„This is the part when I break free“ - „Dies ist der Teil, in dem ich mich befreie!“ Diese Zeilen der Sängerin Ariana Grande schallten genau in dem Moment durch die Dortmunder Innenstadt, als tausende Demonstrierende am U-Turm auf den Wall abbogen. Und so laut wie viele mitsangen, spürte man, wie persönlich so ein Text für sie ist.
Zum Christopher Street Day (CSD) ist die riesige Demonstration am Samstag (2.9.) durch die Dortmunder Innenstadt gezogen. Von der Nordseite des Hauptbahnhofes aus ging es über die Schützenstraße zum U-Turm. Auf dem Wall lief man am Hauptbahnhof vorbei in Richtung Adlerturm und dann am Stadtgarten zum Friedensplatz.
Dort warteten zahlreiche Infostände und eine Bühne auf die Teilnehmenden. Politische Parteien oder Beratungs- und Solidaritäts-Netzwerke haben sich dort präsentiert, um für Interessierte ansprechbar zu sein.

Der CSD ist sowohl Feiertag als auch Mahn- und Gedenktag für queere Menschen. „Wir gehen hier in eine politische Demonstration, aber wir wollen auch feiern, dass wir da sind“, sagte Paul Klammer, Geschäftsführer des Dachverbands der Schwulen-, Lesben-, Bisexuellen- und Transidentenvereine und -initiativen in Dortmund (Slado).
„Für viele queere Menschen ist das einmal im Jahr der Tag, an dem sie in der Mehrheit sind und an dem sie so frei sein können wie sie gern wollen“, so Klammer. Denn immer noch gebe es „viele große und kleine Diskriminierungen im Alltag“.
Zwar sei in den vergangenen Jahrzehnten viel bewegt worden, doch in den vergangenen Jahren beobachte man auch wieder eine Zunahme an queerfeindlichen Angriffen. Klammer nennt es „paradox“, dass einerseits die Bundesregierung Dinge wie das Selbstbestimmungsgesetz angestoßen habe, aber aus anderen Richtungen Queere diffamiert würden.

Protestmarsch und Party-Umzug
Die große Demonstration, die gegen 12 Uhr gestartet ist, war dann auch eine Mischung aus Protestmarsch und Party-Umzug, oder wie es Moderatorin Saroxa auf dem Lautsprecherwagen formulierte: „Dies ist eine Protestparty!“ Laute Musik schallte durch die Straßen, es wurde gesungen und getanzt, aber auch ernste Parolen skandiert. Etwa drei Stunden lang war die Demonstration unterwegs, rund 3.500 Menschen waren nach Angaben der Polizei dabei. Die Veranstaltung sei ruhig verlaufen, heißt es aus der Leitstelle der Polizei. Letztes Jahr war es beim CSD zu Angriffen auf Demo-Teilnehmer gekommen.
Der Christopher Street Day (CSD) findet jährlich in Erinnerung an den Stonewall-Aufstand im Juni 1969 statt. Damals wehrten sich queere Gäste der Bar „Stonewall Inn“ in der New Yorker Christopher Street gegen Polizeirazzien.
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