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Dortmunds Nachtleben im Dauer-Lockdown: Manche haben 2021 schon abgehakt
Clubszene
Für die Dortmunder Ausgeh-und Konzertszene sind weiter keine Öffnungen in Sicht. Manche rechnen damit, dass sie 2021 gar nicht mehr öffnen können. Dabei macht Dortmund vieles richtig.
So langsam jähren sich die Tage, an denen viele Menschen in Dortmund zum letzten Mal auf einer Veranstaltung ohne Abstand oder in einem Club tanzen waren. Die erneute Lockdown-Verlängerung am Mittwoch (10.2.) hat gezeigt: Es gibt weiter keine Perspektive für Clubbetreiber oder Konzertveranstalter.
„Wir wurden ja nicht einmal erwähnt“, sagt Yves Gredecki von der Interessengemeinschaft (IG) Dortmunder Club- und Konzertkultur. Dabei macht er bei vielen seiner Kolleginnen und Kollegen vor allem ein Bedürfnis aus.
Nighlife-Szene in Dortmund fordert: „Gebt uns Antworten“
„Gebt uns Antworten. Malt uns gerne das Worst-Case-Szenario auf. Aber dieser luftleere Raum ist nicht in Ordnung.“
Die Aussicht auf die nächsten Monate ist düster. „Wir haben uns innerlich darauf eingestellt, dass vor Herbst etwas wird. Und ich wäre nicht überrascht, wenn es 2021 gar nicht mehr zur Öffnung unserer Betriebe kommen würde.“
Was auf Bundes- und Landesebene aus Sicht der Nachkultur versäumt wird, sieht Gredecki allerdings auf lokaler Ebene: Wertschätzung für Nachtkultur und Nachtwirtschaft.
Dortmund macht mehr als andere Großstädte
„Was die Kommune in Dortmund macht, ist anderen Großstädten wie Münster oder Köln weit voraus“, sagt der Betreiber der Bar „Weinkeller“.
In den vergangenen Monaten seien die Vergnügungssteuer ausgesetzt, die Sperrstunde aufgehoben und das Thema Nachtbürgermeister trotz Pandemie vorangetrieben worden.
Zuletzt hat die städtische Wirtschaftsförderung den so genannten Clubfonds vorgestellt. Hiermit sollen laut Beschreibung Veranstaltungen und Projekte unterstützt werden, „die eine möglichst überregionale Ausstrahlung im Hinblick auf wirtschaftliche und mediale Effekte entwickeln und den Ausgehstandort Dortmund stärken“.
So sieht die Szene den neuen Clubfonds
Mehrere Veranstalter und Akteure aus dem Nightlife- und Musikbereich sollten nach Möglichkeit zusammenarbeiten. Eine Jury, in der auch die IG Club- und Konzertkultur sitzen wird, entscheidet über die Anträge.
Yves Gredecki hält den Clubfonds stellvertretend für die Interessengemeinschaft und andere Nightlife-Akteure für ein hilfreiches Instrument.
Der Clubfonds könnte aus seiner Sicht etwa helfen, Schnelltests für den Einlass zu finanzieren, wenn das notwendig werden würde. Außerdem könnte mit finanzieller Unterstützung auch eine Idee konkreter werden, die gerade in Dortmund unter mehreren Veranstaltern reift.
Idee aus Dortmund: Mehrere Party-Formate auf einem Open-Air-Gelände
Auf einem Open-Air-Gelände könnten sich über die Sommermonate mehrere Dortmunder Party-Formate präsentieren. „Mit dem Clubfonds könnte so etwas gestützt werden“, sagt Gredecki.
Jede weitere Planung hängt aber weiter davon ab, wie sich Infektionszahlen und die Impfungen in den nächsten Wochen entwickeln. Und davon, wie viele Betreiber und Angestellte aus der Nachtwirtschaft bis dahin durchhalten.
Nach der Krise braucht es eine „Don‘t stay at home“-Kampagne
Werden die Menschen überhaupt wieder feiern gehen, wenn sie dürfen? Die Zeitspanne zur letzten Party wird weiter wachsen. Die Erfahrungen aus der Gastronomie und anderen Branchen nach dem ersten Lockdown zeigen: Eine gewisse Skepsis gegenüber Menschenansammlungen bleibt.
Yves Gredecki sagt deshalb: „Wenn wir es hinter uns haben, brauchen wir eine grundlegende Kampagne im Sinne von ,Don‘t stay at home‘, um die Leute aus dem Corona-Schlaf zu rütteln.“
Seit 2010 Redakteur in Dortmund, davor im Sport- und Nachrichtengeschäft im gesamten Ruhrgebiet aktiv, Studienabschluss an der Ruhr-Universität Bochum. Ohne Ressortgrenzen immer auf der Suche nach den großen und kleinen Dingen, die Dortmund zu der Stadt machen, die sie ist.
