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Corona-Impfung in der Apotheke? „Jeden Tag fragen Kunden"
Neue Impf-Regelung
Auch in Apotheken soll man sich nach einer Gesetzesänderung gegen Corona impfen lassen dürfen. Bisher ist das aber noch nirgendwo in Dortmund möglich. Warum eigentlich nicht?
Apotheker dürfen gegen Corona impfen – so steht es im neuen Infektionsschutzgesetz. Doch bisher geht das in Dortmund nicht. Und das werde sich wohl auch im nächsten Monat nicht ändern, sagt Felix Tenbieg, Inhaber der Kirchhörder Patroklus-Apotheke und Dortmunds Sprecher der Apothekerkammer. "Es fehlt noch ganz viel an der Umsetzung."
Dabei scheitere es nicht nur an einem Detail, sondern an so ziemlich allem. „Das Curriculum für die Impf-Schulung fehlt noch. Es ist unklar, was wir für die Impfungen abrechnen können. Die Anbindung an das RKI steht noch aus.“ Nach Umfragen geht Tenbieg davon aus, dass etwa die Hälfte der Dortmunder Apotheken bereit sei, zu impfen.

Felix Tenbieg, Inhaber der Kirchhörder Patroklus-Apotheke und Dortmunds Sprecher der Apothekerkammer. © Stephan Schütze (Archivbild)
Auch auf die von Karl Lauterbach angekündigte Impfstoff-Knappheit weist Tenbieg hin. „Ich will meinen Ärzten den Impstoff ja nicht wegnehmen. Es geht nur um die Erhöhung der Impfquote, nicht ums Abgreifen der Patienten.“
„Es gibt durchaus Widerstand von Ärzten“
Michael Mantell, Inhaber der Stifts-Apotheke in Hörde und Vorsitzender des Dortmunder Apothekervereins, sieht das genauso. Doch genau das habe er oft als Kritik an der Impfung in Apotheken gehört. „Es gibt durchaus Widerstand von Ärzten, die Angst haben, finanzielle Mittel zu verlieren. Dabei sind die ja eigentlich gerade alle mit dem Andrang überfordert.“
Vor allem käme die Kritik von älteren Ärzten, die gar nicht mehr aktiv sind, so Mantell. „Da hört man oft Argumente wie: Wenn Sie jetzt impfen, verkaufen wir auch Arzneimittel.“
„Klar fragen zwei, drei Leute am Tag“
Fragen Kunden in seiner Apotheke schon jetzt nach der Corona-Impfungen? "Klar", sagt er, "fragen mich hier zwei, drei Leute am Tag. Aber es nicht so, dass die hier in Scharen stehen. Es gibt ja noch viele andere Angebote."

Michael Mantell, Inhaber der Stifts-Apotheke in Hörde und Vorsitzender des Dortmunder Apothekervereins © Marius Paul (Archivbild)
Michael Beckmann, Vorsitzender der Bezirksgruppe Dortmund im Apothekerverband Westfalen-Lippe und Inhaber der Markt-Apotheke in Aplerbeck, dürfte schon jetzt impfen. Er hat als einer der ersten in Dortmund am Modellversuch Grippeimpfung teilgenommen und braucht die Corona-Impf-Schulung nicht mehr. Umso häufiger fragen ihn Kunden nach der Corona-Impfungen. „Das sind schon immer mehrere pro Tag.“
Doch auch er muss sie immer wieder abweisen. „Das Gesetz des Bundestages wartet noch darauf, in eine Verordnung des Landes umgesetzt zu werden. Wenn das so weit ist, darf ich losimpfen. Bisher darf ich das nur unter Delegation eines Arztes.“
Doch einen Fall, in dem Apotheker bereits für Ärzte impfen, kennt er in Dortmund nicht. „Das wäre bestimmt hilfreich. Dann könnte man zum Beispiel größere Impfstraßen aufmachen. Doch aktuell warten alle Apotheker, die bereit wären, auf mehr Informationen.“
Gebürtiger Ostwestfale, jetzt Dortmunder. In der zehnten Klasse mit Journalismus und Fotografie angefangen. Liebt es, mit Sprache zu jonglieren – so sehr, dass er nun schon zwei Bücher übers Jonglieren geschrieben hat.