In der südlichen Gartenstadt zwischen Freiligrathplatz und Stadtrat-Cremer-Allee rumort es. Rund 40 Anwohner versammeln sich am Donnerstagnachmittag (24.8.) auf einem Gehweg, um ihrem Ärger Luft zu machen. Eine Nachbarin hatte zuvor für das Treffen getrommelt, das mit einem Reporter unserer Redaktion verabredet war.
Es geht um den Verkehr in der beschaulichen Wohnsiedlung mit den hübschen Häusern und dem alten Kopfsteinpflaster. Denn dieser nehme stetig zu, sagt Holger Diener, der Vorsitzende des Vereins Freunde der Gartenstadt. Er gehört mit Dr. David Juncke, ebenfalls im Vorstand des Vereins, zu den Wortführern bei den Protestlern. Die Organisation setzt sich für den Erhalt der Gartenstadt ein.
„Die Stadtkrone-Ost ist der Kern des Übels“, sagt David Juncke. Warum? Weil viele der mehreren Tausend Beschäftigten in den Büros an der Stadtkrone-Ost den Weg durch die Gartenstadt als Abkürzung nutzten. Sie umgingen damit mögliche Staus auf der B1 und müssten nicht bis zur Kreuzung am ADAC/Gottesacker fahren. Morgens ströme der Durchgangsverkehr über die Lübkestraße in die Gartenstadt und abends wieder hinaus. Diese sei dafür aber nicht ausgelegt: zu enge Straßen, zu viele parkende Autos.
Regelmäßig komme es zu Rückstau über den Freiligrathplatz bis die Freiligrathstraße hinein. Zumal auch große Fahrzeuge des Baustellen- und Anlieferverkehrs für die Stadtkrone-Ost die Abkürzung nutzten. Die Folge seien Schäden am alten Kopfsteinpflaster und an den anliegenden Häusern.
Es wird noch mehr gebaut
„Einerseits soll das Kopfsteinpflaster denkmalgeschützt werden und andererseits tut die Stadt nichts gegen diese Verkehrsproblematik. Das verstehen wir nicht“, sagt Juncke.

Zwar ärgern sich viele Gartenstadt-Anwohner schon über die jetzige Situation. Doch sie sorgen sich vor allem, dass diese sich noch erheblich verschärfen könnte. Denn bekanntlich wird an der Stadtkrone-Ost weiter fleißig gebaut. Mehr als 2000 Arbeitsplätze entstehen zusätzlich.
Dass diese Beschäftigten mit Bus, Bahn oder Rad zur Arbeit kommen, sei „Wunschdenken“ von Stadtverwaltung und Teilen der Politik, sagt David Juncke. „Ein umfassendes Verkehrskonzept gibt es nicht“, kritisiert Holger Diener. „Die tatsächlichen Folgen des stetig steigenden Verkehrs werden weiter auf dem Rücken der Bürger der Gartenstadt ausgetragen.“

Auch das Bauvorhaben auf dem ehemaligen Siemens-Nixdorf-Gelände an der Max-Eyth-Straße treibt den Anwohnern Sorgenfalten auf die Stirn. Dort sollen über 230 Wohnungen und ein fünfgeschossiges Bürogebäude entstehen. Dadurch werde der Verkehr nochmals steigen, so die Befürchtung.
Forderung nach Kreuzung
Eine Anwohnerin, die anonym bleiben möchte, beschwert sich über zunehmende Lärmbelastung durch den steigenden Verkehr auf dem Kopfsteinpflaster. Zumal sich viele Autofahrer nicht an Tempo 30 hielten. Der Untergrund auf der Straße sei bereits jetzt „kaputt und wellig“.
„Wir fordern die Politik und die Stadt zum unmittelbaren Handeln auf“, sagt Holger Diener. Konkret bedeutet das: Die Anwohner wollen eine „Vollkreuzung“ an der Max-Eyth-Straße / B1, sodass man von der Max-Eyth-Straße nach links in Richtung Westen abbiegen kann. Aktuell geht das nur in Richtung Osten. Davon erhoffen sie sich eine Entlastung des Wohnquartiers. Die Kreuzung müsse zwingend im Zuge des geplanten Stadtbahnumbaus entstehen.

Ebenfalls ein Thema: die Verkehrssicherheit. Kinder und Jugendliche nutzen die Hauptachsen der Gartenstadt als Schulweg. Die Verkehrsproblematik gefährde deren Sicherheit, sagen die Anwohner.
Eduard Schulten (12) sagt, er habe sich mittlerweile einen neuen Schulweg gesucht. Amélie Miller und Levi Ludolph (beide 12) beklagen sich ebenfalls. „Viele Autofahrer nehmen keine Rücksicht.“
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