
© Potthoff
Dortmunder Mutter im Zwiespalt: Quarantäne, Tests und Unsicherheiten
Corona und Schulen
Antigen- oder PCR-Tests? Quarantäne für Klassen oder Sitznachbarn? Viel Bewegung war in den Corona-Maßnahmen für Schulen. Eine Mutter aus Dortmund über Unsicherheiten und eine erschreckende Normalität.
Das mulmige Gefühl bleibt - diesen Eindruck gewinnt man, wenn man mit Dortmunder Eltern spricht, die ihre Kinder während der vierten Welle in die Schule schicken müssen. Bei der Inzidenz, die seit Mitte August teils rasant angestiegen war, scheint zwar eine gewisse Entspannung einzutreten, trotzdem machen sich viele Gedanken um die Sicherheit ihrer Kinder. Insbesondere, wenn die noch keine 12 Jahre alt sind, also keine Impf-Empfehlung besteht.
Nun gibt es neben einer angepassten Teststrategie auch neue Regelungen für die Quarantäne. Sorgt das für Entspannung und ein besseres Gefühl? Sandra Potthoff hat zwei Söhne, die in die vierte Klasse einer Grundschule gehen, und eine Tochter, die die Kita besucht.
„Das ungute Gefühl bleibt“
„Das ungute Gefühl bleibt“, sagt sie, wenngleich man sich im Laufe der Zeit irgendwie arrangiert habe: „Im Grunde erschreckt es, wie sehr man schon die Situation gewöhnt ist, wie normal es ist, dass das eigene Kind quasi täglich positiv getestet werden könne.“
Dabei macht sie sich durchaus Gedanken, was ein Positiv-Fall in der Klasse ihrer Söhne bedeuten würde: „Es gibt ein Kind mit Vorerkrankungen - wenn das betroffen wäre, würde es bestimmt schwerer erkranken.“
Zudem sei einer ihrer Zwillinge als Kleinkind bei Atemwegsinfekten oft schnell und schwer erkrankt. „Da mache ich mir natürlich Sorgen, dass er einer der wenigen sein könnte, der Corona nicht gut wegsteckt.“ Und die Long-Covid-Gefahren könne man auch noch nicht einschätzen.
Einheitliche Regeln als Fortschritt
Der Wunsch nach Sicherheit auf der einen Seite - der nach einer geregelten Betreuung, Unterricht, Sozialkontakten auf der anderen. Die neuen Regelungen zum Umgang mit Positiv-Fällen und Quarantäne, die Stadt und Land in dieser Woche vorgestellt haben, sind da ein „Schritt in die richtige Richtung“, meint Sandra Potthoff.
„Es ist ein kleiner Fortschritt, dass es einheitliche Regeln gibt - bei den ersten Positivfällen wusste niemand, was passiert jetzt eigentlich? Da wurden erstmal alle aus einer Klasse nach Hause geschickt.“ Das ist mittlerweile deutlich anders.
In Grundschulen, wo PCR-Pooltest durchgeführt werden, werden im Fall eines positiven Pooltests alle Schüler per PCR nachgetestet. Im Anschluss lässt man aber alle Schüler, die negativ getestet wurden, in der Schule, so Gesundheitsamtsleiter Dr. Frank Renken am Dienstag (7.9.).
Schülern unnötige Fehlzeiten ersparen
Bei weiterführenden Schulen, in denen Antigen-Schnelltests durchgeführt werden, folgt für positiv-getestete Schüler ein PCR-Test - nur, wenn der positiv ausfällt, muss der Schüler in Quarantäne bleiben. Sofern die Hygieneregeln eingehalten wurden, wird für direkte Sitznachbarn keine Quarantäne angeordnet - allerdings per Infoschreiben auf eine freiwillige PCR-Testung auch bei Symptomfreiheit hingewiesen, so Stadtsprecherin Anke Widow.
Der Gedanke dahinter: Man möchte Schülern unnötige Fehlzeiten durch Quarantänen als reine Vorsichtsmaßnahme ersparen. Diese Herangehensweise deckt sich mit dem Empfinden von Sandra Potthoff: „Das macht Sinn, weil schon vorher sehr viel Unterricht ausgefallen ist, jede Schulstunde ist wichtig.“
PCR-Tests geben Sicherheit, Schnelltests nicht
Und zumindest die PCR-Tests, die in den Grundschulen durchgeführt werden, gäben ein Stück Sicherheit, „weil man relativ früh die Gelegenheit hat, zu reagieren“. Zweifel an der Einhaltung von Hygienemaßnahmen in den Grundschulen hat sie trotzdem - nicht, weil Schulleiter und Lehrer sich nicht bemühen wurden.
Sondern aufgrund des Alters der Kinder. „Natürlich stecken die mal die Köpfe zusammen und spätestens in der Offenen Ganztagsschule mischen sich auch Klassen.“
Umso wichtiger, dass die PCR-Tests für ein besseres Gefühl sorgen. Anders als die Antigen-Schnelltests in den Kitas. Ob die dort ausgehändigten zwei Tests pro Woche bei allen Kindern zuhause durchgeführt werden? Daran hat die Dortmunderin, wie auch andere Eltern, große Zweifel.
1983 im Münsterland geboren, seit 2010 im Ruhrpott zuhause und für die Ruhr Nachrichten unterwegs. Ich liebe es, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, Fragen zu stellen und vor allem: zuzuhören.
