Giulio Onofrietti vor dem „Forum“, mitten in der Dortmunder Innenstadt.

© Felice Onofrietti

Inhaber des ersten italienischen Restaurants Dortmunds verstorben

rnRestaurant „Forum“

Er eröffnete 1959 das erste italienische Restaurant in Dortmund. Einst aßen dort Anwälte, Bürgermeister und Zuhälter gemeinsam. Mit 96 Jahren ist der Gründer nun verstorben.

Dortmund

, 04.12.2021, 17:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Wer heutzutage in Dortmund wohnt, ist eine Vielzahl an Restaurants und Imbissen der verschiedensten kulinarischen Ursprünge gewohnt. Italienische Restaurants gehören in dieser Vielfalt heutzutage wie selbstverständlich dazu.

Das war nicht immer so. 1959 eröffnete in Dortmund das „Forum“, das erste italienische Lokal der Stadt. Das „Forum“ war über 25 Jahre lang sehr beliebt, bis es 1988 geschlossen wurde. Giulio Onofrietti, Gründer und Betreiber des Forums, ist im November im Alter von 96 Jahren in Mexiko verstorben.

In Erinnerung geblieben

Stammgäste des Forums haben das Lokal immer noch in bester Erinnerung. „Es war eine Mischung aus Bar, Restaurant und Café“, sagt Evelyn Cramer, die bis zur Schließung des „Forums“ regelmäßig dort zu Gast war.

Noch heute schwärmt Cramer von Dortmunds erstem italienischen Restaurant: „Es war in den 60er- und 70er-Jahren der ‚In-Laden‘ überhaupt. Es war dort immer stimmungsvoll und ich habe das Forum in bester und tollster Erinnerung“, sagt sie.

Giulio Onofrietti war Inhaber des ersten italienischen Restaurants in Dortmund. Im November ist er in seiner Wahlheimat Mexiko verstorben.

Giulio Onofrietti war Inhaber des ersten italienischen Restaurants in Dortmund. Im November ist er in seiner Wahlheimat Mexiko verstorben. © Felice Onofrietti

Dass es überhaupt zur Gründung des „Forums“ kam, hatte mit vielen Zufällen zu tun. Giulio Onofrietti wurde zwischen den beiden Weltkriegen 1925 in Neapel geboren.

Er zog mit seiner Familie auch wegen des Zweiten Weltkrieges immer wieder um: Er lebte in Frankreich, kurze Zeit in Dortmund, dann wieder in Italien, nach dem Zweiten Weltkrieg in Mexiko, wo er zweimal Vater wurde und ab 1958 wieder in Dortmund.

Gründung als Eisdiele

Dort gründete er das „Forum“, in bester Lage, direkt gegenüber der Reinoldikirche. Anfangs war sein Lokal eine Eisdiele und eine Cafeteria. Viele verschiedene Cocktails und andere alkoholische Getränke bot Onofrietti damals außerdem an.

Mit der Zeit wurde das Forum aber zu einem echten Restaurant. Immer mehr italienische Spezialitäten fanden den Weg auf die Speisekarte, vor allem Pasta-Gerichte.

„Verrückte Mischung“

Onofriettis Sohn Felice Onofrietti hat das „Forum“ genau wie die ehemalige Stammkundschaft in bester Erinnerung.

„Es war eine verrückte Mischung an Leuten im Forum“, sagt Felice Onofrietti, „es kamen junge und alte Leute, Männer und Frauen, Leute im Anzug und Hippies. Irgendwann dann auch immer mehr Schüler und Studenten.“

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Dass es zu Streitigkeiten unter den sehr unterschiedlichen Gästen kam, habe sein Vater immer zu verhindern gewusst, sagt Felice Onofrietti. „Es konnte der Bürgermeister da sein, Schauspieler, Geschäftsführer, Rechtsanwälte und genauso konnten Zuhälter da sein und alle haben sich benommen, weil mein Vater auch sehr streng sein konnte.“

Felice Onofrietti glaubt, dass das „Forum“ unter anderem so beliebt war, weil die Deutschen damals eine große Sehnsucht nach Urlaub in Italien hatten. „Wenn man hereinkam, war es wie in Italien“, sagt Onofrietti, „alle Angestellten waren Italiener. Sie habe untereinander auf Italienisch Witze gemacht und geflucht.“

Prominenter Besuch

Auch für Prominente Dortmunder sei das Forum ein Treffpunkt gewesen, sagt Felice Onofrietti. So habe man etwa regelmäßig BVB-Spieler im „Forum“ angetroffen. Darunter Friedhelm „Timo“ Konietzka, Torschütze des allerersten Tores in der Fußball-Bundesliga.

Felice Onofrietti fallen viele Anekdoten ein, wenn er an die Zeit des „Forums“ zurückdenkt: „Weihnachten war immer ganz verrückt“, sagt er. Da seien immer Leute zurückgekehrt, die nicht mehr in Dortmund lebten, um feuchtfröhlich ihr Wiedersehen zu feiern.

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Wenn die Gäste dann trotz des Weihnachtsfestes bis in die Nacht nicht nach Hause zu ihren Familien gegangen seien, hätten irgendwann reihenweise Ehepartner im „Forum“ angerufen. Daraufhin habe Giulio Onofrietti ganz nüchtern erklärt: „Ich kann sie ja nicht rausschmeißen“, wie Felice Onofrietti mit einem Lachen erzählt.

Unfreiwillige Schließung

1988 musste Giulio Onofrietti das „Forum“ schließen. Das geschah nicht freiwillig. Damals begannen die Bauarbeiten der U-Bahn-Station Reinoldikirche.

Durch die vielen Baustellen konnte man vor dem „Forum“ nicht mehr parken. Außerdem kamen wegen der vielen Baustellen nicht mehr viele Passanten vorbei. Dadurch verlor das „Forum“ immer mehr Gäste, bis Onofrietti schließlich beschloss, sein Restaurant zu schließen.

Umzug nach Mexiko

Nach der Schließung zog es Onofrietti und seine Ehefrau Margot nach Mexiko. Dort lebten einige Familienmitglieder, darunter Sohn Felice, der dort in die Fußstapfen seines Vaters getreten war und ein Restaurant eröffnet hatte.

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In der mexikanischen Stadt Ixtapa Zihuatanejo eröffnete Giulio Onofrietti noch ein italienisches Restaurant. Den Abschluss seiner gastronomischen Laufbahn machte Giulio Onofrietti dann gemeinsam mit seinem Sohn Felice.

In Santiago de Querétaro, etwa zweieinhalb Autostunden von der Hauptstadt Mexiko-Stadt entfernt, betrieb das Vater-Sohn-Duo gemeinsam das Restaurant „Trattoria de los Arcos“. In Santiago de Querétaro lebte Onofrietti bis zu seinem Tod mit seinem Sohn und dessen Ehefrau.