
Dario arbeitet schon länger mit bargeldlosem Bezahlverfahren. © Joscha F. Westerkamp
Kein Bargeld mehr in Gastronomien? „Das haben wir schon länger“
Bargeldloses Zahlen
Während das „Bocca“ mit dem Umstieg auf rein bargeldloses Zahlen viel Aufmerksamkeit erregt, ist eine ganze Reihe Gastronomien an anderer Stelle in Dortmund diesen Schritt bereits lange gegangen.
Mit einem kompletten Verbot von Bargeld hat das Restaurant „Bocca“ am Phoenix-See für Aufmerksamkeit gesorgt – denn es ist eines der ersten, die diesen Schritt in Dortmund gehen.
Doch: An den Gastronomien auf dem Campus der Dortmunder Universität ist man schon lange auf ein rein bargeldloses Bezahlsystem umgestiegen.
„Wir haben das schon länger“, heißt es auf unsere Anfrage vom Studierendenwerk. „Mit Corona haben wir das im Oktober 2020 angefangen.“ Rein bargeldlose Bezahlung spare Zeit, sei wirtschaftlicher und hygienischer. „Sowohl die Studierenden als auch die Beschäftigten haben einen Hochschulausweis, über den sie auch ganz einfach bezahlen können.“
Auch den Kaffee nur noch per Karte
Nicht nur in der Mensa, sondern überall in den Campus-Gastronomien ist das Bargeld abgeschafft – auch im „Café C“, das unter anderem Muffins, Kaffee und Kaltgetränke verkauft.
„Deutlich leichter“ sei auch dort die Abrechnung geworden, seit es kein Bargeld mehr gebe, sagt Verkäufer Dario. „Man muss das nicht mehr alles in die Kasse eingeben, und auch nicht mehr so viel Kopfrechnen. Früher gab es irgendwann immer mal Wechselgeldknappheit – die hat man bei bargeldloser Zahlung nicht.“

Nimmt ihren Namen beim Wort: An der Technischen Universität ist beim Bezahlen auch vieles nur noch technisch möglich. © Joscha F. Westerkamp
Ganz ohne Bargeld kommt das „Café C“ aber nicht aus. „Es gibt ein Gläserpfand von einem Euro. Das muss auch bargeldlos gezahlt werden, wir geben das Geld dann aber bar zurück.“ Einen großen Aufwand stelle das jedoch nicht dar.
Ob Studierende sich schon mal über das bargeldfreie Zahlsystem Bargeld beschwert hätten? „Das ist eine Altersfrage“, glaubt Darius. Von älteren Gästen wie zum Beispiel Senioren-Studierenden seien durchaus schon mal Fragen gekommen wie: „Kann man hier nicht mit vernünftigem Geld bezahlen?“
Angst davor, das Kartengerät anzufassen
Und ein Problem gebe es an der digitalen Zahlung dann auch für ihn als Verkäufer. „Man ist sehr abhängig von der Technik.“ Momentan beispielsweise habe das Kartenlesegerät einen Wackelkontakt – „wenn ich das anfasse, könnte gleich alles ausfallen“.
Als vor ein paar Wochen deutschlandweit Kartensysteme ausgefallen sind, waren auch die Gastronomien auf dem Campus betroffen. „Wir wollten natürlich sicherstellen, dass es trotzdem etwas zu essen gibt“, sagt ein Sprecher des Studierendenwerks. Deshalb sei man schnell wieder auf Bargeld umgestiegen.
„Das hat direkt einen deutlich höheren logistischen Aufwand im Hintergrund bedeutet. Das Geld musste auch noch irgendwie zur Bank gebracht werden, und es brauchte Wechselgeld …“ Direkt nach Behebung des Fehlers sei das Bargeld deshalb wieder vom Campus verschwunden.
Viele haben gar kein Bargeld mehr dabei
Während dieser kurzen Zeit hatte sich in der Mensa schon gezeigt, welche Zahlmethode die Studierenden bevorzugen: An genau zwei Kassen nämlich funktionierte das Kartengerät noch. Während hier die Schlangen länger waren als lange zuvor, kam man an allen anderen Kassen ganz ohne Wartezeit dran.

Bisher kann auch mit dem Studierendenausweis bezahlt werden. Das geht bald aber nicht mehr. © Joscha F. Westerkamp
„Viele – wie ich zum Beispiel – haben ja gar kein Bargeld mehr dabei“, erklärt Studentin Ronja (24). Sie finde das bargeldlose Zahlen super. „Das ist viel praktischer. Doof ist nur, dass der Studierendenausweis bald nur noch digital ist. Dann kann man da gar nicht mehr mit zahlen.“
Viele weitere Studierende, die wir am Campus treffen, finden das bargeldlose Zahlen ebenfalls gut. Es sei einfach praktischer, findet Lea (25); dann müsse man weniger im Portemonnaie haben, sagt Eileen (25).
Doch es gibt auch Gegenstimmen – vor allem zum Punkt, dass das Bargeld ganz verbannt wird. Noulia (22) beispielsweise: „Ich würde lieber bar zahlen. Dann weiß ich am Ende des Tages besser, wie viel ich ausgegeben habe.“
Gebürtiger Ostwestfale, jetzt Dortmunder. In der zehnten Klasse mit Journalismus und Fotografie angefangen. Liebt es, mit Sprache zu jonglieren – so sehr, dass er nun schon zwei Bücher übers Jonglieren geschrieben hat.