Arzt aus Dortmund zweifelt an Corona und behandelt ohne Mundschutz

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Arzt aus Dortmund zweifelt an Corona und behandelt ohne Mundschutz

rnÄrger um Mediziner

Ein Dortmunder Arzt untersucht Patienten ohne Mundschutz. Eine Frau kritisiert das und hat das Gesundheitsamt informiert. Der Arzt beklagt „Denunziantentum“ - und macht sich über Corona lustig.

Dortmund

, 26.09.2020, 05:15 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ein Dortmunder Arzt soll ohne Mund-Nasen-Schutz eine Patientin behandelt und das mit Ablehnung der Corona-Schutzmaßnahmen begründet haben. So schildert es eine Dortmunderin gegenüber dieser Redaktion und städtischen Ämtern.

Die Frau ist erschrocken und aufgebracht über das Erlebnis in der Arztpraxis in der Dortmunder Innenstadt. Mittlerweile hat das Gesundheitsamt die Praxis überprüft.

Dortmunderin berichtet von Untersuchung ohne Schutzmaske

Die Dortmunderin gibt an, im September zweimal in einer Praxis gewesen zu sein, die sie aufgrund guter Bewertungen im Internet und der Nähe zu ihrem Wohnort ausgewählt habe.

Bereits beim ersten Termin habe ihr der Arzt ohne Maske gegenübergesessen. „Er sagte zu mir: Wenn sie keine Angst haben, können sie ihre Maske absetzen.“

Sie habe das bereits als irritierend empfunden. Sie gehe seit Beginn der Pandemie sehr vorsichtig vor. Sie sei mehrfach vorerkrankt, habe lungenkranke Familienangehörige sowie mehrere Mediziner im Freundeskreis, die Menschen mit schweren Covid-19-Verläufen behandelt haben.

„Bei der zweiten Begegnung ohne Maske habe ich ihn darauf angesprochen“, erzählt die Frau. Der Mediziner habe sich daraufhin „in Rage geredet“ und von einer „totalen Übertreibung“ gesprochen. „Es kam der komplette Corona-Leugner-Bullshit von der Diktatur eines Tierarztes und eines Virologen.“

Dortmunder Arzt ist aus gesundheitlichen Gründen von der Maskenpflicht befreit

Der Dortmunder Arzt gibt auf Anfrage dieser Redaktion an, dass er aus gesundheitlichen Gründen von der Maskenpflicht befreit sei. „Wir halten in den Behandlungszimmern einen Abstand von zwei Metern ein“, sagt er.

Er dementiert allerdings nicht, dass er sich mit der Patientin über seine Haltung zur aktuellen Situation ausgetauscht habe. „Es könnte sein, dass ich das getan habe. Jeder kann seine Meinung haben“, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Er bezeichnet die Vorwürfe als „Denunziantentum“.

Arzt spricht von Corona als „Erkältungskrankheit“

Er schaue bezüglich „dieser Erkältungskrankheit“ auch „nach links und rechts“, statt nur einer Meinung zu folgen. Er nennt dann den Namen des Virologen Christian Drosten. Und fügt dann mit ironischem Unterton hinzu: „Die ganzen Leichen auf Dortmunds Straßen - ich komme kaum noch durch.“ Dann beendet er das Gespräch mit den Worten: „Ich habe schon viel zu viel gesagt.“

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Das Gesundheitsamt hat die Praxis mittlerweile überprüft. Der Amtsarzt für Hygienekontrollen in Arztpraxen hat dabei laut Stadtsprecherin Anke Widow „keinerlei Anzeichen für eine Hygienegefährdung festgestellt“.

Arzt darf wegen Ausnahme auf Mund-Nasen-Schutz verzichten

Die Stadt Dortmund ist in diesem Fall über das Ordnungs- und Gesundheitsamt zuständig, weil es nicht um eine medizinrechtliche Frage, sondern um die Einhaltung der Corona-Schutzverordnung geht.

Die Verordnung des Landes schreibt das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes bei medizinischem Personal vor. Ausgenommen sind Personen, die eine Maskenbefreiung aus medizinischen Gründen nachweisen können - so wie der Dortmunder Mediziner.

Patientin findet das Verhalten des Arztes „verantwortungslos“

Für die Patientin ist das Verhalten des Arztes verantwortungslos. „Er nimmt es billigend in Kauf, dass sich Menschen anstecken, nicht nur mit Corona. Das geht in Richtung fahrlässige Körperverletzung“, sagt sie und verweist auf einen Fall in Bayern.

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In Hengesberg hatte Mitte September ein Arzt nach Angaben der Behörden trotz Covid-19-Symptomen Patienten behandelt und angesteckt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Es gibt eine Reihe von Medizinern, die offen die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen in Frage stellen. Organisiert sind sie unter anderem über die Stiftung „Ärzte für Aufklärung“ aus Hamburg. Auf einer Unterstützerliste finden sich auch Personen aus Dortmund.

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