„Wohnzimmer“-Chef Simo Slaoui möchte an Silvester kein Risiko eingehen und nimmt keine Reservierungen entgegen.

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Wegen Corona: Dortmunder Restaurants erleben Absagen-Flut für Silvester

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Viele Menschen nehmen ihre Restaurant-Reservierung für den Silvesterabend zurück. Für Dortmunder Gastronomen hat das schwerwiegende Folgen. Einige greifen deshalb zu ungewöhnlichen Mitteln.

Dortmund

, 09.12.2021, 10:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Erst lecker essen gehen und im Anschluss auf das neue Jahr anstoßen: So oder so ähnlich könnte der letzte Tag des Jahres aussehen - wenn es nicht die vierte Corona-Welle gäbe. Dass die Menschen vorsichtiger werden, merken besonders die Restaurant-Betreiber in der Stadt.

Trend aus der Adventszeit setzt sich fort

Wir haben stichprobenartig nachgefragt, wie die Gastronomen den Silvesterabend angehen. Fest steht, dass sie derzeit viele Absagen entgegennehmen müssen. Damit setzt sich der Trend aus der Adventszeit fort. Zahlreiche Betriebe, Firmen und private Gruppen hatten ihre Weihnachtsfeiern abgesagt.

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Für Detlef Lotte, Chef vom Bistro „Schönes Leben“ im Kreuzviertel und dem Restaurant und Hotel „Dieckmann‘s“, gehöre der letzte Abend des Jahres zu den umsatzstärksten im ganzen Jahr. „Dieser Umsatz wird nicht kommen. Ich schätze, dass wir nur zwei Drittel des Normalwertes erreichen“, meint er. Doch das sei nur ein Blick in die Glaskugel.

Aufgrund der stark angespannten Pandemiesituation verzichtet er auf die übliche Party mit DJ und Co. Vielmehr lautet das diesjährige Motto: Silvester unter Freunden. Familiärer, besinnlicher und festlicher als üblich werde 2021 enden und das neue Jahr beginnen. Dazu solle es ein Vier-Gänge-Menü für insgesamt 79 Euro pro Person geben.

Lotte: „Die Leute wollen, sind sich aber noch unsicher“

„Dazu gab es viele Anrufe. Die Leute wollen, sind sich aber noch unsicher“, resümiert Lotte. Man könne zwar reservieren, jedoch nur unter Vorbehalt. Für Lotte und seine Mitarbeitenden bedeutet das Unsicherheit bei der Planung.

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Damit kämpft ebenfalls das „Pfefferkorn“ um Betriebsleiter Klaus Schiemann. Silvester sei zwar nicht der Tag, an dem das meiste Geld eingenommen werde, aber dennoch wichtig. Schließlich sei das Restaurant am Hohen Wall in den letzten Jahren mit über 200 Reservierungen an Silvester immer ausgebucht gewesen.

Diesmal rechnet Schiemann lediglich mit weniger als 100 Reservierungen. „Das bedeutet, dass wir etwa 70 Prozent weniger Umsatz machen“, sagt Schiemann ergänzend. Viel Geld für den Betrieb, der elf Monate geschlossen hatte.

Restaurants schicken Mitarbeiter in den Urlaub

Die Kombination aus weniger Gästen und fehlendem Umsatz bringt Schiemann zudem in eine Situation, die er so zum ersten Mal erlebe: „Wir schicken einige Leute in den Urlaub.“ Vor der Pandemie sei das am Jahresende nicht möglich gewesen. Von sieben Mitarbeitenden im Service seien sechs da, wenn es voll ist. Nun werden es wohl weniger sein.

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In einer ähnlichen Situation befindet sich Detlef Lotte. „Wir haben Erfahrungswerte, wie viel Personal wir bei einer bestimmte Gästeanzahl benötigen“, sagt er. Lotte schätzt, dass etwa 170 Gäste ins „Dieckmann’s“ und 120 Gäste ins „Schönes Leben“ kommen - weniger als normal. „Dementsprechend weniger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind dann vor Ort. Das ist eine kaufmännische Entscheidung“, fügt er hinzu.

Auf solche Kalkulationen für Silvester möchte sich Simo Slaoui von der „Wohnzimmer Cafébar“ am Neuen Graben nicht einlassen. „Wir haben nichts vorbereitet. Wir nehmen auch keine Reservierungen an, weil es sich für uns nicht lohnen würde“, sagt der Inhaber. Denn so etwas müsse alles geplant werden.

„Wohnzimmer“ bleibt auf Getränken sitzen

Slaoui berichtet von schlechten Erfahrungen. Kürzlich war für zwei Gesellschaften reserviert worden. Auf insgesamt 80 Personen hatte er sich vorbereitet. Gekommen seien lediglich 29. Auf dem vollen Getränkekeller sei er sitzengeblieben.

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Silvester ausfallen zu lassen, sei eine Vorsichtsmaßnahme. Dabei war das „Wohnzimmer“ in den letzten Jahren voll ausgebucht. „Aber es wird immer und immer weniger“, beschreibt Slaoui. Diese Beobachtung können seine Kollegen aus der Dortmunder Gastronomie nur bestätigen.