
© Peter Bandermann (Archivbild)
Kollegah gegen Samarita hoch zwei: Beim letzten Rapper-Streit in Dortmund fielen Schüsse
Gewalt unter Rappern
Wegen Kollegahs Clinch mit Samarita flogen am Mittwoch Fäuste in Wickede. Doch 2017 eskalierte ein Rapper-Streit in Dortmund viel schlimmer – es fielen Schüsse. Eines haben die Fälle gemeinsam.
Bundesweit bekannte Musik-Stars finden nicht alle Tage den Weg nach Wickede – und noch seltener lösen sie dabei einen Großeinsatz der Polizei aus. Dem Düsseldorfer Rapper Kollegah ist am Mittwoch beides gelungen.
Er tauchte abends mit seiner Entourage vor einem Wohnhaus am Dollersweg auf, um den Rapper Samarita „zu stellen“, wie Kollegah es selbst nennt. Der hatte ihn zuvor im Internet mehrfach beleidigt. Am Ende standen sich auf beiden Seiten etwa 30 Mann gegenüber, es gab vereinzelte Schläge, die Polizei rückte mit knapp 20 Streifenwagen an.
Auch wenn die Polizei später eine nicht näher beschriebene „Hiebwaffe“ fand, ging die Auseinandersetzung relativ glimpflich aus. Laut Polizei gab es keine Verletzten. Viel Bohei um wenig bis nichts, für Samarita eine willkommene PR, und auch dem viel bekannteren Rap-Star Kollegah wird die Aufmerksamkeit zumindest nicht geschadet haben.
Maskierte Angreifer, ein angefahrener Rapper, Schüsse in der Nordstadt
Dass ein solcher Streit jedoch auch viel schlimmer eskalieren kann, zeigt die Geschichte der beiden Dortmunder Rapper Miami Yacine und 18Karat. Sie spielt im Februar 2017. Ihre dramaturgischen Wendungen: ein Angriff von maskierten Männern, ein angefahrener Rapper und Schüsse auf ein Café in der Nordstadt.

Der Rapper Miami Yacine stammt aus Dortmund, ist aber mittlerweile Teil der Dresdener KMN-Crew. © KMN-Crew
Miami Yacine ist Anfang 2017 dick im Geschäft. Im FZW soll dem Rapper eine Goldene Schallplatte für den Song „Kokaina“ verliehen werden. Doch ein paar Tage vorher wird Yacine an der Stadtkrone-Ost von mehreren maskierten Männern mit Totschlägern und Reizgas angegriffen und verletzt. Außerdem sagt der Rapper später, er sei mit einem Auto angefahren worden.
Yacines Erfolge kratzen an 18Karats Ehre
Hinter der Attacke wird das Umfeld von 18Karat vermutet. Der Rapper, dessen Markenzeichen eine goldene, Batman-artige Maske ist, galt lange Zeit als erfolgreichster Rapper der Stadt, Yacines Erfolge kratzen wohl an seiner Ehre. Einen Tag nach dem Angriff fallen Schüsse in der Stahlwerkstraße in der Nordstadt. Das Ziel: die „Bar Cardi“, eine Bar, die dem Miri-Clan zugerechnet wird.
Die Miris gelten als größter kriminell aktiver Clan in Dortmund. Sie sind der „Rücken“ von 18Karat – so nennt man in der Szene die Leute, die einem in brenzligen Situationen den Rücken freihalten und mit denen man drohen kann. Jeder Gangsta-Rapper, der etwas auf sich hält, hat einen solchen „Rücken“.
Der „Rücken“ von Miami Yacine war einst auch der in Dortmund ansässige Miri-Clan, doch mittlerweile lässt sich der Rapper aus Dresden unterstützen. Für die Polizei sind die Schüsse auf das Café ein Racheakt für den Angriff auf Yacine einen Tag zuvor. In dieser aufgeheizten Situation erhöht die Polizei die Sicherheitsauflagen für Yacines Auftritt im FZW so sehr, dass die Betreiber der Halle das Konzert absagen.
Kollegah deutet Samaritas „Rücken“ an
Die Vorfälle aus dem Februar 2017 lassen den aktuellen Clinch zwischen Kollegah und Samarita zwar wie einen harmlosen Zwischenfall aussehen – doch eine Gemeinsamkeit zwischen beiden Fällen gibt es: Auch in diesem Streit spielt offenbar ein „Rücken“ eine Rolle.
Kollegah nahm nach dem Vorfall in Wickede selbst darauf Bezug. In einem Instagram-Video sagte er, dass er versucht habe, das Ganze einigermaßen friedlich zu lösen, „auch aus Respekt vor einigen Leuten, die ich kenne aus der Gruppierung, der dein Vater angehört“. Nach Informationen unserer Redaktion spielte Kollegah damit auf die Rocker-Gruppe Bandidos an.
Kollegah selbst übrigens ist ziemlich eng mit dem Rapper Farid Bang, mit dem er vergangenes Jahr einen Skandal-Song aufnahm, in dem ein geschmackloser Vergleich mit KZ-Häftlingen fiel. Als die beiden dafür den Echo bekamen, wurde der Musikpreis später deswegen abgeschafft. Farid Bang ist wiederum dicke mit 18Karat und den Miris.
Manchmal ist die Rap-Welt ziemlich klein.
1984 geboren, schreibe ich mich seit 2009 durch die verschiedenen Redaktionen von Lensing Media. Seit 2013 bin ich in der Lokalredaktion Dortmund, was meiner Vorliebe zu Schwarzgelb entgegenkommt. Daneben pflege ich meine Schwächen für Stadtgeschichte (einmal Historiker, immer Historiker), schöne Texte und Tresengespräche.
