Das verrät Ihre Visitenkarte über Sie und Ihre Firma
Big-Data-Kongress in Dortmund
Visitenkarten sind beliebte Tauschobjekte bei Geschäftstreffen - doch neben Namen und Kontaktdaten verraten sie mehr über einen selbst und das eigene Unternehmen, als man denkt. Meinert Jacobsen zeigt, was. Der Daten-Experte, einer der Teilnehmer eines großen Big-Data-Kongresses in der Westfalenhalle, demonstrierte auf dem Westenhellweg sein Können.
„Name ist Schall und Rauch“, sagt Goethes Faust. Doch der Gelehrte lebte nicht im digitalen Zeitalter. Heute gibt ein Vor- und Nachname jede Menge preis, Daten, nach denen sich die Unternehmen zur zielgerichteten Kundenansprache die Finger lecken. Einen kleinen Einblick in die Welt der großen Daten gab Meinert Jacobsen, Spezialist für Marketing-Optimierung und Big-Data-Fragestellungen, vor der Galeria Kaufhof am Westenhellweg. Unter dem Motto „Was verraten meine Daten über mich?“ konnten sich Interessierte erklären lassen, wie Marketing-Experten Namen und Adressen als zuverlässige Quelle für individuelle Angebote und zielgerichtete Kundenansprache nutzen. Die Aktion stimmte auf den 3. Westfalen-Kongress zum Thema „Big Data – Chancen. Nutzen. Risiken“ am 6. November im Kongresszentrum Westfalenhallen Dortmund ein, bei dem Jacobsen auch Referent ist.Jacobsen hat die App „Namechecker“ entwickelt. Prinzip: Sag mir deinen Vornamen und ich weiß, wie alt du bist – „mit fünf Jahren Plus-Minus-Toleranz“, sagt Jacobsen. Die App trifft es nicht immer, dafür sind heute zu viele alte Namen wie Paul, Maria oder Johannes wieder angesagt.
Beim Anbändeln in einer Bar kann sie auf jeden Fall hilfreich sein, findet Jacobsen.Letztlich hat die Namens- und Adressanalyse aber einen kommerziellen Hintergrund. „Mit Daten wird nicht nur Geld verdient, sondern es können auch Kosten gespart werden. Schon mit scheinbar banalen Infos wie dem Namen und der Adresse einer Person können konkrete Aussagen über Interessen und Kaufgewohnheiten getroffen werden“, erklärt Jacobsen. Der Name verrät ihm in vielen Fällen nicht nur das Alter eines potenziellen Kunden, sondern auch seine ethnische Zugehörigkeit; die Adresse gibt über ihre Lage in einem Stimmbezirk Auskunft über die Kaufkraft vor Ort und ob dort eher Singles oder Familien leben. Mit diesen Profilen kann etwa ein Möbelhaus aus seiner Datenbank die Kunden heraussuchen, bei denen der Katalogversand Sinn macht.
Der Diplom-Statistiker und Geschäftsführer der Marancon GmbH in Bonn zeigte den Standbesuchern zudem, welche Informationen aus Visitenkarten abgeleitet werden können. Fehlt etwa +49 bei der Rufnummer, dürfte das Unternehmen nur regional unterwegs an. An der Anzahl der Stellen der Durchwahlnummer kann er abschätzen, wie viele Mitarbeiter voraussichtlich dort beschäftigt sind. Das sei alles kein „Hexenwerk“, so Jacobsen, sondern aus öffentlich zugänglichen Daten abzulesen.
- Der 3. Westfalen-Kongress findet am 6. November (Donnerstag) von 9 bis 18 Uhr im Kongresszentrum Westfalenhallen statt.
- Initiiert und veranstaltet wird der Kongress von der Arbeitsgemeinschaft Westfalen-Kongress. Diese besteht aus Uta Rusch, Geschäftsführerin der Net-Well Consult Ltd., und Jürgen Wallinda-Zilla, Geschäftsführer der Zilla Medienagentur GmbH.