung, auch wenn Verbesserungen noch möglich sind. © Foto: Oliver Schaper
Mit einem Ampelsystem soll verdeutlicht werden, in welchem Zustand sich die S-Bahnstationen in Dortmund befinden:
Jeweils viermal haben die professionellen Tester im vergangenen Jahr im Auftrag des Verkehrsverbundes Rhein Ruhr (VRR) 296 Bahnstationen, davon 44 in Dortmund, unter die Lupe genommen. Dreimal sahen sie dabei in Dortmund „Rot“. Mit dieser Ampelfarbe werden in der Übersicht des VRR die Stationen gekennzeichnet, die ein „nicht akzeptables Erscheinungsbild“ haben. Zum Vergleich: 2014 gab es die schlechte Note noch für elf, 2015 für fünf und 2016 für zwei Stationen.
An der Uni ist alles zugeklebt
Die Gründe sind an den jetzt drei betroffenen Stationen unterschiedlicher Natur. An der S-Bahn-Station Nette/Oestrich ist es das alte Graffiti-Problem, das der „Bahn Station und Service“ als Eigentümerin zu schaffen macht. Sie kommt hier trotz der schon 2010 gestarteten Graffiti-Offensive kaum nach, neue Schmierereien zu beseitigen. Generelles Ziel der Offensive ist, gemeldete Graffiti innerhalb von 48 Stunden zu beseitigen.
Nach noch guten Bewertungen in den vergangenen Jahren in den „roten Bereich“ gerutscht ist die S-Bahn-Station Universität. Hier störten sich die Tester vor allem an wild geklebten Plakaten. In der Tat: Fast jeder freie Fleck wird an der unterirdischen Station am Campus-Nord genutzt. Selbst die Pfosten zwischen den Bahngleisen sind beklebt. Und entlang der Treppen hängt alles voll mit Werbung von Dortmunder Clubs, Diskotheken und Kulturveranstaltungen. Die Nutzer der Haltestelle stört das allerdings kaum: „Das gehört doch zu einer Uni dazu“, findet der 20-jährige Maschinenbau-Student Lukas. Giacono Mattei, Austauschstudent aus Italien, wundert sich über die Einstufung des VRR: „Im Vergleich zu meiner Heimat Rom ist das hier ein Disneyland der Sauberkeit. Ich kann mich sogar auf die Bänke setzen, ohne dreckig zu werden“, schwärmt er. Auch ihn stören die Plakate kein bisschen.
"Noch nie erlebt, dass jemand sauber macht"
Ein ganz anderes Problem plagen Bahn und Bahnnutzer am S-Bahnhof Lütgendortmund, der dritten „roten“ Station. Hier sind es die Hinterlassenschaften von Tauben, die nicht nur das visuelle Erscheinungsbild stören. Getrockneter Taubenkot zieht sich vom Untergeschoss über die Wendeltreppe bis nach oben, wo ein komplett eingesauter Aufzug die Fahrgäste begrüßt. Wenige Meter weiter oben sitzen gemütlich gurrend drei Tauben – eine Querstange unter dem Haltestellendach lädt die Vögel förmlich ein, hier zu verweilen. Für den Gestank von Urin und Erbrochenem ist das Federvieh freilich nicht verantwortlich.
„Ich habe noch nie erlebt, dass hier jemand sauber macht“, beschwert sich Jana Buttermann. Die 25-Jährige nutzt fast täglich die Haltestelle: „Und es stinkt immer.“ Viele Lütgendortmunder hoffen auf eine Verbesserung der Situation. So auch Horst-Meynard von Domarus: „Im Großen und Ganzen ist die Haltestelle okay, aber gut auf gar keinen Fall“, findet er. Auch ihn stört besonders der unfassbar verdreckte Fahrstuhlbereich. Bei der Bahn verspricht man Besserung. So soll etwa die schon eingerichtete „Tauben-Vergrämungsanlage“ für 20.000 Euro aufgerüstet werden.
Nachholbedarf in Sachen Barrierefreiheit
Generell nimmt man die Kritik der VRR-Tester ernst, wie ein Bahnsprecher versichert. „Der Stationsbericht hilft uns weiter“, heißt es auf Anfrage aus der Pressestelle der Bahn in Düsseldorf. Hauptproblem für das schlechte Erscheinungsbild von Bahnstationen seien nach wie vor Graffiti und Vandalismus. Allein in NRW wende man pro Jahr rund 2 Millionen Euro auf, um die Schäden zu beseitigen. „Das ist extrem ärgerlich, aber letztlich auch ein gesellschaftliches Problem“, so der Bahnsprecher.
Nachholbedarf gibt es weiterhin bei der Barrierefreiheit der Stationen. Er wird im Stationsbericht ebenfalls vermerkt, fließt aber nicht die die Bewertung ein.