Fastenmonat-Fest
Dortmunder Rat stimmt Festi Ramazan am Remydamm zu - wenn die Auflagen erfüllt werden
Der Dortmunder Rat hat am Donnerstag entschieden, dass das Festi Ramazan 2019 wieder am Parkplatz am Remydamm staffinden kann - vorbehaltlich einiger Auflagen. Anwohner sind strikt dagegen.
Das Festival 2018 am Rabenloh in Dortmund: Viele Händler bieten auf dem Festi Ramazan ihre Waren an. Hier gibt es Strom- und Gas-Veträge. © Peter Bandermann
Bis Dienstag (19. 2.) lautete die Botschaft der Verwaltung, dass es im Jahr 2019 keinen Platz für das Festi Ramazan in Dortmund gebe. Dann brachten SPD, Grüne, Linke und Piraten den Parkplatz am Remydamm wieder ins Spiel, wo das Fest bereits 2012 und 2013 stattfand. Und Donnerstagabend (21. 2.) hat der Rat tatsächlich entschieden: Das Festival im Fastenmonat Ramadan kann 2019 auf dem Parkplatz E1/E2 am Remydamm staffinden. Wenn der Veranstalter alle Auflagen in Sachen Sicherheit, Verkehrsführung und Lärmschutz erfüllt. Und wenn die Fläche verfügbar ist.
Rat setzt sich über Bezirksvertretung hinweg
Die Entscheidung ist durchaus eine Überraschung. Nicht nur, weil die Stadtverwaltung zunächst für 2019 keine geeignete Fläche in der Stadt für das Festi Ramazan gesehen hatte. Sondern auch, weil die Bezirksvertretung Innenstadt-Ost im Jahr 2018 Pläne für ein neuerliches Festi Ramazan auf dem Areal am Remydamm abgelehnt hatte. Denn in den früheren Jahren hatten sich Anwohner wegen Lärmbelästigung am späten Abend und in den frühen Morgenstunden beschwert.
Über das Votum der Bezirksvertretung hat sich der Rat nun - mit Stimmen von SPD, Grünen, FDP, Linken und Piraten - hinweggesetzt. Die anderen Parteien stimmten dagegen. Die CDU lehnte die Überstimmung der Bezirksvertretung ab. Anders argumentierte Utz Kowalewski, Vorsitzender der Fraktion Linke/Piraten: Das Festi Ramazan habe eine „übergeordnete Bedeutung“, daher habe er wenig Gewissensbisse, dass statt der Bezirksvertretung der Rat entscheide.
Ratsbeschluss ist kein Freifahrtschein
Das Festi Ramazan, betonte SPD-Ratsherr Dirk Goosmann im Rat noch einmal die Sicht seiner Partei, stehe „Dortmund als weltoffener Stadt gut zu Gesicht“. Im vergangenen Jahr habe es mit dem Festival auf dem Parkplatz A8 zwischen den Messehallen der Westfalenhallen und dem Signal Iduna Park keine Probleme in Sachen Verkehr und Lärm gegeben. Das müsse doch auch 2019 am Remydamm möglich sein.
So sieht es auch Grünen-Fraktionssprecherin Ingrid Reuter: „2018 hat gezeigt, dass der Veranstalter in der Lage ist, das Fest durchzuführen, ohne dass es Probleme gibt.“ Allerdings ist der Ratsbeschluss noch kein Freifahrtschein. FDP-Fraktionsvorsitzender Lars Rettstadt: „Erst wenn die ganzen Bedenken ausreichend berücksichtigt sind, gibt es eine Genehmigung.“
Auflagen für das Remmidemmi am Remydamm
Denn in der Ratsvorlage, die Ordnungsdezernent Norbert Dahmen praktisch über Nacht erstellt hat, werden dem Veranstalter Auflagen gestellt. Nur wenn sie erfüllt werden, soll die Verwaltung nach Willen des Rates das mehrwöchige Festival (der Ramadan fällt 2019 auf den Zeitraum vom 6. Mai bis 5. Juni) genehmigen.
Das Festival endet abends um 24 UhrDer Veranstalter muss tragfähige Konzepte zur Verkehrslenkung und zum Parken, zum Lärm-, Sicherheits- und Brandschutz und zur Sauberkeit vorlegen.Das Festi Ramazan muss auf konkurrierende Veranstaltungen Rücksicht nehmen. Heißt: Bei Fußballspielen (am 11. Mai trägt der BVB sein letztes Heimspiel aus) oder Messen (die „Hund und Katz“ läuft vom 17. bis 19. Mai) könnte es an einigen Tagen verkürzt werden oder gar nicht stattfinden.Der Veranstalter muss die Anwohner frühzeitig informieren und während des Festes erreichbar sein, um mögliche Konflikte zu lösen.Zudem muss der Veranstalter sich noch mit Dopark über die Nutzung des Parkplatzes E1/E2 einigen. Dopark soll aber bereits Zustimmung signalisiert haben.
Anwohner sind strikt gegen Fest am Remydamm
Viele Anwohner sind strikt gegen das neuerliche Remmidemmi am Remydamm. Anwohner Gerhard Schubert aus der Joseph-Scherer-Straße: „Die Bezirksvertretung hat doch schon den Beschluss gefasst, dass der Parkplatz nie wieder dafür zur Verfügung stehen soll. Kann der Rat die Bezirksvertretung etwa einfach umgehen?“, fragt er.
Der Rat kann. „Wenn der Rat sagt: Das ist ein Fest von bezirksübergreifender Bedeutung, dann sind wir raus“, erklärte der Bezirksbürgermeister für die Innenstadt-Ost. Das lokalpolitische Gremium hatte sich mehrfach gegen den Remydamm als Standort ausgesprochen, um die Anwohner vor Lärm zu schützen. Udo Dammer hält daran fest. Auf die Anwohner komme in einem über vier Wochen langen Zeitraum ein bis 24 Uhr dauerndes Fest zu. Seine Bedenken hatte der Bezirksbürgermeister jüngst in einer Gesprächsrunde vorgetragen.
Er befürchtet, dass der Remydamm nun für das Festi Ramazan fest etabliert werde. Dazu gibt es im Ratsbeschluss allerdings eine klare Aussage: Für die Folgejahre soll die Verwaltung mit dem Veranstalter andere infrage kommende Flächen prüfen.
Nachvollziehen kann der Bezirksbürgermeister den Ratsbeschluss nicht. Der Dortmunder Weihnachtsmarkt ende bereits um 21 Uhr. „Die Regeln für das Festi Ramazan kennen wir von anderen Festen in Dortmund nicht“, sagte Udo Dammer.
Laut Gerhard Schubert würden auch die Anwohner das Festival strikt ablehnen. In den früheren Jahren hatten die Veranstalter dort Besucher aus ganz Europa angezogen. Anwohner beschwerten sich damals über Lärmbelästigungen durch Hupkonzerte abreisender Gäste selbst in den Morgenstunden.
„Das Festival ist eine Verkaufsmesse“
Gerhard Schubert sagt: „Wir alle haben sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Wir wollen das Festival hier nicht haben. Das Festival ist kein religiöses Fest oder Volksfest, sondern eine reine Verkaufsveranstaltung“ – die erneut bis Mitternacht dauern werde.
Viel Gegenwind also für die Veranstalter. Der Dortmunder Schausteller Patrick Arens war in den vergangenen Jahren für die Sicherheit und Ordnung des Festivals zuständig, nachdem der Protest laut geworden war. „Das Fest hat heute mit den Festen in den ersten Jahren nichts mehr zu tun“, sagte Patrick Arens auf Anfrage unserer Redaktion.
Vor zwei Jahren in der Nordstadt habe es nur zwei berechtigte Beschwerden gegeben. Die Anwohner der Joseph-Scherer-Straße und der Brünninghauser Straße würden 2019 nicht beeinträchtigt. Patrick Arens: „Ich kann garantieren, dass wir das hinbekommen.“
Durchfahrtscheine für die Anwohner
Der Parkplatz an der Joseph-Scherer-Straße werde für die Festival-Besucher gesperrt. Auch die Durchfahrt in die Anwohnerstraßen sei nur den Anwohnern gestattet. Ordner würden darauf achten, dass nur berechtigte Autofahrer mit extra ausgestellten Durchfahrtscheinen durchkommen. Außerdem: „Es gibt keine Musik und keine öffentlichen Gebete mehr. Die Anwohner wohnen so weit weg, dass sie nichts mitbekommen werden“, lautet Arens’ Prognose.
Luftlinie sind es 380 Meter von den Parkplätzen E1/E2 am Remydamm bis zu den Wohnhäusern an der Joseph-Scherer-Straße / Brünninghauser Straße. Gerhard Schubert traut diesen Aussagen nicht: „Die parken, wo sie wollen, auch hier auf den Wiesen.“
Eine Anwohnerin regte an, dass die Veranstalter mal in andere Städte umziehen könnten. Das Festi Ramazan im Jahr 2018 hatten etwa 150.000 Gäste besucht.