Mieten mit Haustieren

„Wir werden ignoriert“: Dortmunder Hundehalter verzweifeln bei Wohnungssuche

Seit 6 Monaten suchen Susan und Jan Schöne für sich und ihre Hündin Fiona eine neue Bleibe - erfolglos. Wer in Dortmund Hund oder Katze hält, hat es auf dem ohnehin angespannten Wohnungsmarkt schwer.

Dortmund

, 15.09.2022 / Lesedauer: 4 min

Susan Schöne lebt mit ihrem Mann Jan und Chihuahua-Dame Fiona in einer Mietwohnung in Brackel. Die ist ihnen allerdings zu eng geworden. Und in der direkten Nachbarschaft ist eine Großbaustelle. „Seit zwei Jahren haben wir Baulärm vor der Tür“, sagt Susan Schöne. Das Paar möchte umziehen - natürlich mit Hündin Fiona.

Doch die Dortmunder finden einfach keine Wohnung. Dabei sind ihre Ansprüche nicht so hoch. Sie suchen im Umkreis von 15 bis 20 Kilometern eine zirka 70 Quadratmeter große 3,5-Zimmer-Wohnung. „Gerne mit winzigem Garten für unsere Hündin“, sagt Susan Schöne, die als Künstlerin selbstständig ist.

25 Anfragen - keine Antwort

Zwar habe ihr das niemand gesagt, aber Susan Schöne ist sicher, dass Fiona der Hauptgrund für die gescheiterten Bewerbungen war. Das Ehepaar habe in den vergangenen sechs Monaten bei geschätzt 25 Wohnungsangeboten angefragt, sei aber nie zu einer Besichtigung eingeladen worden, erzählt sie. Nicht einmal eine Antwort hätten sie erhalten. „Wir werden ignoriert.“ Erklärungen: Fehlanzeige.

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Wie schwierig die Wohnungssuche für Halter von Hunden und Katzen in Dortmund sein kann, verdeutlicht eine Auswertung, die das Internet-Immobilien-Portal Immowelt vorgenommen hat. Immowelt hatte Wohnungsanzeigen in 81 deutschen Großstädten aus dem Jahr 2020 verglichen.

Das Ergebnis: Nur drei Prozent der Anzeigen in Dortmund waren mit dem Merkmal „Haustiere erlaubt“ markiert. Weniger waren es nur in Gütersloh (2 Prozent). Wolfsburg schnitt am haustierfreundlichsten ab (26 Prozent), Halle an der Saale landete mit 22 Prozent auf Rang 2. Immowelt verweist in einer Mitteilung zu der Auswertung auf eine Dunkelziffer. Denn nicht alle Anbieter hätten in ihren Anzeigen Angaben zu Haustieren gemacht. Das schließe jedoch nicht aus, dass diese erlaubt sind.

Haustierbesitzer werden aussortiert

Markus Roeser, Sprecher des Mietervereins Dortmund und Umgebung, bestätigt auf Nachfrage unserer Redaktion: Die Wohnungssuche sei für Haustierhalter „schon schwieriger“. In der Regel gebe es mehrere Interessenten bei den Wohnungsangeboten. Diejenigen mit Haustieren würden dann schnell aussortiert. „Da hat man schlechte Chancen. Viele Vermieter sehen das nicht gern.“

Probleme gebe es zudem vermehrt bei Mietern, die schon eine Wohnung haben und sich einen Hund anschaffen möchten, ergänzt Roeser. Oder bei Mietern, die vorher einen kleinen Hund hatten, sich dann aber einen deutlich größeren zulegen wollen. „Da gibt es häufiger Reibereien“, sagt der Sprecher.

Die Wohnungsbaugesellschaft Dogewo21 teilt auf Nachfrage mit, dass Mieter, die mit Hund oder Katze in eine Dogewo-Wohnung einziehen möchten, diesen Wunsch mit ihrem Kundenberater besprechen. „Für die Haltung von Katzen und Hunden in der Wohnung wird dann eine gemeinsame Vereinbarung unterzeichnet“, heißt es im Statement von Sprecherin Tanja Meier.

Und weiter: „Das Halten eines Hundes oder einer Katze orientiert sich beispielsweise an der Größe einer Wohnung, um eine artgerechte Haltung des Tieres zu gewährleisten.“

InfoWas Haustierhalter in Mietwohnungen beachten müssenMarkus Roeser, Sprecher des Mietervereins Dortmund und Umgebung, empfiehlt Mietern, ihre jeweiligen Vermieter vor der Anschaffung eines Hundes oder einer Katze um Erlaubnis zu fragen. Auch wenn Haustierhaltung nicht generell verboten werden könne.Der Vermieter müsse gute Gründe vorbringen, wenn er diese Erlaubnis nicht erteilen möchte, so Roeser. Das Verbot könne etwa damit begründet werden, dass eine Wohnung für einen großen Hund zu wenig Platz biete.Bei Hunderassen, denen eine gewisse Gefährlichkeit unterstellt wird, sei ein Veto des Vermieters erfolgsversprechend. Oder wenn der Vermieter den Hund bereits kenne und es konkrete Hinweise darauf gebe, dass dieser die Hausgemeinschaft stört. Massive Störungen, etwa wenn der Hund Tag und Nacht bellt, könnten auch Grund genug sein, die Erlaubnis zurückzuziehen, sagt Roeser. Eine generelle Abneigung des Vermieters gegenüber Hunden hingegen sei keine ausreichende Begründung.Im ungünstigsten Fall müssten Mieter und Vermieter die Haustier-Frage auf dem rechtlichen Weg klären. Heißt: Verweigert sich der Vermieter partout einer Erlaubnis, müsse der Mieter die Zustimmung einklagen, so Roeser. Ansonsten laufe er Gefahr, dass der Vermieter den Vertrag kündigt.

Hamster und Kaninchen sind erlaubt

Markus Roeser vom Mieterverein betont, dass die Haltung von Hunden und Katzen zur „vertragsgemäßen Nutzung" einer Wohnung gehöre. Das bedeutet, diese darf nicht pauschal verboten werden. Es müsse aber jeweils eine Abwägung zwischen den Mieter- und Vermieterinteressen bestehen, so Roeser.

Der Vermieter müsse gute Gründe nennen können, wenn er dagegen ist. Gewöhnliche Kleintierhaltung - etwa von einem Hamster oder Kaninchen - könne nicht verboten werden. Beispielsweise bei giftigen Spinnen sehe es schon wieder anders aus.

Dass das Halten von Haustieren heute als Teil der persönlichen Selbstverwirklichung rechtlich anerkannt ist, hilft den Hundehaltern Susan und Jan Schöne jedoch nicht bei der Wohnungssuche. Der jeweilige Vermieter kann sich schließlich einen anderen Interessenten aussuchen.

Susan Schöne geht zudem davon aus, dass die Gesamtkonstellation eine Rolle spielt. Ihr Mann ist ebenfalls selbstständig tätig. „Selbstständigkeit ist bei Vermietern nicht so beliebt“, sagt sie.

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Das Paar hat allerdings auch Eigenschaften, die Vermieter bei ihren Mietern bevorzugen dürften. Susan und Jan Schöne rauchen nicht, trinken keinen Alkohol und bezeichnen sich selbst als ruhige Zeitgenossen, die einen Rückzugsort suchen, um Kraft für die Arbeitswoche zu tanken.

Die Künstlerin betreibt ihr Atelier in Schüren und gibt dort auch Malkurse für Kinder und Erwachsene. Jan arbeitet im IT-Bereich. Er baut sich parallel ein zweites Standbein im Bereich Gitarrenbau und -reparatur auf.

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