
Solange es Bargeld gibt, muss man damit auch zahlen können, meint Redakteurin Gaby Kolle. © Montage: Schütze/dpa
Zahlen nur mit Karte in Dortmunder Restaurant – Gastfreundlichkeit geht anders
Meinung
In einem Restaurant nur Kartenzahlung zuzulassen, weil es für den Betreiber einfacher ist, ist ein Affront gegen viele Gäste, meint unsere Autorin.
Man muss nicht gleich Dostojewski bemühen, der schon vor 160 Jahren schrieb, „Geld ist geprägte Freiheit“, doch die Verbannung von Münzen und Scheinen im Restaurant Bocca ist ein Affront gegen die Gäste, die auch heute noch lieber mit Bargeld zahlen. Bargeld ist emotional – und nicht nur das.
Keiner weiß, wie viele Restaurantgäste an der potenziellen Virenschleuder Bargeld erkranken - aber zu den Vorteilen von Bargeld gehört, dass es beim Bezahlen schnell und effizient ist. Es funktioniert ohne Strom – und hinterlässt keine Datenspuren. Jeder kann damit Transaktionen tätigen.
Wie technisch anfällig Kartenzahlung sein kann, war erst vor rund vier Wochen zu erleben, als viele Geschäfte und auch Restaurants nur Cash annehmen konnten, weil der IT-Dienstleister Software-Probleme hatte.
Zudem ist es für technisch weniger Versierte oft einfacher, mit Münzen und Scheinen zu zahlen als mit Plastikkarte, Smartphone, und Co. Vielen fehlt auch das Vertrauen in die technische Sicherheit.
Statt die Begleichung der Rechnung für seine Gäste möglichst unkompliziert zu gestalten, macht es sich der Restaurantbetreiber des Bocca lieber selbst einfach. Gastfreundlichkeit ist etwas anderes. Solange es Bargeld gibt – und das hoffentlich noch lange – muss es möglich sein, damit zu zahlen. Und nicht nur beim Trinkgeld.
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
