Nach Säureangriff auf Energie-Manager Bernhard Günther Hinweisgeber erhielt fast 200.000 Euro

Nach Säureangriff - Manager Bernhard Günther sagt aus: „Augenlicht durch Kontaktlinsen gerettet“
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Hinweisgeber erhielt 200.000 Euro Belohnung

Update 24.1., 18.21 Uhr: Nach dem Säureattentat auf Energie-Manager Bernhard Günther hat ein Hinweisgeber knapp 200.000 Euro Belohnung erhalten. Das hat der Kontaktmann zum Hinweisgeber, ein Rechtsanwalt, am Mittwoch im Prozess um das Attentat am Wuppertaler Landgericht ausgesagt.

Der Anwalt bezeichnete sich als Spezialisten für Hinweisgeber beim Verdacht auf Wirtschaftskriminalität. Der 49-Jährige hatte Hinweise auf die Täter ausgewertet, nachdem Günthers damaliger Arbeitgeber Innogy eine hohe Summe für die Ergreifung der Täter ausgesetzt hatte. Die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft hatten zuvor keinen Erfolg erbracht.

Dem Hinweisgeber sei es klar um Geld gegangen, sagte der Anwalt. Seine Tipps hatten den Durchbruch gebracht: Ein Täter mit belgischem Pass ist bereits rechtskräftig zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden, ein zweiter 36-jähriger Verdächtiger, bei dem es sich um den Komplizen handeln soll, steht derzeit vor Gericht. Günther habe den Mann auf einem Foto wiedererkannt: „Ja, das ist er.“ Es habe zehn oder elf Treffen mit dem Hinweisgeber gegeben. Der habe gesagt, er kenne auch noch einen dritten Namen, werde ihn aber nicht nennen, weil ihm das „zu heiß“ sei.

Kontaktlinsen retteten Augenlicht

Ausgangsmeldung 11.1., 18.44 Uhr: Fast sechs Jahre nach dem Säureangriff auf Topmanager Bernhard Günther hat dieser als Zeuge vor Gericht ausgesagt, dass er dabei beinahe erblindet sei. Er habe sein Augenlicht nur deswegen nicht verloren, weil er damals Kontaktlinsen getragen habe, sagte der 57-Jährige am Donnerstag dem Wuppertaler Landgericht. Und: „Hätte ich die Säure nicht abgewaschen, wäre von meinem Gesicht nichts übriggeblieben.“

Außerdem habe ihn die komplette Transplantation der Augenlider vor der Erblindung bewahrt. Ohne diese gäbe es keinen Lidschluss „und man erblindet zwangsläufig“. Es sei die schlimmste der zahlreichen Operationen gewesen, denen er sich habe unterziehen müssen.

Angeklagter kommt aus Dortmund

Auf der Anklagebank des Gerichts muss sich derzeit ein 36-Jähriger Mann aus Dortmund als einer der beiden mutmaßlichen Attentäter verantworten. Er war bereits vor Jahren festgenommen worden, musste dann aber wieder freigelassen werden.

Eine Detektei hatte Günther Fotos des Serben aus dem Umfeld der Rockergruppe Hells Angels gezeigt, bevor ihm bei der Polizei Fotos des Verdächtigen gemeinsam mit einer Reihe Fotos anderer Menschen vorgelegt wurden. Damit galt er als beeinflusst und die Wiedererkennung des Mannes durch Günther als wertlos.

Günther sagte wie schon im ersten Prozess, dass er überraschend sanft zu Boden gebracht wurde. „Ich hätte erwartet, dass man mich umhaut.“ Wer die Säure geschüttet habe, könne er aber nicht sagen. Das habe sein Blickwinkel damals nicht zugelassen.

Säureanschlag auf Bernhard Günther war bereits 2018

Auf Günther war am 4. März 2018 ein Anschlag verübt worden: Zwei Männer lauerten dem Manager in der Nähe seines Privathauses in Haan bei Düsseldorf auf und übergossen ihn mit hochkonzentrierter Schwefelsäure. Ein Täter mit belgischem Pass ist wegen des grausamen Angriffs bereits rechtskräftig zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden.

Bei dem jetzt vor Gericht stehenden 36-jährigen Mann soll es sich um dessen Komplizen handeln. Günthers Ziel ist es, den Auftraggeber des heimtückischen Anschlags ans Licht zu bringen. Er vermutet einen beruflichen Komplott hinter dem Anschlag: Ein Konkurrent habe ihn auf diese Weise im Kampf um die Karriere ausschalten wollen.

Günther war bei dem Säureanschlag schwer verletzt worden. Augenlider und Teile seiner Gesichtshaut mussten transplantiert werden. Der Manager war damals Finanzchef des Energiekonzerns Innogy, der wenige Tage später vom Eon-Konzern übernommen wurde. Heute ist er Manager beim finnischen Energieversorger Fortum mit mehr als 19.000 Mitarbeitern.

dpa

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