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Dortmunderin erfährt mit Impf-Spritze im Arm vom Astrazeneca-Stopp
Corona-Schutzimpfung
Die Impfungen im Dortmunder Impfzentrum waren in vollem Gange als die Meldung vom Stopp für den Impfstoff von Astrazeneca kam. Eine Ärztin gehörte zu den letzten, die geimpft wurden.
Erst seit Freitag (12.3.) vergibt die Stadt über die Online-Plattform Eventim Impftermine an Beschäftigte aus dem Medizin- und Pflegebereich in der Impf-Prioritätengruppe 2. Die Ärztin Paloma Haubert (44) reagierte schnell und sicherte sich gleich einen Termin für diesen Montag (15.3.) - wie viele ihrer Kolleginnen und Kollegen.
Um 15.30 Uhr war Paloma Haubert in der Impfstraße 7 in der Warsteiner Music Hall an der Reihe. Es war ein perfektes Timing: „Ich war eine der Letzten, die in Dortmund mit Astrazeneca geimpft wurden“, berichtet die Medizinerin. „Ich hatte gerade die Spritze im Arm, als mein Handy vibrierte.“
Eilmeldung auf dem Smartphone
Das Smartphone vermeldete, dass das Bundesgesundheitsministerium die Impfungen mit Astrazeneca bundesweit ausgesetzt hat. „Meine Kollegin, die hinter mir an der Reihe war, hatte die Nachricht auch bekommen und sprach gleich die Impfärztin darauf an“, erzählt Paloma Haubert.
Und das setzte eine schnelle Kettenreaktion in Gang. Denn nach kurzer Rücksprache im Impfzentrum wurden sofort alle weiteren Impfungen mit Astrazeneca gestoppt - obwohl die Schlange der Wartenden noch lang war.

Auch am Montag herrschte viel Andrang am Impfzentrum in Hörde. Aber nicht alle bekamen auch noch ihre Corona-Schutzimpfung. © Jörg Bauerfeld
Paloma Haubert bekam all das im Wartebereich am Ende der Impfstraße mit, wo die frisch Geimpften für gut 15 Minuten ausharren sollen, um mögliche Impfreaktionen abzuwarten. Die gab es bislang nicht - wobei die Medizinerin weiß, dass bei vielen Menschen Fieber und Abgeschlagenheit am nächsten Tagen zu den normalen Reaktionen des Körpers auf die Impfung gehören.
Dass sie eine der letzten war, die nun mit dem umstrittenen Vakzin geimpft wurden, nimmt Paloma Haubert gelassen. „Im Nachhinein weiß ich natürlich nicht, ob die Impfung, die ich noch bekommen habe, nun Fluch oder Segen war“, stellt sie fest.
Bei anderen überwiegt Erleichterung
Bei Wiebke Kolodziejczyk überwiegt auf jeden Fall die Erleichterung, nicht mehr geimpft worden zu sein. Die Mitarbeiterin des Medizinischen Dienstes erlebte den Impfstopp gewissermaßen am anderen Ende der Warteschlange. Sie hatte ihren Impftermin um 16 Uhr. „Wir waren gerade auf den Parkplatz gefahren, als uns schon Leute entgegenkamen und erzählten, dass sie in den Nachrichten vom Aussetzen der Impfungen mit Astrazeneca gehört hatten“, berichtet sie.
Wiebke Kolodziejczyk reihte sich trotzdem erst einmal in die noch lange Schlange der Wartenden ein. Bis dann von Mitarbeitern des Impfzentrums offiziell der Impfstopp verkündet wurde. Geimpft wurden nur noch über 80-Jährige mit dem Biontech-Impfstoff.
Wiebke Kolodziejczyk musste sich ungeimpft wieder auf den Heimweg machen. Ihr Fazit: „Ich hatte mich zwar erst darüber gefreut, kurzfristig einen Termin bekommen zu haben. Aber jetzt bin ich doch froh, dass ich nicht geimpft wurde.“
Merkwürdige Atmosphäre am Impfzentrum
Am Impfzentrum auf Phoenix-West sorgte die Situation für eine sonderbare Atmosphäre. Da waren diejenigen, die unverrichteter Dinge wieder nach Hause mussten.
Sie wussten teilweise gar nicht, wie das funktionieren sollte, weil sie für den Impftermin auf Phoenix-West von Freunden oder Verwandten abgesetzt worden waren. Bei manchen entlud sich der Ärger in Diskussionen mit dem Personal vor Ort, andere nahmen es gelassen. Viele reagierten verdutzt auf die Situation, plötzlich doch keinen Impftermin mehr zu haben.
Informationen, wie es weitergeht, waren vor Ort nur spärlich zu bekommen, weil auch die Mitarbeiter des Impfzentrums von der Situation überrascht worden waren.
Schließlich waren da noch diejenigen im Alter von oder über 80 Jahren, die am Montag eine Impfung mit dem BionTech-Pfizer-Vakzin erhielten. Eine Frau, die von einer Freundin begleitet wurde, erhielt gerade ihre Impfung, als die Nachricht die Runde machte. „Ich bin froh, dass es mich nicht betraf. Aber das war schon komisch und tut mir auch ein bisschen leid für die Jüngeren, die gewartet haben.“
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.

Seit 2010 Redakteur in Dortmund, davor im Sport- und Nachrichtengeschäft im gesamten Ruhrgebiet aktiv, Studienabschluss an der Ruhr-Universität Bochum. Ohne Ressortgrenzen immer auf der Suche nach den großen und kleinen Dingen, die Dortmund zu der Stadt machen, die sie ist.
