
© Uwe von Schirp
1G in Dortmunder Friseursalon: „Die Leute sollen sich impfen lassen“
Coronavirus
Milanka Diel hat einen mutigen Weg eingeschlagen: Die Dortmunder Friseurmeisterin bedient nur noch geimpfte Kunden. Dafür muss sie viel Kritik einstecken. „Das ist mir egal“, sagt die 49-Jährige.
Viele böse Kommentare musste Milanka Diel bereits einstecken. An ihrem mutigen Entschluss hat das nichts geändert: Die Friseurmeisterin öffnet ihren Salon in Dortmund-Mengede nur noch für geimpfte Kundinnen und Kunden.
Die Entscheidung habe sie nach der Bund-Länder-Konferenz in der vergangenen Woche getroffen. „Die Politik eiert doch nur herum“, meint die Inhaberin von „Milli meets Haarmonie“ an der Strünkedestraße 3. Für sie sei es unbegreiflich, dass beim Friseur weiterhin 3G gilt, während nebenan etwa bei „Ernsting’s family“ die Ungeimpften draußen bleiben müssen.
Weil sie in der Vergangenheit auch viele Schwierigkeiten mit Genesenen gehabt habe, käme für sie nur die 1G-Regel in Frage. Dafür mache sie von ihrem Hausrecht Gebrauch. „Die Leute haben mir Bescheinigungen unter die Nase gehalten, die acht oder neun Monate alt waren. Die konnten doch gar keine Antikörper mehr haben“, so Milanka Diel. Andere seien ganz bewusst vier Tage vor Ablauf der sechs Monate gekommen.
„Keine Geduld mehr“
Ähnliche Situationen habe sie mit Getesteten erlebt: „Im November legten sie einen Test von September vor. Was soll das?“ Mit der 1G-Regel könne sie diesen unschönen Begegnungen nun aus dem Weg gehen: „Ich habe einfach nicht mehr die Geduld, mich damit zu beschäftigen. Stattdessen kann ich mich jetzt auf die Weihnachtszeit vorbereiten.“
Das sei aber nicht der einzige Vorteil: „Ich fühle mich nun einfach sicherer“, sagt die 49-Jährige. Aufgrund einer schweren Erkrankung im vergangenen Jahr wolle und könne sie kein Risiko mehr eingehen. „Außerdem habe ich eine Verantwortung gegenüber meinen Mitarbeitern und Kunden.“
Mittlerweile hätten sich bei ihr viel Frust und Wut angestaut. „Ich bin so wütend auf die Menschen, die sich nicht impfen lassen. Wegen ihnen haben wir doch die ganzen Schwierigkeiten.“ Hinzu käme die realitätsferne Politik. „Wir müssen ausbaden, was die Politiker beschließen. Keiner von denen steht den ganzen Tag im Laden und muss das alles aushalten.“
Shitstorm in den sozialen Medien
Vor allem in den sozialen Netzwerken löste Milanka Diels 1G-Entscheidung einen Shitstorm aus. „Das ist mir egal. Ich stehe voll dahinter. Die Leute sollen sich impfen lassen.“ Zudem gehörten die Kritiker nicht zu ihren Kunden.
Sogar als Nazi musste sich die gebürtige Serbin beschimpfen lassen. Und es gab noch mehr Angriffe: „Ein Mann hat mich tatsächlich gefragt, ob Jesus sich auch hätte impfen lassen sollen“, erzählt die Friseurmeisterin. Mittlerweile rechne sie sogar damit, dass ihr Salon mit Eiern beworfen wird.
Die meisten ihrer Kunden ständen aber hinter ihr und begrüßten die 1G-Regel. „90 Prozent von ihnen sind bereits geimpft“, weiß Milanka Diel. Alle anderen könnten wiederkommen, sobald sie immunisiert seien.
1968 geboren und seit über 20 Jahren Redakteurin bei Lensing Media. Zuständig für den Dortmunder Westen mit seinen Stadtbezirken Lütgendortmund, Mengede und Huckarde sowie für die Stadt Castrop-Rauxel.
