Die Personalnot bei der Bundespolizei spitzt sich zu
Sicherheitsrisiko?
Die Personalnot bei der Bundespolizei-Inspektion in Dortmund nimmt immer dramatischere Züge an. Am vorletzten August-Wochenende waren elf Bundespolizisten für das Schienennetz im gesamten Ruhrgebiet zuständig. Anfang September nur noch acht. Die Personalnot kann zum Sicherheitsrisiko werden.

Täglich nutzen 660 000 Bürger die Busse und Bahnen in Nordrhein-Westfalen. Der Dortmunder Hauptbahnhof ist für die Bundespolizei ein wichtiger Einsatzort, denn er ist eine der größten Drehscheiben im Ruhrgebiet. Foto: Peter Bandermann © Foto: Peter Bandermann
Wie bereits mehrfach berichtet, warnen die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) und die Gewerkschaft der Polizei (GdP) vor dem hohen Sicherheitsrisiko, das aktuell auch durch terroristische Anschlagspläne auf die Bahn-Infrastruktur verschärft worden sei. Die Bundespolizei-Direktion in Sankt Augustin hatte eine Woche nach einer Anfrage unserer Redaktion im August mitgeteilt, dass die Sicherheit an den großen Bahnhöfen in Essen und Dortmund „zu 100 Prozent gewährleistet“ sei.
Nur acht Polizisten für das Ruhrgebiet
Am 2. und 3. September waren nach Informationen unserer Redaktion in der für das Ruhrgebiet zuständigen Bundespolizei-Inspektion Dortmund anfangs nur noch acht Polizisten im Einsatz. Das ist deutlich weniger als bei einer Wache der Landespolizei in nur einem Dortmunder Stadtbezirk.
Vorübergehend wurden zwei Diensthundführer in die Bahnhofs-Reviere geschickt, dann aber wegen einer Arbeitszeitverordnung wieder abgezogen. In jener Nacht waren 70.000 Konzertgäste in Gelsenkirchen und Schalker Ultras unterwegs. Deren Wege führten auch über den Gelsenkirchener Hauptbahnhof. Ähnlich war die Lage nach einem Konzert im Dortmunder Westfalenpark.
„Wie kann man da von einer hundertprozentigen Sicherheit sprechen?“, fragen die Gewerkschafter Hauke Reetz (DPolG) und Jürgen Lipke (GdP). Diese Aussage sei ein „Schlag ins Gesicht“ der Kollegen. Die, die „ihren Kopf hinhalten“, müssten froh sein, nach so einer Nachtschicht unverletzt nach Hause zu fahren. Es sei „fünf nach zwölf“ für die Einsatzkräfte der Bundespolizei und „nur eine Frage der Zeit, bis es nicht nur bei einer gebrochenen Nase bleibt, sondern der erste Kollege lebensgefährlich verletzt wird“.
Wie berichtet, sind die Angriffe auf Bundespolizisten im Revier Dortmund höher als in Hamburg oder Köln. Auch die Zahl der Straftaten steigt an den Bahnhöfen, während sie landesweit sinkt. Hauke Reetz und Jürgen Lipke erinnern an die Fürsorgepflicht der Direktion in St. Augustin.
Kein Kommentar der Bundespolizei-Direktion
Eine Sprecherin der Bundespolizei-Direktion in Sankt Augustin sagte, dass die Bundespolizei die „Verlautbarungen von Gewerkschaften grundsätzlich nicht kommentiert werden.“ Ab September / Oktober würden 150 Dienstposten für die Direktion St. Augustin ausgeschrieben. Die Winterflugpläne großer Flughäfen könnten die Lage entspannen, sodass die Inspektion Dortmund auch deshalb weniger Personal abgeben müsse.
Ruhr-Nachrichten-Leser Detlef Geis hatte die Berichte über die Zustände bei der Bundespolizei aufgegriffen und einen Brief an Bundesinnenminister Thomas de Maizière geschickt. Eine Referentin antwortete, dass die Bundesregierung um die Ängste der Menschen wisse und sie ernst nehme. Mehrere neue Gesetze seien verabschiedet worden. Für die Sicherheit in den Bundesländern seien allerdings die jeweiligen Landesinnenminister zuständig.
In dem Brief aus Berlin wurden Detlef Geis die Kontaktdaten des Referats für Öffentlichkeitsarbeit des Innenministers in Düsseldorf mitgeteilt.