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Dortmunder Lehrer zu Präsenzpflicht-Wegfall: „Unfassbar, was da passiert!“
Anti-Corona-Maßnahmen an Schulen
Für alle Schulen in Dortmund gilt ab Montag: Schulpflicht ja, aber kein Kind muss mehr vor Ort erscheinen. Wir sammeln Dortmunder Reaktionen und erklären, wie das funktionieren soll.
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat am Freitag (11.12.) in einer Pressekonferenz überraschende und umwälzende Maßnahmen für den Schulbetrieb in NRW angekündigt.
Ab Montag (14.12.) ist die Präsenzpflicht an den Dortmunder Schulen bis zum 10. Januar aufgehoben. Eltern von Schülerinnen und Schüler aus den Klassen 1 bis 7 können selbst entscheiden, ob sie ihr Kind zur Schule schicken oder Distanzunterricht zu Hause organisieren können.
Distanzunterricht für alle ab der 8. Klasse
Die Regelung gilt bis Freitag (18.12.). Die Weihnachtsferien waren bereits vorverlegt worden. Und sie werden noch zwei Tage länger: Am 7. und 8. Januar bleiben die Schulen geschlossen.
Ab der 8. Klasse sollen alle Schulen auf Distanzunterricht wechseln. Dies wird in der Mehrheit über digitale Plattformen organisiert, in einzelnen Fällen aber auch per E-Mail oder auf dem Postweg.
Die Aufhebung der Präsenzpflicht kommt für alle Kinder, Eltern, Lehrer und sonstige am Schulleben Beteiligte in Dortmund überraschend. Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hatte sich zuletzt noch gegen solche Pläne ausgesprochen.
Schuldezernentin findet die Entscheidung „überfälig“
„Richtig, lageangepasst und überfällig“ findet Dortmunds Schuldezernentin Daniela Schneckenburger (Grüne) findet die Entscheidung. „Hier schlägt jetzt endlich Vernunft Ideologie.“
Sie sei davon überzeugt, dass sich viele Dortmunder Schulleitungen innerlich schon auf eine solche Situation vorbereitet hätten. Die kurzfristige Ankündigung habe es jedoch unmöglich gemacht, die nächste Woche mit Aufgaben vorzubereiten.
In Familien und Schulen wirft die Entscheidung viele Fragen auf
Die Ankündigung von Armin Laschet wirft viele Fragen auf. Wie entscheiden Eltern, ob eine Woche Unterricht zu Hause möglich ist? Können Schulen den kompletten Ablauf innerhalb eines Wochenendes umstellen und auf digitales Lernen wechseln?
Volker Maibaum, Dortmunder Hauptschullehrer und Vorsitzender der Lehrer-Gewerkschaft GEW Dortmund, sagt in einer ersten Reaktion auf die Ankündigung: „Das ist unfassbar, was da passiert.“
Die Situation sei dramatisch. Aber das Vorgehen der Landesregierung, eine lange von ihr abgelehnte Idee an einem Freitagmittag zu verkünden, sei ärgerlich.
Lehrergewerkschaft: Umsetzung wird „Riesen-Kraftaufwand“
Volker Maibaum sagt: „Wenn jemand so eine Schule leiten würde wie der Ministerpräsident und die Schulministerin ihre Ämter, dann würde die Kopf stehen und die Eltern wären in Aufruhr.“
Lehrer und Schulleitungen müssten nun mit einem „Riesen-Kraftaufwand“ wieder vieles neu organisieren. „Denn es ist unrealistisch zu glauben, dass man ab dem 10. Januar direkt wieder einfach einsteigen kann“, sagt Maibaum.
Stadteltern: „Spricht nichts dagegen“, wenn Betreuung gewährleistet
Anke Staar, Sprecherin der Dortmunder Stadteltern, hält die Lösung für „erwartbar“, aber überraschend in ihrer Geschwindigkeit. „Sofern die Betreuung wirklich gewährleistet ist, spricht da nichts gegen.“
Ärgerlich sei, dass es die Forderung nach solchen Modellen lange gegeben habe, Schulen aber immer wieder zurückgepfiffen worden seien.
Schulleiterin äußert sich zur Situation
Ilka Wandelt, Schulleiterin der Gustav-Heinemann-Gesamtschule in Huckarde, findet die kurzfristige Kommunikation „überraschend“. Sie und ihr Kollegium würden nun schnellstmöglich die Eltern und Familien darüber informieren, dass ihre Kinder ab Montag von dem Unterricht befreit werden können.
Das passiere über den „Schulmanager“, einer Plattform, auf die Eltern und Schüler Zugriff haben und aktuelle Informationen abrufen können. Dank des Schulmanagers sei ihre Schule „gut aufgestellt“, was die schnelle Informations-Weitergabe an Eltern anginge, so Wandelt
Seit 2010 Redakteur in Dortmund, davor im Sport- und Nachrichtengeschäft im gesamten Ruhrgebiet aktiv, Studienabschluss an der Ruhr-Universität Bochum. Ohne Ressortgrenzen immer auf der Suche nach den großen und kleinen Dingen, die Dortmund zu der Stadt machen, die sie ist.

Freddy Schneider, Jahrgang 1993, Dortmunderin. Gelernte Medienkauffrau Digital/Print und Redakteurin. Seit 2012 arbeitet sie bei den Ruhr Nachrichten.
