Diese Dortmunderin will die erste HipHop-Professorin in Deutschland werden

© Didi Stahlschmidt

Diese Dortmunderin will die erste HipHop-Professorin in Deutschland werden

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Dr. Sina Nitzsche von der TU Dortmund will die erste HipHop-Professorin Deutschlands werden. Und Dortmund zu einem HipHop-Zentrum in Europa machen.

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, 08.10.2019, 12:34 Uhr / Lesedauer: 2 min

Dr. Sina Nitzsche leitet ein europäisches Netzwerk zur Vernetzung von HipHop-Wissenschaftlern. Sie lehrt außerdem HipHop-Studies an zwei Universitäten. Doch es gibt noch mehr, was man von ihr lernen kann.

Seit ihrer Gründung in den 1970er-Jahren in New York City wurde HipHop zu einer der wichtigsten Jugendkulturen der Welt und geriet mit der Zeit auch in den Fokus der Wissenschaft.

Die Dortmunder HipHop-Forscherin Dr. Sina Nitzsche befasst sich seit fast 15 Jahren mit der Theorie und Praxis dieser globalen Jugendkultur. „Der Gründungsmythos besagt, dass afroamerikanische Jugendliche HipHop als kreativen und künstlerischen Protest gegen herrschende Ungerechtigkeiten und Rassismus nutzten. Wenn man diese Kultur beforscht, muss man also auch über strukturelle Mechanismen von Inklusion und Exklusion sprechen“, erklärt Nitzsche.

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Die gebürtige Chemnitzerin studierte Anglistik und Amerikanistik und merkte bereits im Studium, welche bedeutende Rolle Rapmusik in den USA spielt.

Hinter dem Begriff HipHop verbirgt sich ein ganzer Themenkomplex, der unter anderem aus den vier Elementen Rap oder auch MCing genannt, Graffiti, Tanz und DJing besteht. Daraus hat sich in den letzten 40 Jahren eine globale Kultur entwickelt, die vor allem auch in Dortmund eine lange Tradition hat.

Dortmund hat eine lange Tradition in puncto HipHop

„Als ich 2008 nach Dortmund kam, sah ich, wie tief HipHop in der Stadt verwurzelt ist, und wunderte mich, dass dazu noch niemand geforscht hat“, so Nitzsche.

Sie hat in den 1990er-Jahren deutschen und amerikanischen Rap gehört, während Bands und Rapper wie Too Strong oder der Wolf Dortmund auf die Rapmusik-Landkarte Deutschlands setzten.

In jüngerer Zeit belebt eine neue Generation an Künstlern wie Miami Yacine, 18 Karat, Schlakks oder das Künstlerkollektiv Krupplyn die Tradition. Neben der Rapmusik bildet die über Jahrzehnte etablierte Graffitiszene mit Künstlern wie Chintz, Shark, Mason und Atairone eine wichtige Säule der lokalen HipHop-Kultur.

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Zudem hat Dortmund auch eine sehr aktive Breakdancer-Szene, deren Veranstaltungen fest im Dietrich-Keuning-Haus verankert sind. „Der Umzug nach Dortmund hat tiefgreifende Spuren in meiner Beschäftigung mit den HipHop-Studies hinterlassen“, hält sie fest.

„Dortmund ist und bleibt eine ganz besondere Stadt für die HipHop-Kultur.“

Zur Kulturhauptstadt 2010 organisierte sie eine zweitägige, internationale Konferenz über die Bedeutung der HipHop-Kultur im Revier mit 450 Besuchern.

2012 folgte ihre Doktorarbeit über die New Yorker Bronx in der amerikanischen Popkultur an der TU Dortmund. Mit ihrer 2013 veröffentlichten Aufsatzsammlung über HipHop in Europa legte sie den Grundstein für das „Europäische HipHop-Studies-Netzwerk“, das sie im vergangenen Jahr mit Kollegen aus ganz Europa an der TU Dortmund gründete.

HipHop ist mehr als nur Rap-Musik

Als HipHop-Forscherin versteht Nitzsche ihre Arbeit an der Schnittstelle zwischen Universität und Stadt. „Community-Projekte, gerade auch in Dortmund, sind mir sehr wichtig, denn als Wissenschaftlerin habe ich eine gesellschaftliche Verantwortung, Forschungsergebnisse einem breiteren Publikum zugänglich zu machen“, erklärt sie.

Dazu zählt zum Beispiel die jährliche HipHop Summer School Ruhr für Schüler und Jugendliche im Dortmunder U und die erste HipHop Education Week für Studierende der TU Dortmund in 2017. Ihr ist der partizipative Ansatz, der gesellschaftliche Teilhabe fördert und fordert, sehr wichtig, denn die HipHop-Studies sind ein interdisziplinärer Forschungszweig, der Künstler, Praktiker, und Wissenschaftler vereint.

Teilnehmer der „HipHop Summer School Ruhr“ für Schüler und Jugendliche im Dortmunder U im Jahr 2018 mit internationelen Künstlern aus den USA.

Teilnehmer der „HipHop Summer School Ruhr“ für Schüler und Jugendliche im Dortmunder U im Jahr 2018 mit internationelen Künstlern aus den USA. © Didi Stahlschmidt

Im Moment stärkt Dr. Nitzsche den Forschungsbereich, indem sie das 140 Mitglieder umfassende Europäische HipHop-Studies-Netzwerk weiter ausbaut, mit „Global Hip Hop Studies“ ein globales Wissenschaftsjournal herausgibt und am 24. Oktober im Museum für Kunst und Kulturgeschichte über die Geschichte der Kultur referiert.

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„Ich möchte die erste HipHop-Studies-Professorin in Deutschland werden“, sagt sie und ergänzt, dass die Kultur trotz problematischer Aspekte auf Grundwerten wie Respekt und Selbstermächtigung basiert.

Für 2020 plant sie ein internationales Austauschprojekt, das nächste Netzwerktreffen in den Niederlanden und eine weitere „HipHop Summer School Ruhr“ im U. „Dortmund ist und bleibt eine ganz besondere Stadt für die HipHop-Kultur und die wissenschaftliche Beschäftigung hat viel Potenzial“, schließt sie ab.

Kontakt und weitere Information: Dr. Sina Nitzsche, TU Dortmund, E-Mail: sina.nitzsche@tu-dortmund.de

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