Das tut sich auf der Riesen-Baustelle am Dortmunder Hafen Boden für neues ICE-Werk wird bereitet

Riesen-Baustelle am Hafen: Boden für neues ICE-Werk wird bereitet
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Autofahrer haben die Baustelle gut im Blick. Auf einer Fläche von 25 Hektar erstreckt sich der Baugrund für das neue ICE-Werk der Deutschen Bahn direkt unter der Hafenbrücke, die den Hafen mit der Autobahn 45 verbindet. Zu sehen sind dort aktuell jede Menge Schwerlaster und Bagger. „Im Schnitt verlässt alle sechs Minuten ein mit Erde vollbeladener LKW unser Gelände. Die Waage wird manchmal zum Nadelöhr“, erklärt Maria Otte, Projektleiterin der DB für den Bau des ICE-Werks.

Die Aufnahme aus der Vogelperspektive zeigt die Baustelle für das künftige ICE-Werk, das nördlich der Hafenbrüche (unten) entsteht.
Die Aufnahme aus der Vogelperspektive zeigt die Baustelle für das künftige ICE-Werk, das nördlich der Hafenbrüche (unten) entsteht. © Kevin Kisker

Gut vier Monate nach dem offiziellen Baustart ist schon ein großer Fortschritt zu erkennen. Das Gelände wird gewissermaßen tiefergelegt: Bis zu dreieinhalb Meter Erdreich werden abgetragen. Denn anders als zu früheren Güterbahnhof-Zeiten, als Waggons auf einer abschüssigen Strecke auf einer riesigen Gleisharfe rangiert und sortiert wurden, muss das Areal für das ICE-Werk absolut eben sein.

730.000 Tonnen Erdreich werden deshalb abgetragen und abgefahren. Der Boden kommt auf Deponien in der Region oder wird aufbereitet und wiederverwertet, erklärt Maria Otte. Immer begleitet werden die Aushubarbeiten von Experten für Kampfmittelbeseitigung. Bislang sind allerdings keine Bomben-Blindgänger aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs aufgetaucht. Offensichtlich ist das Gebiet schon nach dem Krieg gründlich aufgearbeitet worden, vermutet Maria Otte.

Ein Schild weist auf die Suche nach Bomben-Blindgängern hin.
Auch mögliche Bomben-Blindgänger hat man bei den Bauarbeiten auf dem Gelände an der Westfaliastraße immer im Blick. © Oliver Schaper

Bis 2007 war das Areal in der Westfaliastraße gleich neben dem Hafen einer der größten Rangier-Bahnhöfe der Region, lag dann lange Zeit brach. Künftig sollen hier hochmoderne ICE-Züge gereinigt und gewartet werden. Für die langen Ganzzüge entsteht eine 480 Meter – also fast einen halben Kilometer – lange Werkshalle auf dem nördlichen Abschnitt des Areals zwischen der Hafenbrücke und der Franziusstraße. „Das wird bundesweit die längste Halle im Bereich des DB-Fernverkehrs“, sagt die Projektleiterin.

Ein Bauarbeiter geht zwischen Baufahrzeugen über das Aushub-Gelände.
Bis zu dreieinhalb Meter tief wird der Boden des alten Rangierbahnhofs abgetragen. © Oliver Schaper

„Im Mai sind wir durch mit der Bodenprofilierung. Dann wird die Baugrube für die Werkshalle ausgehoben“, erklärt Maria Otte den weiteren Zeitplan. Ab Ende Juli wachsen dann die ersten Gebäude in die Höhe. Neben der Riesenhalle für die ICE-Züge entstehen Lager-, Werkstatt- und Verwaltungsgebäude und natürlich jede Menge Gleisanlagen. Insgesamt 400 Millionen Euro investiert die Bahn in das hochmoderne Werk, das Mitte 2027 in Betrieb gehen soll. „Wir haben einen ambitionierten Terminplan und ein ambitioniertes Budget. Aber wir sind aktuell auf Kurs“, freut sich die Projektleiterin.

Das ICE-Werk soll nicht nur eines der modernsten, sondern auch eines der klimafreundlichsten Europas werden. Aktuell werden auf einer rund 2000 Quadratmeter großen Fläche unmittelbar nördlich der Hafenbrücke, die künftig als Mitarbeiter-Parkplatz genutzt wird, 85 Bohrlöcher für eine Geothermieanlage gesetzt. „70 Löcher sind schon geschafft, 15 fehlen noch. Sie reichen 200 Meter tief in die Erde. Das wird eine der größten Geothermieanlagen in NRW“, sagt Maria Otte. Sie erzeugt in etwa so viel Energie, wie 2.400 Haushalte im Jahr verbrauchen.

85 Bohrlöcher für eine Geothermie-Anlage werden auf dem Gelände gesetzt.
85 Bohrlöcher für eine Geothermie-Anlage werden auf dem Gelände gesetzt. © Oliver Schaper

Mit der Erdwärme an der Westfaliastraße werden alle Anlagen und Gebäude des ICE-Werks komplett mit Wärme versorgt beziehungsweise klimatisiert. Und für die Stromversorgung entsteht später auf dem begrünten Dach der Werkshalle eine riesige Photovoltaik Anlage. Sie soll bis zu 60 Prozent des Strombedarfs des ICE-Werks decken. Bis dahin muss aber erst noch viel Erde und Baumaterial auf dem früheren Güterbahnhof-Gelände bewegt werden.